2024-04-25T14:35:39.956Z

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SC Waldgirmes, Meister der Verbandsliga Mitte und Aufsteiger in die Hessenliga: Hinten von links: Torwarttrainer Manfred Erhard, Betreuer Marco Gerhardt, Leif Langholz, Steffen Schneider, Dennis Lang, Luca Zarmutek, Marvin Kretschmann, Emanuel Haas, Physiotherapeutin Julia Hoch, Co-Trainer Ingo Flechtner, Trainer Peter Bätzel. Mitte von links: Daniel Roskosz, Max Schneider, Fabian Grutza, Marc Gel
SC Waldgirmes, Meister der Verbandsliga Mitte und Aufsteiger in die Hessenliga: Hinten von links: Torwarttrainer Manfred Erhard, Betreuer Marco Gerhardt, Leif Langholz, Steffen Schneider, Dennis Lang, Luca Zarmutek, Marvin Kretschmann, Emanuel Haas, Physiotherapeutin Julia Hoch, Co-Trainer Ingo Flechtner, Trainer Peter Bätzel. Mitte von links: Daniel Roskosz, Max Schneider, Fabian Grutza, Marc Gel

Der FC Bayern aus der Lahnaue

VL MITTE: +++ SC Waldgirmes feiert vorzeitig souveränen Hessenliga-Aufstieg +++

Waldgirmes. Was haben der FC Bayern München und der SC Waldgirmes gemeinsam? Richtig, sie haben beide am vergangenen Wochenende die Meisterschaft vorzeitig unter Dach und Fach gebracht und haben dabei aktuell zehn Punkte Vorsprung gegenüber ihrem ärgsten Konkurrenten.

Nicht ganz so hoch wie der Bundesligaprimus beim 6:0 in Wolfsburg, aber mit einem auch von der Leistung her überzeugenden 3:0-Erfolg am Sonntag gegen Germania Schwanheim sind die Lahnauer vier Spieltage vor Ende der Runde souverän Meister der Fußball-Verbandsliga Mitte und direkter Aufsteiger in die Hessenliga geworden, während dem Zweitplatzierten SV Zeilsheim die Aufstiegsrelegation winkt.

Damit sind die Waldgirmeser nach dem Abstieg 2013 und vier Jahren Verbandsliga wieder dort angelangt, wo mit der Meisterschaft im Jahr 2009 der größte Erfolg in der Vereinsgeschichte gefeiert wurde.

Vor dieser Saison, in die die Lahnauer mit weitgehend unverändertem Personal gingen, hatten SC-Trainer Peter Bätzel und die Sportliche Leitung unisono den Aufstieg als Ziel genannt, jetzt nach dem 34. Spieltag verkündet Bätzel voller Stolz und Zufriedenheit: „Wir sind unseren selbst auferlegten Ansprüchen gerecht geworden.“ Am achten Spieltag übernahmen die Waldgirmeser nach dem 5:1 gegen Biebrich erstmals die Tabellenspitze und gaben sie seitdem nicht mehr ab. Hatte der Spitzenreiter zum Hinrundenende noch eine weiße Weste, folgte am ersten Rückrundenspieltag die erste Niederlage mit dem 0:1 bei den SF/BG Marburg, wobei der Vorsprung schon fünf Punkte gegenüber dem SV Zeilsheim betrug. Bei einer Niederlage blieb es bis zur enttäuschenden 0:1-Heimschlappe gegen den Abstiegsaspiranten DJK Flörsheim – laut Bätzel der „schlechtesten Saisonleistung“ – am 24. Spieltag. Aber spätestens nach dem 2:1-Sieg in Unterzahl gegen Verfolger SV Zeilsheim schien der Aufstieg sicher, und trotz eines erneuten Durchhängers beim 1:1 zuhause gegen den VfB Wetter ebnete das 3:0 zuletzt im Derby beim FSV Braunfels den Weg zu der komfortablen Ausgangslage, die Lang, Kretschmann und Kollegen mit dem entscheidenden Dreier gegen Germania Schwanheim nutzten. Derzeit mit 20 Gegentoren nach 28 Partien die weitaus beste Abwehr und mit 65 erzielten Toren die zweitbeste Offensive – das ist eine meisterliche Bilanz. „Die kontinuierliche Arbeit der letzten vier Jahre hat sich ausgezahlt. Die Mannschaft ist ein gewachsenes Konstrukt, das jetzt die Lorbeeren erntet“, analysiert Bätzel und weist darauf hin, dass „die wenigen Gegentore auf eine stark verbesserte Defensivarbeit in allen Mannschaftsteilen zurückzuführen sind, und die Torschützenlast auf mehreren Schultern liegt.“ So hat anders als in den Jahren zuvor nicht nur „Torjäger vom Dienst“ Leif Langholz wegen seiner Verletzungsfehlzeiten „nur“ 13 Mal getroffen, sondern auch Lucas Hartmanns (10) und Tolga Durans (10) Torquote lag im zweistelligen Bereich.

Und was ist der Unterschied zwischen den Münchnern und den Waldgirmesern? Das, was dem alternden Bayern-Ensemble noch bevorsteht, ist bei den Lahnauern mit einem Altersdurchschnitt von 25,3 Jahren schon längst vollzogen - der Umbau zu einem homogenen Team mit jungen Spielern zum Teil wie bei Duran, Jafar Azizi, Daniel Roskosz und Dennis Lang aus der eigenen Jugend oder U 23. Denn Ausgangspunkt für den aktuellen Titelgewinn des SC war dieser Abstieg 2013, nach dem der wegweisende Umbau folgte. „Danach haben wir Glück gehabt, dass das neue Trainergespann Peter Bätzel und Ingo Flechtner unser Jugendkonzept vier Jahre lang mit hervorragender Arbeit durchgezogen hat“, sieht Manfred Klas, Sportlicher Leiter beim SC, hier den „Garant für den heutigen Erfolg.“ Der ist auch das Ergebnis planvoller und unaufgeregter Arbeit der SC-Verantwortlichen, die auch beim miserablen Start letzte Saison und zeitweiser akuter Abstiegsgefahr nicht die Ruhe verloren und weiter auf Bätzel und die zuvor bewährten Spieler setzten. Am Ende wurden sie nach toller Aufholjagd mit einem dritten Platz im Endklassement bestätigt. „Bei uns ziehen alle mit sehr viel Herzblut an einem Strang, Trainerteam und Spieler, die sich bei uns wohlfühlen“, nennt Klas einen weiteren Baustein zum Erfolg. Was auch Spielführer Dennis Lang bestätigt: „Wir haben einen guten Zusammenhalt in der Mannschaft, und wenn es Meinungsverschiedenheiten gab, ist das nie eskaliert, sondern dem großen Ziel untergeordnet worden.“

Den Lorbeer wird Coach Bätzel nicht mehr ernten können, denn der 34-jährige Lehrer will sich nach acht Jahren als Spieler und vier Jahren als Trainer in der Lahnaue mehr dem Privatleben widmen. Mit Daniyel Bulut präsentierten die SC-Verantwortlichen schon Anfang des Jahres einen neuen Trainer, der die Hessenliga aus seiner Zeit beim FSV Fernwald kennt und das Konzept seines neuen Vereins fortführt. Personell haben die SC-Verantwortlichen ihre Hausaufgaben in Absprache mit Bulut schon weitgehend gemacht, denn bis auf Emmanuel Haas und Steffen Schneider bleiben alle Kaderspieler beim SC – mit Tolga Duran wird eine baldige Einigung erwartet. „Die Jungs haben sich die Hessenliga verdient und wir werden jetzt keinen Umbau starten“, macht Klas die Philosophie des Vereins deutlich und will lediglich drei neue Spieler für Abwehr, Mittelfeld und Angriff holen, mit denen schon Gespräche laufen. Neuer Co-Trainer wird Leif Langholz, der auch noch als Stand-By-Spieler zur Verfügung steht.

Übrigens, noch eine Gemeinsamkeit mit dem FC Bayern: Genau wie bei den Münchnern besteht die Sportliche Leitung der Waldgirmeser aus ehemaligen, langjährigen Spielern aus dem eigenen Verein. Hier Karl-Heinz Rummenigge und Ulli Hoeneß und beim SC Manfred Klas, Björn Velten und Frank Kirch. Anscheinend ein Erfolgsrezept.



Aufrufe: 05.5.2017, 08:00 Uhr
Gießener AnzeigerAutor