2024-05-28T14:20:16.138Z

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Der "ewige Hossi" macht Feierabend

FC Remscheid verabschiedet am Sonntag beim letzten Saisonspiel seinen Kapitän Markus Hosnjak

Große Spiele und Großväter. Beides ist - gemeinsam oder für sich genommen - oft entscheidend für eine Sportlerkarriere. Das war bei Markus Hosnjak nicht anders. Neun Jahre war der Steppke, als er am 30. August 1986 mit Opa Erwin Pacht zum ersten Mal ins Röntgen-Stadion kam.

Der BVL 08 Remscheid boxte damals in der ersten Hauptrunde des DFB-Pokals das Bundesliga-Team des 1. FC Kaiserslautern mit 3:0 aus dem Wettbewerb. Prompt war Hosnjak mit dem Fußball-Virus infiziert. Wenig später kickte er selber für den Klub. Es folgten 28 Jahre Vereinstreue, viele Höhen und einige Tiefen. Am morgigen Sonntag (15 Uhr, Röntgen-Stadion) wird der vorläufige Schlussstrich gezogen: Beim Saisonfinale gegen den SC Velbert läuft der "ewige Hossi" zum letzten Mal für seinen FCR auf.

Wie viele Spiele er für den FC Remscheid absolviert hat? Der 36-Jährige zuckt mit den Schultern. "Ich hab' über sowas nie Buch geführt", sagt der gelernte Zerspanungsmechaniker, der später Industriekaufmann wurde und inzwischen für eine große Versicherung in Wuppertal arbeitet. Er kann nur grob überschlagen, wie viele Partien er auf dem Buckel hat: "So zwischen 800 und 1000 müssten es sein", glaubt der Ur-Hackenberger, der mit Frau Katja (mit der er seit 20 Jahren liiert ist) und mit Tochter (9) und Sohn (4) auch hier standorttreu geblieben ist.

Angefangen hat alles in den E-Junioren - und im Mittelfeld. "Erst ab den B-Junioren bin ich nach hinten in die Abwehr gerutscht", erinnert sich Hosnjak. Zweikampfhärte und Kopfballstärke holte er sich zuvor auf einem Bolzplatz in Hackenberg, wo nahezu jede freie Minuten gekickt wurde. Hosnjak war meist einer der Jüngeren, der sich gegen die "Großen" durchsetzen musste. "Hat mir nicht geschadet", grinst der FCR-Kapitän heute.

Dass andere Karriere machten, während er in Remscheid blieb, hat ihn nie geärgert. Mit dem Wermelskirchener Thomas Kleine teilte er in der Kreisauswahl ein Zimmer. Kleine ging später nach Leverkusen, spielte sogar einmal für die Nationalmannschaft. Abwehrkollege Hosnjak kickte weiter im Röntgen-Stadion - ohne Groll. "Ich finde es schön, immer bei einem Verein gewesen zu sein", sagt er, und: "Vielleicht bin ich nur jemand, der Angst hatte, woanders hinzugehen."

Angebote anderer Klubs gab es, allerdings vornehmlich aus der nahen Umgebung. Union Solingen hatte mal angeklopft, "aber da kannst du als Remscheider ja nicht ernsthaft hinwollen", feixt Hosnjak. Konkrete Gespräche gab es sogar mehrmals mit der SpVg. Radevormwald. Deren Manager Harald Elffering hatte immer ein Auge auf den robusten Verteidiger geworfen. Aber auch da blieb Hosnjak standhaft.

Wenn er nach der schönsten Saison gefragt wird, muss der 36-Jährige nicht lange überlegen. "Das letzte Jahr bei den A-Junioren war klasse", sagt er spontan: "Da hatten wir eine tolle Mannschaft mit Dirk Heyer als Trainer und Spielern wie Ansgar Hübner oder Raffael Magiera." Sogar die Gladbacher Borussen bekamen in der Niederrheinliga am Stadtpark ihr Fett weg, "obwohl da Robert Enke im Tor stand und Marcel Ketelaer auf dem Feld".

In bester Erinnerung ist ihm auch die Senioren-Saison geblieben, als aus dem Tor-Verhinderer plötzlich ein Torjäger wurde: "Da hab ich mir mit Miguel Lopez-Torres und Mariusz Czerwinski lange einen Dreikampf um die interne Torjägerkrone geliefert. Die Jungs sind an mir verzweifelt." Und schließlich erinnert er sich auch noch gerne an den letzten Aufstieg in die Niederrheinliga. "Frank Schön oder Ernst Cebula waren schon echte Typen. Schön war ein richtiges Kopfball-Monster. Vor dem hatte sogar ich im Luftkampf Angst."

Inzwischen blickt "Hossi" anders auf den Fußball. "Die Zeiten haben sich eben geändert", sagt er. "Früher ging es auch im Training in Zweikämpfen zur Sache. Mich hat im ersten Training Giuseppe Spitali erst mal ordentlich von den Beinen geholt. Heute wird man von manchen Mitspielern dafür schief angeguckt. Aber wie willst du im Spiel Eindruck machen, wenn Spieler im Training in Watte gepackt werden wollen?"

Auch auf die Frage nach dem Trainer, der ihn am nachhaltigsten beeindruckt hat, kommt die Antwort schnell: "Ich habe viele gute Trainer gehabt, ich kann mich nicht beklagen. Aber von Zeljko Nikolic habe ich taktisch am meisten profitiert." Dann lächelt er verschmitzt und schiebt hinterher: "Und das sage ich nicht, weil ich am Sonntag noch mal spielen will . . ."

Ob er Angst davor hat, letztmals offiziell zur Mannschaft zu gehören? "Angst nicht", sagt Hosnjak, "aber ein komisches Gefühl ist es sicher." Zwar fühlt er sich "grundsätzlich noch fit, aber ich bin 36. Da wird es Zeit, aufzuhören, bevor sie mich aus dem Stadion tragen müssen". Zwar habe er innerlich seine Entscheidung noch einmal auf den Prüfstand gestellt, als die Neuzugänge für die neue Saison bekanntgegeben wurden. "Mit den Jungs zu spielen hat mich schon gejuckt. Aber dann habe ich daran gedacht, dass wieder eine Saisonvorbereitung anstehen würde. Und darauf hab' ich einfach keine Lust mehr."

Dem Verein bleibt er auch weiterhin treu. Wie berichtet wird er Teammanager Mike Zintner künftig unterstützen. Aber es soll in jedem Fall mehr Zeit für die Familie und Freunde bleiben - und für einen großen Wunsch. Denn auf die Frage, worauf er sich nach seiner Kicker-Karriere am meisten freut, sagt Hosnjak unumwunden: "Mit meinem Kumpel Raffael Magiera endlich zum Oktoberfest nach München fahren zu können."

Aufrufe: 024.5.2014, 13:40 Uhr
Rheinische Post / Henning SchlüterAutor