Das mit dem Lieblingsessen, sagt Bernhard Lehnert, hat sich inzwischen eigentlich erledigt. Den „Sechs-Uhr-Cheeseburger“, wie er ihn auf der Homepage des FC Stein bei der Frage nach eben jenem Lieblingsessen nämlich angibt (Lieblingsgetränk übrigens: kühles Helles), kann er zwar noch gut erklären, er mag ihn auch noch, die Gelegenheiten, nach einer Nacht in Diskos und Bars noch schnell etwas beim Fastfood-Brater zu essen, gibt es nur nicht mehr so häufig. „Ich bin ja jetzt fast schon 29, da ist man selten noch bis sechs Uhr unterwegs“, sagt Lehnert.
Knapp 19 dieser 29 Jahre steht er jetzt im Tor, dabei hat er als Feldspieler angefangen, damals in der Jugend des TSV Mühlhof. „Ich habe eigentlich alles gespielt, habe ganz vorne angefangen und bin dann immer weiter nach hinten gerutscht.“ Irgendwann war er dann wirklich ganz hinten angekommen, hat er gemerkt, dass es ihm mehr Spaß macht, ein bisschen durch den Dreck zu hechten, Bälle zu fangen. Also hat er sich ins Tor gestellt. Der, der eigentlich im Tor stand, ist dafür ins Feld gewechselt und hat kurz darauf komplett aufgehört mit dem Fußball, ist Leichtathlet geworden. Lehnert blieb Torwart aus Leidenschaft. Als Vorbild nennt er Peter Schmeichel, den berühmten Nationaltorwart Dänemarks, eine Ikone von Manchester United. Eine Karriere wie Schmeichel hat Lehnert nie angestrebt. Natürlich ist er Club-Fan, aber die Idee dort oder bei einem der anderen wirklich ambitionierten Vereine der Region zu spielen, ist ihm nie gekommen. Für ihn ist der Fußball vor allem eine Möglichkeit, seine Freunde zu sehen, dreimal in der Woche. Er vermisst nichts, arbeitet heute als Maurermeister in der Firma seines Vaters. Das passt ja eigentlich auch schon wieder, dass einer, der beim Fußball im Tor steht dann im richtigen Leben auch noch Maurermeister wird.
Lehnert hat seine Entscheidung für das Tor nie bereut, auch damals nicht, als er - inzwischen zur DJK Schwabach gewechselt - eigentlich keine Lust mehr hatte auf Fußball. Die Sechs-Uhr-Cheeseburger waren damals wichtiger. Ein Jahr lang hat er als A-Jugendlicher kaum gespielt, aber irgendwann wollte er zurück, hat mit der DJK in der Bezirksliga gespielt und ist 2009, als er dort keine Chance mehr sah, nach Stein gewechselt. Dort spielte ein Freund, den er noch aus der Zeit in Mühlhof kannte. Dort durfte er wieder Torwart sein. Einer, der seine Stärken - bei 1,96 Metern Körpergröße - so beschreibt: „Gut und reaktionsschnell auf der Linie, eher nicht so gut, wenn es darum geht, Flanken abzufangen.“ Eher nicht so gut, sagt Lehnert, läuft es auch derzeit auch für ihn und seinen FC Stein. „Eigentlich macht es jetzt schon im zweiten Jahr in Folge nicht so wirklich Spaß“, sagt Lehnert. Letztes Jahr haben sie sich gerade noch vor dem Abstieg gerettet, jetzt stehen sie schon wieder auf dem letzten Platz, jüngst gab es eine 0:3-Niederlage gegen den Sportklub Lauf.
Woran es liegt? Lehnert weiß es natürlich. Schlecht, sagt er, ist die Mannschaft eigentlich nicht, aber faul. Das sagt er dann aber lieber nicht genau so: Er sagt, dass sie es mitunter am Trainingsfleiß vermissen lassen. Daran hat auch der neue Trainer nichts ändern können. Michael Lauth stand früher ebenfalls im Tor. Lehnert ist begeistert vom neuen Trainer. „Ich bin erstaunt, was er für ein professionelles Training macht“, sagt Lehnert, „das hätte ich von einem Ex-Torwart nicht erwartet.“ Nur, dass eben kaum einer kommt, um an diesem professionellen Training teilzunehmen, das ärgert ihn. Trotzdem, glaubt er, können sie sich auch dieses Jahr wieder retten - es muss halt nur der Zusammenhalt wieder besser werden. Vielleicht fangen sie mal mit einem gemeinsam Sechs-Uhr-Cheeseburger an. Wie man Tore verhindert, weiß Bernhard Lehnert. Wie man Tore schießt, soll ihm nächste Woche und an dieser Stelle Tobias Pirkwieser erklären, der seit Jahren regelmäßig für die Spielvereinigung Nürnberg trifft.