2024-06-19T10:33:50.932Z

Querpass
– Foto: Hans Krämer

Die Diva von der Obermosel

Kreisliga A: An Konstanz mangelt es Aufsteiger SV Viktoria Wasserliesch/Oberbillig noch. Vereinsurgestein Carlo Lambert mahnt zu mehr Gelassenheit - und baut auch auf einen, der im betagten Fußballalter noch Wertvolles leistet.

Auf und nieder, SV Viktoria: In den bisherigen acht Partien in der Kreisliga A hat der Aufsteiger aus Wasserliesch und Oberbillig schon einige Höhen und Tiefen erlebt. Mehr Konstanz reinzubringen, ist das große Ziel von Trainer Carlo Lambert.

Das Torverhältnis von 17:24 spricht Bände: Im Schnitt schoss der SV Viktoria Wasserliesch/Oberbillig bislang gut zwei Treffer pro Partie, kassierte aber auch drei. Starken Auftritten in den Heimspielen gegen die SG Osburg (3:2) und im Derby gegen den FC Könen (4:3) folgten schwache Partien, wie etwa das 1:4 gegen Mitaufsteiger SV Freudenburg und das 1:6 beim ebenfalls aus der B-Liga aufgerückten TuS Reinsfeld. Zuletzt gab es mit dem 0:1 daheim gegen die SG Serrig/Saarburg ein eher untypisches Resultat. „Wir sind im Stande, gegen jede Mannschaft zu gewinnen, genauso aber auch gegen jede zu verlieren“, sagt Trainer Carlo Lambert, das Urgestein des SV Viktoria, der gerade die Feierlichkeiten zum 100-jährigen Bestehen mit dem Kommersabend und dem Konzert der Leiendecker Bloas abgeschlossen hat. Lambert weiß um die „extremen Schwankungen in Leistung und Einstellung. Sie sind schon sehr stark bei uns“. Die Spieler würden sich untereinander gut verstehen – auf und neben dem Platz. Es sei aber so, dass es einige „fast divenhafte Charaktere“ im Kader gebe, die „nicht immer das abrufen, was sie können. Da fehlt mir manchmal Mentalität und Einstellung“, so Lambert. Der 48-jährige Wasserliescher wird aber nicht müde „genau das einzufordern“. Er sieht das Potenzial im Team: „Wenn alles passt, können wir sehr gut mithalten. Wir haben noch sehr viel Luft nach oben.“ Der Unterschied zur B-Klasse sei vor allem die Robustheit der Gegner und der Umstand, dass Fehler schneller bestraft würden.

Warum ein 46-Jähriger noch so wichtig fürs Team ist

Die Flut an Gegentoren macht Lambert indes nicht nur an den Defensivspielern fest: „Wir müssen im Gesamten kompakter sein.“ Eine Schlüsselrolle kommt dabei Christian Albrecht zu. Auch mit seinen 46 Jahren besticht der frühere Eintracht-Trier-Akteur durch viel Übersicht und eine ausgereifte Technik, gibt zudem als verlängerter Arm wertvolle Impulse, hat aber mit Knieproblemen zu kämpfen. Deshalb bringt er es bislang nur auf drei Einsätze. „Ali ist immer noch sehr wichtig für das Team und auch für mich. Seine Anwesenheit ist immer deutlich spürbar. Ich hoffe, dass er uns noch weiter helfen wird“, sagt Lambert, der in Mike Herresthal einen weiteren Führungsspieler ausmacht („Er macht das ganz toll.“)

Das Ziel Klassenverbleib steht an der Obermosel über allem. „Es wäre sehr schade, wenn wir nach 50 Jahren erstmals wieder A-Ligist sind und dann direkt wieder runter müssten“, lässt auch Präsidiumsmitglied Hubert Ludwig durchblicken. Die über die vergangenen Monate verteilten Feierlichkeiten hätten viele im Verein „eine Menge Zeit, Kraft und Nerven gekostet“. Nun liege der absolute Fokus wieder auf dem Sportlichen, so Ludwig, der keinen Hehl daraus macht, dass er sich um den Ligaverbleib sorge. Coach Lambert mahnt das gesamte Umfeld zur Geduld und macht bei einigen „Schwarz-weiß-Denken“ aus: „Nach dem Könen-Spiel war alles super, nach dem Spiel gegen Saarburg dachte ich, es wäre jemand gestorben. Mich stört das mittlerweile weniger, aber für die Jungs wäre es etwas anders besser.“

Die ersehnte Rückkehr von Jan Baudner

Die nächste Aufgabe bringt Lamberts Elf nun auswärts mit der SG Kordel/Welschbillig zusammen. Den 13. und den Neunten trennen vier Plätze und fünf Punkte, wobei Wasserliesch/Oberbillig eine Partie im Rückstand ist. „Mit der entsprechenden Motivation können wir Kordel auf Abstand halten. Gehen wir so wie gegen Saarburg zu Werke, verlieren wir mit Sicherheit“, sagt Lambert. Aktuell seien einige Spieler angeschlagen. Daniel Bobinets erwartet er aus dem Urlaub zurück und auch Marvin Mayer sollte – wenn sein geschundener Rücken hält – wieder stärker auftreten können. Wichtig ist für Lambert auch die Rückkehr des etatmäßigen Spielführers Jan Baudner, der an den Folgen eines im Winter erlittenen Kreuzbandrisses laboriert.

Trotz aller Probleme, die es mitunter gibt, überwiegt bei Lambert aber klar das Positive: „Es macht riesigen Spaß, mit diesen Jungs und in diesem Umfeld zu arbeiten. Ich wünsche mir nur sehr, dass alle einen Schritt mehr in die richtige Richtung machen. Weg von der Diva halt, hin zu mehr Charakter.“

Aufrufe: 018.10.2019, 10:42 Uhr
Andreas Arens Autor