2024-05-02T16:12:49.858Z

Allgemeines
– Foto: Vanessa Gressler

Der Fußball als Blaupause der Politik

Es sind keine leichten Zeiten für den Amateurfußball. Seit Wochen rollt kein Ball und die Aussichten auf eine baldige Rückkehr zum „Normalbetrieb“ halten sich in Grenzen.

In Thüringen war die jüngste Entwicklung von der Entscheidung des Thüringer Fußball-Verbandes geprägt die Saison fortzusetzen. Dies löste verschiedene Reaktionen sowohl positiv als auch negativ aus. Thomas Lässig – Trainer vom SV Eintracht Eisenberg – kommt bei der aktuellen Diskussion im Freistaat aber eine Sache deutlich zu kurz.

„Ich denke man muss den Sport in seiner Gesamtheit betrachten und dann differenziert, emotionslos und gelöst von den persönlichen- und Vereins-Interessen die Sache sehen“, sagt der Eisenberger Übungsleiter. Dabei bricht er eine Lanze für den Fußball-Landesverband, der zur aktuellen Zeit viel Gegenwind für seine Entscheidung die Spielzeit ab September fortzuführen bekommt. „Ich glaube man muss hier mal ein paar Ebenen weiter oben angreifen. Ich hätte mir gewünscht, dass sich der DFB da mehr Gedanken und eine klare Ansage macht, wie verfahren wird. In der Bundesliga und 2. Liga konnte man schließlich auch ein Konzept auf die Beine stellen. Warum kann man das nicht für den Amateurfußball machen? Das Krisenmanagement ist hier nicht gut. Ich hätte mir da von hoher Stelle mehr Initiative gewünscht“, richtet Thomas Lässig, der selber früher Profifußballer war, seinen Appell in die „Bundeszentrale“ nach Frankfurt am Main.

„Aktuell ist das Bild im Fußball eine Blaupause der politischen Situation und Entscheidungen. Auch hier preschen ja immer wieder Länder mit eigenen Maßnahmen vor. Es gibt kein einheitliches Auftreten“, legt der 48-Jährige den Finger in die Wunde. „Natürlich gibt es bei 1000 Vereinen auch 1000 verschiedene Meinungen zu den aktuellen Themen. Ich kann da auch die meisten Argumente der Vereine verstehen, doch teilweise werden Grenzen überschritten“, sagt er weiter.

Die scharfe Kritik, die den Thüringer Fußball-Verband von einigen Ecken entgegenkommt, teilt der Eisenberger Trainer nicht. „Wir sind ein demokratisches Land und am Ende konnte jeder Verein abstimmen“, blickt er auf die jüngste Abstimmung im Thüringer Fußball-Land, wie es mit der Spielzeit weiter gehen soll. Das hier der Verband mit der Fortsetzung oder dem Abbruch nur zwei Grundmodelle zur Diskussion stellte, findet er nicht problematisch, sondern befürwortet er sogar. „Der NOFV hat seinen Vereinen neun verschiedene Szenarien gegeben. Nun konnte da jeder abstimmen und es gibt überhaupt keinen Konsens. Ob die Entscheidung der Fortführung der Saison die Richtige ist, kann man aktuell sowieso nicht sagen. Da blicken wir alle in eine Glaskugel“, so der Eisenberger Übungsleiter. Er persönlich glaubt dieses Jahr nicht mehr an eine Rückkehr auf den Fußballplatz zu einem Pflichtspiel. Denn „dazu ist dieser Virus einfach zu perfide“, wie er sagt und fügt als warnendes Beispiel den Landkreis Greiz an. Dort schnellte, ausgehend von zwei Familien, die Infektionsrate innerhalb kürzester Zeit in die Höhe.

Thomas Lässig solidarisiert sich mit dem von der Mehrheit der Thüringer Vereine gewählten Weg der Saison-Fortsetzung: „Ich denke das Präsidium des Thüringer Fußball-Verbandes wurde von den Mitgliedern dafür gewählt und ist somit auch legitimiert eine solche Entscheidung zu treffen. Wenn es Unzufriedenheit mit deren Arbeit gibt, steht es jedem offen dies auf dem Verbandstag zu zeigen. Das sind Möglichkeiten, die wir in einer normalen Demokratie haben.“ Verständnis zeigt er dabei vor allen für die Haftungsfragen im Landesverband, die wohl Hauptgrund für den gewählten Weg der Saisonfortsetzung sind. „Da kann ich nachvollziehen, dass man dies irgendwie sauber lösen will. Die Verantwortung will doch am Ende keiner übernehmen in dieser ungewissen Zeit – egal ob jetzt in der Politik oder im Fußball“, so der Schortentaler Trainer abschließend.

Aufrufe: 08.5.2020, 16:30 Uhr
André HofmannAutor