2024-05-14T11:23:26.213Z

FuPa Portrait
Philipp Beigl ist ein positiv Fußballverrückter. Der 25-Jährige ist Torhüter beim TSV Landsberg und geht mit einem klaren Ziel in den zweiten Teil der Saison.	F.: Thorsten Jordan
Philipp Beigl ist ein positiv Fußballverrückter. Der 25-Jährige ist Torhüter beim TSV Landsberg und geht mit einem klaren Ziel in den zweiten Teil der Saison. F.: Thorsten Jordan

Der Lautsprecher im Tor

Torwart Philipp Beigl hat beim Bayernligisten TSV Landsberg zuletzt überzeugt +++ An Selbstvertrauen im Abstiegskampf mangelt es ihm nicht

In den ersten Gesprächsminuten merkt man gleich: Es sitzt einem ein echter Typ gegenüber. Kein Lautsprecher, aber ein positiv Fußballverrückter, der genau weiß, was er will. Kein Wunder: „Toni Andor, mein langjähriger Torwarttrainer in Memmingen, hat großen Wert auf Persönlichkeit und Erscheinungsbild gelegt“, erzählt Philipp Beigl, 25, die Nummer Eins im Tor von Bayernligist TSV Landsberg. Den Fußball hat er übrigens immer dabei: Als Tattoo am rechten Ellenbogen.

Der Physiotherapeut und Ernährungsberater aus Türkheim, der im Gesundheitszentrum Pro Physio in Mindelheim arbeitet, ist eine „falsche Eins“. Denn er hält mit der Rückennummer 27. „Die Eins war schon an Leon Veliu vergeben, als ich im Sommer 2016 vom FC Memmingen nach Landsberg kam. Deshalb hab’ ich die 27 genommen – aus Aberglaube und als Glücksbringer, denn ich bin am 27. September geboren“, verrät Beigl, der bei seinem Ex-Verein in der Regionalliga die Nummer zwei und „Pokal-Torhüter“ war. Am Anfang hat ihm die 27 allerdings kein Glück gebracht: „Gleich im ersten Spiel, beim 0:1 gegen Vilzing, hab’ ich beim Gegentor eine unglückliche Figur abgegeben und in der 94. Minute auch noch eine Rote Karte kassiert – nach einer Diskussion über 30 Meter mit dem Schiedsrichter. Das war ein komplett gebrauchter Tag.“

Damit war er erst mal raus aus dem Tor. „Es gab ohnehin keine klare Nummer eins, ich sollte mich mit Tobias Heiland alle zwei Spiele abwechseln“, erinnert sich der Keeper. Es folgte ein „permanentes Wechselspiel“, am Ende der Saison kam Beigl auf 17 Einsätze. Zum Happy End, zum Klassenerhalt in der Relegation, konnte er allerdings nichts mehr beitragen. Grund: Ein beidseitiger Leistenbruch im letzten Saisonspiel gegen Wolfratshausen. „Ich habe mit dem Kopf geklärt und bin unglücklich gelandet. Da ist es mir in die Leiste geschossen.“ Beigl wurde operiert, sollte vier Wochen pausieren. Doch er ist halt fußballverrückt und ungeduldig: „Drei Wochen nach der OP stand ich beim ersten Training wieder auf dem Platz.“ In der aktuellen Saison hat der Junggeselle seinen Stammplatz sicher. Er hat alle 22 Punktspiele bislang absolviert, dabei 44 Gegentore kassiert – im Schnitt also zwei pro Partie. Auch wenn er der Mannschaft so einige Zähler gerettet hat, gibt er sich selbstkritisch: „44 Tore sind zu viel, damit bin ich nicht zufrieden.“ Zielsetzung für die restlichen 16 Spiele daher: „Dieser Zweierschnitt muss fallen. Denn Relegation muss nicht noch einmal sein. Auf gar keinen Fall.“

Am 20. Januar geht es mit dem Training in Landsberg wieder los. Zum Glück für einen, für den Sport das Wichtigste im Leben ist: „Das ist so, seit ich denken kann.“ Und das ist auch in der ganzen Familie so: Die Eltern kommen zu jedem Spiel, Vater Herbert, einst Torwart bei Salamander Türkheim, war Philipps erster Trainer, Bruder Fabian spielt in Türkheim.

Mit 25 Jahren in der Bayernliga, träumt man da nicht auch mal von höheren Aufgaben? „Klar, das ist immer präsent, auch wenn der Wechsel nach Landsberg genau die richtige Entscheidung war.“ Beigl ist sich sicher: „Ich würde in der Regionalliga bestimmt keine schlechte Figur abgeben.“ Genau dieses Selbstvertrauen braucht man im Abstiegskampf. Der Interviewtermin ist beendet – und jetzt ein Abend vorm Fernseher? „Nein“, sagt Beigl. „Jetzt geht’s ins Fitnessstudio.“ Recht viel mehr Sportler geht eigentlich nicht . . .

Aufrufe: 018.1.2018, 18:36 Uhr
Landsberger Tagblatt / Thomas ErnstbergerAutor