2024-04-30T13:48:59.170Z

Allgemeines
– Foto: Michael Schneiders

Der ewi­ge Bo­rus­sen-Trai­ner geht

20 Trai­ner­jah­re bei ei­nem Ver­ein, und das im Spit­zen-Ama­teur­fuß­ball – das ist völ­lig un­ge­wöhn­lich. Wil­fried Han­nes, lang­jäh­ri­ger Pro­fi Bo­rus­sia Mön­chen­glad­bachs, hat ge­nau das bei Mit­tel­rhein­li­gist Bo­rus­sia Frei­al­den­ho­ven ge­schafft.

So­fern nicht das Co­ro­na­vi­rus noch ei­nen Strich durch die Rech­nung macht, steht Mit­tel­rhein­li­gist FC Weg­berg-Beeck am Frei­tag­abend da­heim im Wald­sta­di­on ein Sai­son­hö­he­punkt be­vor: das ewig jun­ge Der­by ge­gen Bo­rus­sia Frei­al­den­ho­ven, das bei­de Ver­ei­ne in An­leh­nung an das spa­ni­sche Top­du­ell zwi­schen Re­al Ma­drid und FC Bar­ce­lo­na mit Vor­lie­be Clási­co nen­nen.

Seit 20 Jah­ren pfle­gen die bei­den Ver­ei­ne ei­ne ge­sun­de Ri­va­li­tät, die stets in sau­be­ren Bah­nen aus­ge­lebt wird. Ab­seits des Ra­sens ver­ste­hen sich die Ver­ei­ne aus­ge­zeich­net, doch auf dem Ra­sen geht es zur Sa­che – egal ob in der Mit­tel­rhein­li­ga, im Mit­tel­rhein­po­kal oder beim Rur­dor­fer Som­mer­cup, wo die bei­den Klubs stets im Fi­na­le auf­ein­an­der­tref­fen. Ei­ne ganz gro­ße Kon­stan­te hat es in die­sen bei­den Jahr­zehn­ten da­bei ge­ge­ben: Der Trai­ner der Bo­rus­sia hieß stets Wil­fried Han­nes. 1999 war der heu­te 62-Jäh­ri­ge in Frei­al­den­ho­ven ein­ge­stie­gen – im Som­mer ist nun aber Schluss. „Es sind per­sön­li­che Grün­de“, merkt er da­zu le­dig­lich an.

Folg­lich wird es nun auch Han­nes’ letz­tes Gast­spiel in Beeck wer­den. „Spie­le ge­gen Beeck wa­ren in all den Jah­ren et­was Be­son­de­res“, be­kennt Han­nes – und nennt wie aus der Pis­to­le ge­schos­sen das dra­ma­tischs­te Auf­ein­an­der­tref­fen: „Das war das Mit­tel­rhein­po­kal­fi­na­le 2008 in Beeck, das wir 2:3 ver­lo­ren ha­ben, ob­wohl wir ei­gent­lich die bes­se­re Mann­schaft wa­ren. Der Schi­ri hat­te da­mals ent­schei­den­den An­teil am Spiel­aus­gang.“

20 Jah­re Trai­ner bei ei­nem Ver­ein: Das ist ab­so­lut un­ge­wöhn­lich – erst recht auf Spit­zen-Ama­teur­fuß­ball-Ni­veau. „Über all die Jah­re ge­se­hen ha­ben wir es sehr gut ge­macht. Na­tür­lich hat es Hochs und Tiefs ge­ge­ben, doch wir ha­ben uns als Fuß­ball­dorf mit Herz eta­bliert. In den letz­ten Jah­ren ist dies aber lei­der ein we­nig ver­lo­ren ge­gan­gen“,sagt Han­nes.

Der hat­te zu­dem stets mit ei­nem gro­ßen Man­ko zu le­ben: 2005 zog sich die Bo­rus­sia frei­wil­lig aus der da­ma­li­gen Ober­li­ga Nord­rhein zu­rück, spielt seit­dem in der Mit­tel­rhein­li­ga – oh­ne Am­bi­tio­nen, noch ein­mal auf­zu­stei­gen. „Es war in all den Jah­ren da­her nicht im­mer leicht, die Spie­ler zu mo­ti­vie­ren. Ein­mal sind wir so­gar Herbst­meis­ter ge­wor­den, wuss­ten aber auch da, dass wir nicht auf­stei­gen kön­nen.“

Ob es ihn als Fuß­ball­leh­rer denn nicht ge­reizt hät­te, noch mal im Pro­fi­be­reich zu ar­bei­ten? „Das ha­be ich schon vor lan­ger Zeit zu den Ak­ten ge­legt. En­de der Nul­ler Jah­ren war für mich klar, dass ich nicht mehr um­zie­hen möch­te. Dü­ren ist nun mal mei­ne Hei­mat“, sagt Han­nes, der auf fast 30 Trai­ner­jah­re zu­rück­blickt. „Ich möch­te auch nicht aus­schlie­ßen, dass ich bei ei­nem an­de­ren Ver­ein als Trai­ner auch wie­der ar­bei­ten wer­de. Erst ein­mal möch­te ich aber ei­ne Pau­se ma­chen. Das ha­be ich auch mei­ner Frau ver­spro­chen.“

Viel­leicht sieht man ihn ab Som­mer auch wie­der häu­fi­ger bei Spie­len sei­nes Pro­fi-Hei­mat­ver­eins Bo­rus­sia Mön­chen­glad­bach im Bo­rus­sia-Park. Dort hängt hin­ter der Nord­kur­ve ein rie­si­ges Bild von ihm – 2000, zu Bo­rus­si­as 100. Ge­burts­tag, war Han­nes von den Fans in „Bo­rus­si­as Elf des Jahr­hun­derts“ ge­wählt wor­den – und die­se Ak­teu­re ha­ben in Glad­bachs neu­em Sta­di­on al­le­samt ei­nen Eh­ren­platz ge­fun­den. „Das hat mich da­mals schon mit Stolz er­füllt, hat mir ge­zeigt, dass die Fans mich nicht ver­ges­sen ha­ben“, sagt Han­nes, einst ein äu­ßerst tor­ge­fähr­li­cher Ab­wehr­spie­ler (Best­mar­ke 16 To­re in der Sai­son 1980/81) – und fügt schmun­zelnd hin­zu: „Da­mit krie­ge ich aber lei­der kei­ne Rech­nung be­zahlt.“

Einst ein tor­ge­fähr­li­cher Ab­wehr­spie­ler

Der Spie­ler In der Ju­gend kick­te Wil­fried Han­nes für die Sport­freun­de Dü­ren und SG Dü­ren 99. Von 1975 bis 1986 spiel­te er für Bo­rus­sia, er­ziel­te da­bei in der Bun­des­li­ga in 261 Spie­len 58 To­re, gar­niert von acht A-Län­der­spie­len. Es folg­ten zwei Jah­re Schal­ke 04 (48 Spie­le, vier To­re), dann AC Bel­lin­zo­na und FC Aarau.

Er­fol­ge Deut­scher Meis­ter 1976, 1977, UE­FA-Cup­sie­ger 1979, Deut­scher Vi­ze­meis­ter 1978,
UE­FA-Cup-Fi­na­list 1980, DFB-Po­kal-Fi­na­list 1984

Der Trai­ner Vik­to­ria Köln (1990 - 1991), Ale­man­nia Aa­chen (1991 – 1994), Rhen­a­nia Wür­se­len (1995 – 1998), Bo­rus­sia Frei­al­den­ho­ven (1999 – 2003), GFC Dü­ren (2003 – 2004), Bo­rus­sia Frei­al­den­ho­ven (2004 – 2020)

Aufrufe: 010.3.2020, 12:15 Uhr
RP / Mario EmondsAutor