2024-05-02T16:12:49.858Z

Ligabericht
Dieser Mann ist schneller als jeder deutsche Bundesliga-Profi: Der Wiesenauer Karsten Holzki (rechts) schießt gegen Lok Frankfurt in drei Minuten den schnellsten Hattrick Brandenburgs.  Foto: Marc Schütz
Dieser Mann ist schneller als jeder deutsche Bundesliga-Profi: Der Wiesenauer Karsten Holzki (rechts) schießt gegen Lok Frankfurt in drei Minuten den schnellsten Hattrick Brandenburgs. Foto: Marc Schütz

Der schnellste Hattrick Brandenburgs

Karsten Holzki schießt für die SG Wiesenau II in drei Minuten drei Tore, ist somit schneller als jeder deutsche Profi und sorgt gegen Lokomotive Frankfurt für einen waschechten Rekord.

Kein deutscher Profi ist so schnell wie er. Beim 11:0 der SG Wiesenau II gegen Lokomotive Frankfurt macht Karsten Holzki in 180 Sekunden drei Treffer. Würde er in der Bundesliga spielen, wäre er jetzt nicht nur Brandenburger, sondern auch deutscher Rekordhalter. So muss er sich den Titel mit zwei anderen Amateurkickern teilen.

Karsten Holzki ist gut gelaunt. Das weiße Trikot umgedreht übergestreift, die Fußballschuhe ausgezogen, sitzt er nach dem 11:0-Erfolg der SG Wiesenau II gegen Lokomotive Frankfurt am Donnerstagabend auf einer Holzbank am Spielfeldrand. Dass er vor wenigen Minuten den schnellsten, dokumentierten Hattrick des brandenburgischen Fußballs geschossen hat, weiß er noch nicht. Zu seinen drei Blitztoren in Minute 75, 76 und 77 sagt der 37-Jährige trocken: „Das war überraschend“.


Tatsächlich sah es bis zu eben jener 75. Minute überhaupt nicht danach aus, dass der Name Karsten Holzki überhaupt auf der Torschützenliste stehen würde. Und schon gar nicht mit drei Treffern innerhalb von 180 Sekunden. Ein Feuerwerk, das den 37-Jährigen in eine Liga mit Profistürmern wie dem Senegalesen Sadio Mané vom FC Southampton stellt, der vor knapp drei Wochen beim 6:1-Sieg seines Teams gegen Aston Villa dreimal innerhalb von nur 2:56-Minuten traf. Also vier Sekunden weniger brauchte als Holzki.

Nur wenige Profis waren noch schneller: Der italienische Nationalstürmer Valentino Mazzola oder der Niederländer Jan Seelen zum Beispiel. Beide benötigten nach Angaben der UEFA jeweils nur zwei Minuten für ihr Tortrio, der Schotte Tommy Ross im Jahr 1964 sogar nur anderthalb. Sein Rekord hielt über dreißig Jahre. Bis der Schwede Magnus Arvidsson im November 1995 in einem Zweitligaspiel zu seinem 89-Sekunden-Sturmlauf ansetzte. Seine drei Treffer für den IFK Hässleholm stehen sogar im Guinnes-Buch der Rekorde.

Einen deutschen Kicker aus den Bundesligen sucht man in diesem Zeitfenster vergebens. Karsten Holzki von der Kreisklasse-Truppe der SG Wiesenau ist so gesehen ein Rekordhalter, der in Deutschland schneller Hattricks macht als jeder noch so torgefährliche Profi. Kein Müller, kein Klose. Nicht einmal ein Beckenbauer hat in seiner Karriere so schnell getroffen.

Fußballgott, wo bist du? Am Donnerstagabend war er in Wiesenau und schenkte Karsten Holzki vor 30 Zuschauern einen Blitz-Hattrick in nur 180 Sekunden. Foto: Marc Schütz


Dokumentierte Beispiele aus dem deutschen Amateurfußball gibt es hingegen zwei. Allerdings war weder der Berkenthiner Nils Edler (33., 34. und 35. Minute) noch der Delmenhorster Mesut Yilmaz (87., 87. und 89. Minute) schneller als der Wiesenauer mit den grauen Schläfen. Das Problem an der Messung: Weder in Schleswig-Holstein und Niedersachsen noch in Brandenburg gibt es Aufzeichnungen von den Spielen, bei denen man die genaue Sekundenzahl messen könnte. Also müssen die Minuten genügen. Gleichstand zwischen Nord und Ost.

Neben Karsten Holzki steht mittlerweile Nico Krause. Er ist ebenfalls Spieler bei der SG Wiesenau und macht den Eindruck, als würde er am liebsten gar nichts sagen zu den vergangenen 90 Minuten. Ein „Hm“ ist ihm zu entlocken, hier und da ein „Ja“ oder ein Nicken. Mehr nicht. Dabei hat er Karsten Holzki beim 11:0 gegen die Frankfurter Lokomotive sogar noch überflügelt. Vier Tore schoss der 21-Jährige und während man sich die Freude im Gesicht des jungen denken muss, badet der ältere der beiden Torschützen noch ein wenig im Saft des Sieges: „Zwei, drei Treffer mehr hätten es schon sein können“, findet Holzki. „Aber wir haben alles gegeben“, sagt er noch. Wäre mehr als alles möglich, müsste man vermutlich weitere Rekordübersichten wälzen, denn auf dem Spielberichtsbogen, der die Torschützen vermeldet, findet sich noch ein Name: Thomas Staroske, SG Wiesenau II, Treffer: drei. Kommentar zum Spiel: „Ich hatte gedacht, es würde schwerer für uns werden.“ Aber das nur am Rande.


Wer hat Angst vor diesem Sturm? Zehn der elf Wiesenauer Tore schossen Nico Krause, Thomas Staroske und Karsten Holzki (von links). Foto: Marc Schütz


Maximal drei Minuten für drei Tore - die schnellsten Hattricks im Überblick:

89 Sekunden: Magnus Arvidsson gilt als der offizielle Rekordhalter aller Hattrick-Könige. Im schwedischen Zweitligaspiel IFK Hässleholm gegen Landskrona BoIS im November 1995 sichert er seinem IFK mit drei Treffern in 89 Sekunden den Klassenerhalt.

90 Sekunden: Tommy Ross braucht im Jahr 1964 nur eine Sekunde länger als der schwedische Hattrick-Kaiser. Gegen Nairn County FC trifft der Schotte für den County FC in 90 Sekunden dreimal.

120 Sekunden: Manche Teams benötigen zwei Minuten, um ein Spiel aufzubauen. Der italiniesche Stürmer Valentino Mazzola braucht im April 1947 beim 6:0 des Torino FC gegen Vicenza Calcio solange, um seinen Hattrick zu machen.

120 Sekunden: Der König der Hattrick-Holländer heißt Jan Seelen. Im März 1959 schießt er für den AFC Ajax in zwei Minuten drei Tore. Das Spiel gegen den SVV Scheveningen endet 9:2 für Seelens Team.

150 Sekunden: Erik Karlsen ist im Mai 1977 nicht nur schnell, sondern auch gleich von Beginn an hellwach: Für den norwegischen Lillestrøm SK hat er gegen Mjøndalen bereits in der siebten Minute drei Treffer gemacht - innerhalb von 150 Sekunden.

150 Sekunden: James Hayter ist ein Joker der Extraklasse: Im Februar 2004 wird der Stürmer für den englischen AFC Bournemouth gegen Wrexham erst in der 84. Minute eingewechselt. Dann lässt er sich aber nicht lange bitten. Innerhalb von zweieinhalb Minuten erhöhte er von 3- auf 6:0.

176 Sekunden: Am 16.Mai twitterte der offizielle Kanal der englischen Premier League, dass es einen neuen Rekordhalter in Sachen Hattrick gibt. Sadio Mané vom Southampton FC schoss gegen Aston Villa in nicht einmal drei Minuten drei Tore und erzielte damit in dieser Saison den schnellsten Hattrick Europas und in der Premier League überhaupt.

180 Sekunden: Auch in der Niedersächsischen Kreisklasse Oldenburg-Land ist man schnell. Mesut Yilmaz trifft im August 2014 in der 87. und 89. Minute gleich dreimal und gewinnt mit dem Delmenhorster TB gegen Kleinenkneten mit 7:1.

180 Sekunden: Beim Stand von 7:0 dreht der bis dato eher unauffällige Wiesenauer Karsten Holzki im Mai 2015 gegen Lokomotive Frankfurt (Oder) auf und schießt drei Tore in Minute 75., 76. und 77. Das Spiel endet 11:0 für die SG Wiesenau.

180 Sekunden: Im Dezember 2004 nimmt sich Nils Edler vom TSV Berkenthin ein Herz, nachdem sein Team innerhalb von nur 20 Minuten 2:0 hinten liegt. Er dreht das Spiel mit seinen drei Treffern in der 33., 34., und 35. Minute zum 2:3 Endstand.

180 Sekunden: Giorgos Dedes macht im März 1965 innerhalb von drei Minuten drei Treffer und schreibt damit Griechische Fußballgeschichte. Sein Panionios GSS gewinnt das Spiel gegen Panegialios FC mit 7:1.

180 Sekunden: Der Mazedonier Filip Ivanovski sichert sich mit drei Toren in drei Minuten in der Saison 2011/12 einen Platz unter Europas Hattrick-Königen zu markieren. Er schießt die Hälfte aller Treffer beim 5:1 des Erstligisten FK Vardard gegen den FK Napredok.


>>>Immer noch nicht genug? Hier gibt es alle Daten und Fakten zum Spiel, den ausführlichen Liveticker zum Nachlesen und die Lösung des Rätsels um den elften Wiesenauer Treffer!

Aufrufe: 029.5.2015, 10:52 Uhr
Marc SchützAutor