Chipo, über Deine Social-Media-Kanäle verbreitest Du immer wieder Fotos aus Deiner Profivergangenheit, aus Deiner Zeit bei Koblenz und Fürth. Liegt das daran, dass Du einfach Stolz bist auf diese Phase - oder weil Du noch nicht so ganz abgeschlossen hast damit?
Ein bisschen von beidem. Ich kann durchaus Stolz sein auf meinen Werdegang, ohne arrogant klingen zu wollen. Aber mein Weg in den Profifußball war sehr steinig. Ich bin ja von meiner Heimat im Kosovo direkt hier nach Fürth gekommen und musste mich auch privat erst einmal zurecht finden. Alles in allem muss ich aber auch zugeben, dass ich noch mehr erreichen hätte können. Ich habe die schönen Seite des Profilebens gesehen, aber auch die schlechten. Und vielleicht wäre einiges anders gelaufen, hätte ich andere Entscheidungen gefällt.
Begonnen hat Deine Karriere in Deiner kosovarischen Heimat, beim FC Prishtina, von dem aus Du 2008 nach Franken gewechselt bist. Erzähl mal von damals: Warum hast Du Deine Heimat verlassen?
Da muss man etwas weiterholen. Um mir ein besseres Leben ermöglichen zu können, bin ich mit fünf Jahren zu meiner Oma nach Berlin gezogen. Meine Eltern sind vorerst noch im Kosovo geblieben und erst später nachgezogen. Bis ich 17 Jahre alt war, bin ich in Deutschland geblieben und habe in Berlin-Neukölln gewohnt und Fußball gespielt. Ich war praktisch Deutscher, konnte die Sprache perfekt, war voll integriert - wurde aber dennoch abgeschoben. Die schwierigste Phase meines Lebens.
Wie ging es weiter?
Nachdem der Krieg im Kosovo beendet war, wurden viele meiner Landsleute wieder zurückgeführt. Es hätte die Möglichkeit gegeben, mich irgendwie zu verstecken. Doch das wollten weder ich noch meine Eltern. Innerhalb von fünf Monaten musste ich also dann zurück in meine ursprüngliche Heimat. Ich wurde zwar dort geboren, aber Kosovo war für mich ein fremdes Land. Es war schon hart, als ich dort wieder war. Mein großer Anker damals war der Fußball. Beim FC Livia in der Nähe von Prizren habe ich Anschluss gefunden. Mein Ziel war es dennoch, wieder nach Deutschland zurückzukehren.
Durch den Fußball?
Das war zunächst gar nicht meine Intension. Klar, ich habe Fußball gespielt - und das nicht mal so schlecht. Für mich stand der Spaß am Spiel aber im Vordergrund. Und es lief immer besser. Mit 17 habe ich erste kosovarische Liga gespielt - unter sehr professionellen Bedingungen. Wir haben an sehr vielen Turnieren im Ausland teilgenommen. Der beste Verein des Landes, der FC Prishtina, wurde auf mich aufmerksam. Ich habe dort einen 4-Jahres-Vertrag unterschrieben und konnte damit meine Eltern finanziell unterstützen. Mein Verdienst waren 500 Euro - eine riesen Summe damals. Es ging wieder aufwärts.
Und wie bist Du dann ausgerechnet in Franken, bei Greuther Fürth, gelandet?
Wir haben mit Prishtina gegen den Schweizer Zweitligisten Schafhausen gespielt. Zunächst bin ich auf der Bank gesessen, was mich tierisch genervt hat. Es stand 0:1 als ich eingewechselt worden bin. Mit zwei Assists habe ich dazu beigetragen, dass wir das Spiel drehen konnten. Zufällig war bei dieser Partie ein Scout der Fürther vor Ort. Es folgte ein Probetraining und kurze Zeit später die endgültige Verpflichtung. Die Erlösung. Ich konnte zurück nach Deutschland - und das auch noch als Profi. Mehr ging nicht.
Es wirkt dennoch von außen so, als hättest Du Dein Glück erst gefunden, als Du in Erlangen gelandet bist. Erst als Spieler des SC Eltersdorf, dann als (Spieler-)Trainer des ATSV Erlangen. Ist das tatsächlich so?
Nach dem Abstieg mit Koblenz bin ich auf Vermittlung des ehemaligen kosovarischen Nationaltrainers Albert Bunjaku zu Djurgardens nach Schweden gewechselt. Besonders bitter: Diejenigen, mit denen ich den Vertrag ausgehandelt hatte, sind kurz Zeit später zurückgetreten und deren Nachfolger haben nicht unbedingt auf mich gesetzt. Umso glücklicher war ich dann, als ich nach Eltersdorf gewechselt bin und dort mit offenen Armen empfangen wurde. Erlangen war insgesamt ein Volltreffer für mich - nicht nur, weil ich hier meine Frau kennengelernt habe. Und auch meine ersten Trainererfahrungen habe ich bei den Quecken als deren B-Jugendtrainer sammeln können. Jugendleiter war damals übrigens Jörg Markert, dem ich später zum ATSV gefolgt bin.