Vereinsvorsitzender Andreas Exner findet nur Lobesworte für die „Gilde junger Trainer bei uns, die sind motiviert bis in die Haarspitzen“. Darum will er sich noch nicht damit abfinden, dass die vereinsinterne Zwischenlösung nur ein erfolgreiches Intermezzo gewesen sein soll. Die Namen von drei Trainer-Kandidaten stehen auf seinem Zettel – und einer davon heißt immer noch Cankaya, „mit dem ich auf jeden Fall noch einmal reden werde und will versuchen, ihn umzustimmen“. So oder so, die Trainerfrage soll laut Exner in den nächsten 14 Tagen vom Tisch sein, der Weg mit jungen Übungsleitern weiter verfolgt werden.
Eine Lösung mit Cankaya hat sich nach der Entwicklung der vergangenen Monate aus Sicht der Verantwortlichen zwar aufdrängt, zumal der 26-Jährige als einer der Initiatoren des sportlichen Strukturwandels beim Club zusätzliche Aufgaben als Leiter des Leistungsbereichs im Frauen- und Mädchenbereich übernommen hat. Frauentrainer dazu dürfte nach all seinen bisherigen Bekundungen aber daran scheitern, dass Cankaya für sich und seine Entwicklung andere Vorstellungen hegt. Er will sich künftig wieder — zumindest auf dem Platz — ausschließlich um die Nachwuchsarbeit, speziell die U17-Juniorinnen in der Bundesliga, kümmern.
Was im ersten Moment ungewöhnlich erscheinen mag, passt allerdings irgendwie zur gleichermaßen ungewöhnlichen wie flexiblen Vorgehensweise der Cankaya-Crew — demonstriert durch eine ungewöhnliche taktische Variante im Spiel gegen Frauenbiburg. Ballbesitzfußball ist nicht das Ziel seiner Mannschaften, aggressives, laufintensives Spiel, schnelles Umschalten und Eigeninitiative sind gefragt. Weil das gefährliche Spiel der Gäste über die Außenpositionen bekannt war, wurde bewusst defensiver und abwartender agiert, um mehr Raum für die schnelle Lisa Tietz und die torgefährliche Leonie Vogel in vorderster Front zu schaffen. Das gelang beim 2:1, auch wenn der Gegner lange das Spiel beherrschte.
Von Dominanz des Gegners wollte Cankaya nichts wissen, „taktisch bewusst geplant“ nannte er die 90 Minuten. „Es war sicherlich nicht das beste Spiel von uns“, räumte er immerhin ein, und wenn schon etwas Glück dabei war, „dann haben wir uns das zum Vorrundenabschluss über die Monate hinweg erarbeitet.“ Fazit daher auch an dieser Stelle: Weil Siege das beste Trainer-Argument sind, verbuchen wir die drei Punkte vorzeitig als willkommenes Weihnachtsgeschenk. Verdient angesichts der positiven Entwicklung allemal und hoffentlich Anreiz für den Trainer-Nachfolger, diesen Erfolgsweg fortzusetzen.