2024-05-02T16:12:49.858Z

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Daniel Christl: "Viele sehen den Fußball nur als Nebenbeschäftigung"

Der 33 Jahre alte Mittelfeldspieler spricht im Interview über seinen Patellasehnenriss, seine schönste Zeit und 48 Stunden Dauerparty.

Die Interview-Serie in Nordhessen mit Torjägern, katzenartigen Schnappern, verrückten Typen und bekannten Gesichtern der Fußball-Kreise geht weiter. Heute erklärt Daniel Christl von der TSG Fürstenhagen, warum er "Kleiner Wolf" genannt wird.

Beginnen wir mir der Frage von Kim Sippel: Lieber Daniel, bitte erzähl doch den Leuten, wie du zu deinem Spitznamen "Kleiner Wolf" gekommen bist. Und was macht eigentlich der große Wolf?
Den Spitznamen "Kleiner Wolf" hab ich tatsächlich meinem damaligen Trainer Thorsten Lutterop in meiner Zeit bei der SG Lossetal zu verdanken. Lutte erfand den, weil ich in Zweikämpfen immer aggressiv war und sinnbildlich wie ein Wolf zu biss. Da ich mit meinen gerade 169 Zentimeter natürlich nicht all zu groß bin, war ich seit diesem Zeitpunkt der "Kleine Wolf". Der große Wolf, Sascha Nell, damaliger Mitspieler bei der SG Lossetal, spielt leider keinen aktiven Fußball mehr. Aktuell ist Sascha immer als Zuschauer beim TSV Waldkappel dabei, wo man sich immer mal über dem Weg läuft.

Bei welchem Verein hattest du deine schönste Zeit?
In meiner Fußballerkarriere hab ich wirklich bei allen Vereinen mega-schöne Zeiten erlebt. Nach meiner Jugendzeit wechselte ich vom FC Großalmerode zur SG Lossetal, die gecoacht von Trainer Mario Bergner sicherlich mit vielen klasse Fußballern und jungen Talenten gespickt war. Nachfolgend kann man sagen, dass diese Zeit mich am meisten geprägt und auch entsprechend entwickelt hat. Leider sind bestimmte Sachen damals aus dem Ruder gelaufen, so dass dieses Projekt dann leider scheiterte. Aber die Zeit beim FC Großalmerode, geführt von einem wirklich unfassbaren guten Trainer und noch besserem Menschen Osman Duygu, war auf jeden Fall die beste Zeit, die ich miterleben durfte. In keinem bisherigen Verein habe ich solche eine hervorragende und besondere Kameradschaft vorgefunden.

Gibt es ein Spiel, das du nie vergessen wirst?
Leider gibt es das Spiel, bei dem mir im März 2017 bei einer unglücklichen Szene die Patellasehne gerissen ist. In diesem Moment war für mich die Welt zusammengebrochen und ich hatte gedanklich meine Karriere schon für mich persönlich beendet erklärt. Völlig unerwartet und überraschend habe ich mich jedoch ein knappes Jahr später zurück auf den Platz gekämpft.

Die beste Mannschaftsparty, die du je erlebt hast?
Oh, da gibt es wirklich viele. Bei allen Teams gab es mehrere überragende Veranstaltungen, über die man großartige Geschichtsbücher schreiben könnte. Die beste Party, die ich je erlebt habe, war unser damaliger Aufstieg 2014 in die Gruppenliga mit dem FC Großalmerode am Chattenloh in Weidenhausen. Über 48 Stunden haben wir ausgiebig mit vielen Menschen in Almerode unseren Aufstieg gefeiert. Die darauffolgende Abschlussfahrt nach Winterberg mit rund 50 Personen bleibt bis zum heutigen Tag einfach legendär und unvergesslich.

Wer ist/war der beste Kicker, mit dem du jemals zusammen gespielt hast und warum?
Der beste Kicker war Manuel Pforr, mit dem ich zusammen in unserem Heimatort Rommerode aufgewachsen bin. Mit ihm durfte ich damals bei der JSG Meißnerland in diversen Jugendteams zusammen auf dem Platz stehen. Manu ist schon damals ein wirklich talentierter Spieler gewesen, der zudem den absoluten und unbändigen Willen besaß, um Großes zu Erreichen. Leider haben ihm schon immer Verletzungen zurückgeworfen, sonst wäre ihm möglicherweise ein ganz großer Coup gelungen. Bis heute sind wir glücklicherweise noch immer sehr gut befreundet, ich halte von ihm als Mensch nach wie vor viel. Besonders hervorzuheben ist auch der polnische Ex-Profi Zbigniew Szewczyk, der als Spielertrainer beim FC Großalmerode fungierte. Mit „Speedy" durfte ich als A-Juniorenspieler in der damaligen Bezirksoberliga auf dem Platz stehen und bin bis heute über seine Art Fußball zu spielen begeistert.

Was ist deine größte Schwäche auf dem Fußballplatz?
Meine größte Schwäche auf dem Platz ist es, meine Emotionen in bestimmten Situationen nicht im Griff zu haben, aber mit dem zunehmenden Alter wird man ruhiger und entspannter.

Was nervt dich am Amateurfußball?

Aktuell ist es natürlich sehr traurig, dass aufgrund der Corona-Situation alles stillsteht und kein Ball rollen darf. Ansonsten nervt es mich wirklich, dass heutzutage jeder Spieler, der geradeaus laufen kann, die Hand aufmacht und Geld fordert. Zudem gibt es zu wenig junge Spieler, die sich mit dem Teamsport auf und neben dem Platz identifizieren und Fußball als was Besonderes sehen. Viele sehen heute den Fußball nur noch als reine Nebenbeschäftigung. Ausreden und Absagen für scheinbar wichtigere Dinge stehen an der Tagesordnung. In diesen Sachen wünsche ich mir wirklich Verbesserung in der kommenden Zeit. Aktuell merkt man wirklich, dass einem der Fußball mit allen seinen Facetten, aber auch die gute Flasche Bier nach dem Spiel fehlt.

Das größte Feierbiest in eurem Kader?
In meinem jetzigen Verein ist es auf jeden Fall unser Flügelflitzer Domenic Appel, der auf wirklich keiner Party fehlen darf. Aber das weltgrößte Feierbiest, den ich bisher kennenlernen durfte, ist Markus Spannaus. Jeder, der Spanni kennt, weiß, wovon ich spreche ;)

Wer zahlt bei euch die meisten Strafen und warum?
Puh, das ist wirklich schwierig. Bei uns bei der TSG Fürstenhagen gibt es keinen Ausreißer, der besonders viele Strafen zahlen muss - sofern ich das nach vier Monaten Abstinenz vom Fußball so richtig im Kopf habe.

Was ist euer aktueller Trainer für ein Typ - eher Pep Guardiola, Werner Lorant oder Felix Magath? Oder ist er ganz anders?
Unser aktueller Trainer Rene Krein ist maximal ehrgeizig und ambitioniert. Am Spielfeldrand ist er immer mit vielen Emotionen dabei, um sein Team nach vorne zu peitschen. Er verfolgt immer einen ganz klaren Plan und macht sich viele Gedanken, um erfolgreich zu sein. Taktische Disziplin und eine hohe Qualität an Organisation auf dem Platz sind unserem Coach mega-wichtig, zudem sollen wir fußballerisch in bestimmten Mustern auftreten und vor allem unsere Stärken umsetzen.

Welche ist die schönste und welche die schlechteste Sportanlage bei euch im Kreis?
Die bescheidenste Anlage im Kreis ist derzeit wirklich unser Sportplatz in Fürstenhagen. Zum Glück haben wir seit ein paar Monaten den Kunstrasenplatz in Heli, den wir glücklicherweise auch nutzen können. Die beste Anlage ist nach wie vor der Sportplatz in Weidenhausen mit seinem hervorragend Rasen und seinem noch besserem Adlerhorst; hier kann man - egal ob als Spieler oder Zuschauer - genüsslich das ein oder andere Weizen schlürfen.

Aufrufe: 017.3.2021, 07:39 Uhr
redAutor