2024-06-04T08:56:08.599Z

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Voller Einsatz ganz hinten: Torwart Bernhard Lehnert - hier in Aktion während des Derbys gegen den ASV Zirndorf. Foto: Zink
Voller Einsatz ganz hinten: Torwart Bernhard Lehnert - hier in Aktion während des Derbys gegen den ASV Zirndorf. Foto: Zink
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Der Maurermeister und seine Liebe fürs Tor

Vom Stürmer zum Torwart: Bernhard Lehnert vom FC Stein hat früh gemerkt, dass er nicht Feldspieler sein will

Nürnbergs Fußballer, das sind auch viele kleine Geschichten, die der Ama­teurfußball schreibt. In unserer Serie sammeln wir sie - vom Knoblauchs­land bis zum Fernsehturm. Diesmal machen wir Station am schönen Wald­sportplatz in Stein bei Bernhard Leh­nert.

Das mit dem Lieblingsessen, sagt Bernhard Lehnert, hat sich inzwi­schen eigentlich erledigt. Den „Sechs-Uhr-Cheeseburger“, wie er ihn auf der Homepage des FC Stein bei der Frage nach eben jenem Lieblingsessen nämlich angibt (Lieblingsgetränk übrigens: kühles Helles), kann er zwar noch gut erklären, er mag ihn auch noch, die Gelegenheiten, nach einer Nacht in Diskos und Bars noch schnell etwas beim Fastfood-Brater zu essen, gibt es nur nicht mehr so häu­fig. „Ich bin ja jetzt fast schon 29, da ist man selten noch bis sechs Uhr unterwegs“, sagt Lehnert.

Knapp 19 dieser 29 Jahre steht er jetzt im Tor, dabei hat er als Feldspie­ler angefangen, damals in der Jugend des TSV Mühlhof. „Ich habe eigent­lich alles gespielt, habe ganz vorne angefangen und bin dann immer wei­ter nach hinten gerutscht.“ Irgend­wann war er dann wirklich ganz hin­ten angekommen, hat er gemerkt, dass es ihm mehr Spaß macht, ein bisschen durch den Dreck zu hechten, Bälle zu fangen. Also hat er sich ins Tor gestellt. Der, der eigentlich im Tor stand, ist dafür ins Feld gewechselt und hat kurz darauf komplett aufge­hört mit dem Fußball, ist Leichtathlet geworden. Lehnert blieb Torwart aus Leidenschaft. Als Vorbild nennt er Peter Schmeichel, den berühmten Nationaltorwart Dänemarks, eine Iko­ne von Manchester United. Eine Karriere wie Schmeichel hat Lehnert nie angestrebt. Natürlich ist er Club-Fan, aber die Idee dort oder bei einem der anderen wirklich ambi­tionierten Vereine der Region zu spie­len, ist ihm nie gekommen. Für ihn ist der Fußball vor allem eine Möglich­keit, seine Freunde zu sehen, dreimal in der Woche. Er vermisst nichts, arbeitet heute als Maurermeister in der Firma seines Vaters. Das passt ja eigentlich auch schon wieder, dass einer, der beim Fußball im Tor steht dann im richtigen Leben auch noch Maurermeister wird.

Lehnert hat seine Entscheidung für das Tor nie bereut, auch damals nicht, als er - inzwischen zur DJK Schwa­bach gewechselt - eigentlich keine Lust mehr hatte auf Fußball. Die Sechs-Uhr-Cheeseburger waren da­mals wichtiger. Ein Jahr lang hat er als A-Jugendlicher kaum gespielt, aber irgendwann wollte er zurück, hat mit der DJK in der Bezirksliga gespielt und ist 2009, als er dort keine Chance mehr sah, nach Stein gewech­selt. Dort spielte ein Freund, den er noch aus der Zeit in Mühlhof kannte. Dort durfte er wieder Torwart sein. Einer, der seine Stärken - bei 1,96 Metern Körpergröße - so beschreibt: „Gut und reaktionsschnell auf der Linie, eher nicht so gut, wenn es dar­um geht, Flanken abzufangen.“ Eher nicht so gut, sagt Lehnert, läuft es auch derzeit auch für ihn und seinen FC Stein. „Eigentlich macht es jetzt schon im zweiten Jahr in Folge nicht so wirklich Spaß“, sagt Lehnert. Letztes Jahr haben sie sich gerade noch vor dem Abstieg gerettet, jetzt stehen sie schon wieder auf dem letz­ten Platz, jüngst gab es eine 0:3-Nie­derlage gegen den Sportklub Lauf.

Lob für den Trainer

Woran es liegt? Lehnert weiß es natürlich. Schlecht, sagt er, ist die Mannschaft eigentlich nicht, aber faul. Das sagt er dann aber lieber nicht genau so: Er sagt, dass sie es mit­unter am Trainingsfleiß vermissen las­sen. Daran hat auch der neue Trainer nichts ändern können. Michael Lauth stand früher ebenfalls im Tor. Leh­nert ist begeistert vom neuen Trainer. „Ich bin erstaunt, was er für ein pro­fessionelles Training macht“, sagt Lehnert, „das hätte ich von einem Ex-Torwart nicht erwartet.“ Nur, dass eben kaum einer kommt, um an diesem professionellen Training teilzu­nehmen, das ärgert ihn. Trotzdem, glaubt er, können sie sich auch dieses Jahr wieder retten - es muss halt nur der Zusammenhalt wieder besser wer­den. Vielleicht fangen sie mal mit einem gemeinsam Sechs-Uhr-Cheese­burger an. Wie man Tore verhindert, weiß Bernhard Lehnert. Wie man Tore schießt, soll ihm nächste Woche und an dieser Stelle Tobias Pirkwieser erklären, der seit Jah­ren regelmäßig für die Spielvereinigung Nürnberg trifft.

Aufrufe: 012.11.2015, 11:15 Uhr
Fadi KeblawiAutor