Sofern nicht das Coronavirus noch einen Strich durch die Rechnung macht, steht Mittelrheinligist FC Wegberg-Beeck am Freitagabend daheim im Waldstadion ein Saisonhöhepunkt bevor: das ewig junge Derby gegen Borussia Freialdenhoven, das beide Vereine in Anlehnung an das spanische Topduell zwischen Real Madrid und FC Barcelona mit Vorliebe Clásico nennen.
Seit 20 Jahren pflegen die beiden Vereine eine gesunde Rivalität, die stets in sauberen Bahnen ausgelebt wird. Abseits des Rasens verstehen sich die Vereine ausgezeichnet, doch auf dem Rasen geht es zur Sache – egal ob in der Mittelrheinliga, im Mittelrheinpokal oder beim Rurdorfer Sommercup, wo die beiden Klubs stets im Finale aufeinandertreffen. Eine ganz große Konstante hat es in diesen beiden Jahrzehnten dabei gegeben: Der Trainer der Borussia hieß stets Wilfried Hannes. 1999 war der heute 62-Jährige in Freialdenhoven eingestiegen – im Sommer ist nun aber Schluss. „Es sind persönliche Gründe“, merkt er dazu lediglich an.
Folglich wird es nun auch Hannes’ letztes Gastspiel in Beeck werden. „Spiele gegen Beeck waren in all den Jahren etwas Besonderes“, bekennt Hannes – und nennt wie aus der Pistole geschossen das dramatischste Aufeinandertreffen: „Das war das Mittelrheinpokalfinale 2008 in Beeck, das wir 2:3 verloren haben, obwohl wir eigentlich die bessere Mannschaft waren. Der Schiri hatte damals entscheidenden Anteil am Spielausgang.“
20 Jahre Trainer bei einem Verein: Das ist absolut ungewöhnlich – erst recht auf Spitzen-Amateurfußball-Niveau. „Über all die Jahre gesehen haben wir es sehr gut gemacht. Natürlich hat es Hochs und Tiefs gegeben, doch wir haben uns als Fußballdorf mit Herz etabliert. In den letzten Jahren ist dies aber leider ein wenig verloren gegangen“,sagt Hannes.
Der hatte zudem stets mit einem großen Manko zu leben: 2005 zog sich die Borussia freiwillig aus der damaligen Oberliga Nordrhein zurück, spielt seitdem in der Mittelrheinliga – ohne Ambitionen, noch einmal aufzusteigen. „Es war in all den Jahren daher nicht immer leicht, die Spieler zu motivieren. Einmal sind wir sogar Herbstmeister geworden, wussten aber auch da, dass wir nicht aufsteigen können.“
Ob es ihn als Fußballlehrer denn nicht gereizt hätte, noch mal im Profibereich zu arbeiten? „Das habe ich schon vor langer Zeit zu den Akten gelegt. Ende der Nuller Jahren war für mich klar, dass ich nicht mehr umziehen möchte. Düren ist nun mal meine Heimat“, sagt Hannes, der auf fast 30 Trainerjahre zurückblickt. „Ich möchte auch nicht ausschließen, dass ich bei einem anderen Verein als Trainer auch wieder arbeiten werde. Erst einmal möchte ich aber eine Pause machen. Das habe ich auch meiner Frau versprochen.“
Vielleicht sieht man ihn ab Sommer auch wieder häufiger bei Spielen seines Profi-Heimatvereins Borussia Mönchengladbach im Borussia-Park. Dort hängt hinter der Nordkurve ein riesiges Bild von ihm – 2000, zu Borussias 100. Geburtstag, war Hannes von den Fans in „Borussias Elf des Jahrhunderts“ gewählt worden – und diese Akteure haben in Gladbachs neuem Stadion allesamt einen Ehrenplatz gefunden. „Das hat mich damals schon mit Stolz erfüllt, hat mir gezeigt, dass die Fans mich nicht vergessen haben“, sagt Hannes, einst ein äußerst torgefährlicher Abwehrspieler (Bestmarke 16 Tore in der Saison 1980/81) – und fügt schmunzelnd hinzu: „Damit kriege ich aber leider keine Rechnung bezahlt.“
Einst ein torgefährlicher Abwehrspieler
Der Spieler In der Jugend kickte Wilfried Hannes für die Sportfreunde Düren und SG Düren 99. Von 1975 bis 1986 spielte er für Borussia, erzielte dabei in der Bundesliga in 261 Spielen 58 Tore, garniert von acht A-Länderspielen. Es folgten zwei Jahre Schalke 04 (48 Spiele, vier Tore), dann AC Bellinzona und FC Aarau.
Erfolge Deutscher Meister 1976, 1977, UEFA-Cupsieger 1979, Deutscher Vizemeister 1978,
UEFA-Cup-Finalist 1980, DFB-Pokal-Finalist 1984
Der Trainer Viktoria Köln (1990 - 1991), Alemannia Aachen (1991 – 1994), Rhenania Würselen (1995 – 1998), Borussia Freialdenhoven (1999 – 2003), GFC Düren (2003 – 2004), Borussia Freialdenhoven (2004 – 2020)