2024-04-25T14:35:39.956Z

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Stärker eingeschätzte Konkurrenz wie den TSV Neunkirchen (in schwarz) ließ Kirchehrenbach (blau) hinter sich. F: Ralf Rödel
Stärker eingeschätzte Konkurrenz wie den TSV Neunkirchen (in schwarz) ließ Kirchehrenbach (blau) hinter sich. F: Ralf Rödel

Die unscheinbaren Siegertypen des TSV Kirchehrenbach

Von der grauen Maus zum Kreisliga-Spitzenteam: Ein Meisterporträt des Neu-Bezirksligisten

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Nicht viele hatten den TSV Kirchehrenbach vor der Saison im Meisterschaftsrennen auf dem Zettel. Und auch für die Verantwortlichen kommt der Erfolg zumindest überraschend. Nach holprigem Start steht die mit vielen Einheimischen bestückte Elf von Trainer Christian Martin zwei Spieltage vor Saisonende als Meister fest.
„Eine kontinuierliche Steigerung“ erkennt Kirchehrenbachs Fußball-Abteilungsleiter Uwe Schirner, wenn er auf die zurückliegenden drei Spielzeiten blickt. 2014 hatte man den Bamberger Christian Martin von der DJK Don Bosco ans Walberla geholt, wo er den zweiten Aufstieg in seiner Trainerlaufbahn perfekt machte. Seine Premierensaison endete in der Kreisliga 1 auf Rang zehn; zurück in der Kreisliga 2 sprang in der abgelaufenen Runde trotz Rang zwei zur Winterpause nur Tabellenplatz sechs heraus.

Die beiden Rückserien wiesen deutliche Parallelen auf: Beide Male war im Frühjahr ein Einbruch erkennbar, der dieses Mal ausblieb. „Nach Rückschlägen hatte zum Ende hin die Spannung gefehlt, doch die Mannschaft hat sich unter Christian Martins intensiver Arbeit von Jahr zu Jahr weiterentwickelt“, stellt Schirner fest, der die starke Defensivarbeit hervorhebt.

Mit nur 21 Gegentoren waren die Kirchehrenbacher hinten eine Festung, behielten so in engen Partien die Oberhand oder verloren zumindest nicht. So trotzte man dem Meisterschaftsfavoriten DJK Weingarts im Rückspiel ein 0:0 ab und fuhr gegen die direkten Konkurrenten Ermeuth und Neunkirchen vier Punkte ein.

Nach drei Auswärtsniederlagen zum Auftakt und sechs Punkten aus fünf Spielen sprachen nicht wenige von einer Schwäche auf fremden Plätzen, die die Martin-Elf eindrucksvoll widerlegen konnte: Es folgten 21 ungeschlagene Spiele am Stück – bei nur vier Unentschieden. Als einen Trumpf nennt Coach Martin die Ausgeglichenheit des Kaders: „Wir haben keinen richtigen Knipser gebraucht. Wenn Niklas Stelzner (zwölf Tore, d. Red) nicht getroffen hat, waren andere zur Stelle.“ Gleich 14 unterschiedliche Torschützen sind vorzuweisen und auch das zwischenzeitliche Verletzungspech sowie berufliche Abgänge konnte der 48-Jährige ohne Leistungsabfall ausgleichen. „Da haben die Jungs einen speziellen Geist entwickelt und sind immer an ihre Leistungsgrenzen gegangen. Außerdem haben wir keinen Gegner unterschätzt und sind stets mit der gleichen Konzentration zu Werke gegangen.“ In seinem dritten Jahr in Kirchehrenbach trug vor allem die taktische Arbeit Früchte: „Wir konnten auch während eines Spiels das System ändern, was zu dem einen oder anderen Punktgewinn geführt hat.“ So zeichnete sich ab, dass es für ganz oben reichen könnte. Den günstigen Umstand, dass vier Aufsteiger, aber kein Bezirksliga-Absteiger neu in die Liga kamen, nutzte der TSV für sich aus: „Im Hinterkopf haben wir an die Schwächephasen aus den Vorjahren gedacht, den Spielern aber keinen Druck gemacht. Der Aufstieg war von Vereins- und Trainerseite aus nie ein Thema. Das haben die Jungs sich selbst in den Kopf gesetzt“, verrät Schirner. „Christian kam mit dem Ziel hierher, eine solide Kreisligamannschaft zu formen. Letztlich wollten wir den nächsten Schritt nach vorne machen, mit einem derartigen Erfolg hatten alle Beteiligten nicht wirklich gerechnet.“ Die Planungen für die Bezirksliga sind noch gar nicht so richtig angelaufen. Fest steht nur, dass mit Stephan Schleiwies ein Kirchehrenbacher Urgestein das Traineramt von Martin übernimmt, der beim 1. FC Burk eine neue Herausforderung sucht. Stürmer Mathias Schuhmann geht als Co-Trainer zur SG Pinzberg/Gosberg und schließt sich damit seinem Heimatverein an. Mit fast nur einheimischen Spielern und einem Gros, der schon seit Jahren in Kirchehrenbach spielt, haben sie gezeigt, was mit mannschaftlicher Geschlossenheit möglich ist.

Erster Aufstieg der Karriere

Für viele ist es der erste Aufstieg der Karriere: „Es ist immer schwierig, Verstärkungen an Land zu ziehen. Der bestehende Kader hat unser vollstes Vertrauen für das bevorstehende Abenteuer.“ An die neue Spielklasse wird man sich gewöhnen müssen. „Viele Derbys fallen weg, außerdem haben wir in der Kreisliga 2 viele Freundschaften zu anderen Vereinen. Wir werden sehen, wie attraktiv die Liga für das Umfeld sein wird.“ Den Feierlichkeiten auf Platz und Kabine beim SC Eckenhaid, wo man mit einem 5:1-Erfolg alles klar machte, schloss sich ein Autokorso zurück ans Walberla an, wo Fans und Gönner am Ortseingang mit Freibier warteten. Die Festgemeinde zog ans Sportheim, wo sich ein langer Abend anschloss. Montags folgte der Empfang bei der Bürgermeisterin. „Wir feiern intern weiter, eine offizielle Meisterschaftsparty wird es aber nicht geben. Wir verbinden das mit dem Festakt zum 90-Jährigen Jubiläum des Vereins in zwei Wochen“, so Schirner.

Aufrufe: 023.5.2017, 09:42 Uhr
Jonas Baier (NN Forchheim)Autor