2024-04-30T13:48:59.170Z

Ligabericht
Schwarz auf Weiß: Sieben Teams innerhalb von drei Punkten an der Tabellenspitze. Wer bietet mehr?
Schwarz auf Weiß: Sieben Teams innerhalb von drei Punkten an der Tabellenspitze. Wer bietet mehr? – Foto: Screenshot: FuPa/Helmut Weigerstorfer

Die spannendste Liga Bayerns

In der Bezirksliga Mittelfranken Nord rangieren sieben (!) Team zur Winterpause innerhalb von drei Punkten an der Tabellenspitze

"Chipo" Skeraj ist viel rumgekommen. Als Spieler war er Profi - u.a. bei der SpVgg Greuther Fürth und TuS Koblenz. Als (Spieler-)Trainer führte er den ATSV Erlangen von der Bezirks- in die Bayernliga. Für den mittelfränkischen Verein ist er - nach kurzer Unterbrechung - inzwischen wieder aktiv. Er steht seit Saisonbeginn bei der U23 an der Linie. In der Bezirksliga Mittelfranken Nord. Und das, was er dort erlebt, sucht seinesgleichen. "Ich habe ja schon einiges miterlebt. Aber ich habe noch nie eine Liga gesehen, die so spannend ist."

Die Fakten in Form der Tabellen zur Winterpause spricht eine eindeutige Sprache: Mögeldorf ist Spitzenreiter - mit 36 Punkten. Auf Rang 7 rangiert Kalchreuth - mit 33 Zählern. Dazwischen: Schwaig, Weisendorf, Hersbruck, Germania Nürnberg und der Baiersdorfer SV. Die schlichten Zahlen in Worte gefasst: In der Bezirksliga Mittelfranken Nord rangieren sieben (!) Mannschaften innerhalb von drei Punkten an der Tabellenspitze. Diese 7. Liga ist die spannendste Liga Bayerns! Wer anderer Meinung ist, soll Beweise liefern (an bayliga@fupa.net) oder für immer schweigen.

Einer, der Worte für diesen Wahnsinn findet, ist der eloquent-sympathische Shqipran Skeraj. Der versucht die Lage etwas genauer zu erklären: "Es gibt in praktisch in keinem Spiel einen Favoriten oder Außensteiger. Vor allem Baiersdorf, Mögelsdorf und Germania Nürnberg sind spielerisch echt top. Selbst Teams wie Absteiger Vach, die nicht zur Führungsgruppe gehören, können jeden schlagen." Der ATSV Erlangen II reiht sich drei Punkte vor den Relegationsplätzen ein. Der Aufsteiger tut sich schwer, obwohl Bayernliga-erfahrene Spieler wie Bless Fiebig dem Kader angehören. Das spricht für sich bzw. das Leistungsniveau in der Bezirksliga Mittelfranken Nord.

Michael Krämer (hier im Trikot von Bayreuth, Mitte) schnürt inzwischen für den Baiersdorfer SV die Schuhe.
Michael Krämer (hier im Trikot von Bayreuth, Mitte) schnürt inzwischen für den Baiersdorfer SV die Schuhe. – Foto: Peter Mularczyk

Apropos klingende Namen und Qualität. Davon gibt es in dieser Spielklasse mehr als genug. So läuft u.a für den SV Schwaig in vorderster Front Christoph Weber auf. Der inzwischen 36-jähriger Stürmer kickte einst beim Club sowie in der Regionalliga für Darmstadt und Fürth II. Oder Michael Krämer vom Baiersdorfer SV. Der 36-Jährige war Zweitliga-Spieler für das Kleeblatt, später noch u.a Viertliga-Kicker im Trikot von Nürnberg, FC Eintracht Bamberg, Schweinfurt und Bayreuth.

"Natürlich ist es - gerade für unsere jungen Spieler - beinahe schon eine Ehre, gegen solche Spieler antreten zu dürfen. Sie sind eine Bereichung für diese Liga", macht Onur Akgöz deutlich. Er ist Spielleiter vom SC Germania Nürnberg, als Aufsteiger wohl die Überraschung der Saison - und natürlich Teil der breiten Spitzengruppe. "Wir gehören der spannendsten Liga Bayern an - das stimmt", betont Akgöz, der sogleich zu erklären versucht, warum.

Sein Team ist zuletzt zweimal in Folge aufstiegen. Von der Kreisklasse in die Bezirksliga ging es vor allem, "weil wir spielerisch stark aufgebaut" sind. Nakou, Simsek & Co. kapierten ziemlich schnell, dass die fußballerischen Fähigkeiten in der Bezirksliga Nord Grundgerüst sind. Will man vorne dabei sein, ist aber mehr nötig: "Wir mussten uns das Kämpferische erst aneignen. Das haben wir relativ schnell geschafft." Und so ist Germania Nürnberg mittendrin in der verrücktesten, weil spannendsten Liga des Freistaates, die aufgrund ihrer Ausgeglichenheit für "Außenstehende ein Traum" ist, und als Funktionär "an die Substanz geht".

Entspanntes zurücklehnen, vielleicht mal die Schlussphase bei einer beruhigenden Führung genießen - das gibt es in der Bezirksliga Nord nicht. Thomas Wagner kann ein Lied davon singen. Er ist Sportlicher Leiter vom Baiersdorfer SV, lange Jahre Inventar der Landesliga. "Die Dichte an guten Teams ist extrem hoch in dieser Liga. Die Mannschaften sind nicht gleich schwach, sondern gleich stark. Die Spiele sind auf hohem Niveau", betont er. Das vielzitierte "Jeder kann jeden schlagen" werde in der Bezirksliga Nord zur Realität.

"Es ist doch ein Traum, wenn in der Rückrunde nicht einige Teams nur noch um die Goldenen Ananas spielen", macht Thomas Wagner, dessen Mannschaft im Vorfeld der Spielzeit als einer der absoluten Titelaspiranten galt, deutlich. Die vielen Unentschieden des Baiersdorfer SV (6 an der Zahl) dürften belegen, wie ausgeglichen die Liga ist. Und das wird sie, so die Prognose von Wagner, auch bleiben: "Nichtsdestotrotz bin ich überzeugt, dass sich die Meisterschaft nicht am letzten Spieltag entscheiden wird."

Der SC Germania Nürnberg (hier: Mehmet Karanfil) ist von der Kreisklasse in die Bezirksliga durchmarschiert - und gehört auch dort zum Spitzenfeld.
Der SC Germania Nürnberg (hier: Mehmet Karanfil) ist von der Kreisklasse in die Bezirksliga durchmarschiert - und gehört auch dort zum Spitzenfeld. – Foto: Sportfoto Zink / O. Gold

Aufrufe: 05.12.2022, 04:30 Uhr
Helmut WeigerstorferAutor