Geordnete Verhältnisse hinterlässt Trainer Osman Cankaya, der das Frauenteam des Clubs in der Regionalliga übernimmt, bei den U17-Juniorinnen in der Bundesliga Süd seinem Nachfolger, dessen Name aber noch nicht genannt wird. Der Kader für die Saison 2017/18 steht, die Terminplanungen sind weitgehend abgeschlossen.
Das letzte Spiel, ein 4:0 über den zum Abstieg verurteilten mittelfränkischen Nachbarn SV Weinberg, hatte keinen Einfluss mehr auf Platz fünf und das Abschiedsfazit vom Jugendbereich für Trainer Cankaya: Höhen und Tiefen habe es widergespiegelt, „aber insgesamt ist unser Ziel, die jungen Spielerinnen auszubilden, sie nicht nur sportlich weiter zu entwickeln, gut gelungen“.
Das Gesamtkonzept im Nachwuchsbereich, basierend auf der engen Kooperation mit der Bertolt- Brecht-Schule, ist stimmig und garantiert auch in Zukunft eine umfassende Ausbildung des weiblichen Nachwuchses, die in Bayern einmalig ist.
Das belegen zwei Fakten: Die U17 II des Clubs gewann souverän den Titel in der Bayernliga, selbst die einzigen Punktverluste mit jeweils 1:1 in den beiden letzten Spielen, „als die Luft schon raus war“, gegen „Vize“ Greuther Fürth und den FC Bayern München II, konnten die Erfolgsbilanz nicht mehr trüben. Sie machten aber in Bayern Mängel im Jugendbereich ebenso deutlich wie die Berufung von gleich einem Dutzend Nürnberger Spielerinnen im Mai zu einem BFV-Lehrgang für die U18-Landesauswahl.
Aber zurück zum Abschied von 2016/17 mit Toren und Tränen, der im U17-Bereich Jahr für Jahr von großer personeller Fluktuation bestimmt ist. Nadine Nischler, vom Trainer- und Funktionsteam am Vortag als „Spielerin der Saison“ gekürt, gab ihre Antwort als Offensivspielerin: Die beiden ersten Tore gegen Weinberg gingen auf ihr Konto. Und die Deutschitalienerin, beim Club zur U17-Nationalspielerin Italiens gereift, bleibt beim Club. Ebenso wie Torfrau Sara Auweiler, Anna Madl, Hanna Popp, Hanna Sauer und Nastassja Lein, die noch ein Jahr U 17 spielen könnte, wechselt sie mit dem Trainer in den Kader der „Ersten“.
Anders entschieden hat sich Vanessa Fudalla — und so gab es Tränen beim Nürnberger Eigengewächs, als die mit einem Dutzend Treffern erfolgreichste Torschützin Mitte der zweiten Halbzeit gegen Weinberg ausgewechselt wurde. Die U 16-Nationalspielerin hat dem Namen FC Bayern nicht widerstehen können und wechselt vor ihrer letzten U 17-Saison nach München — ein Schritt, der Cankaya „richtig wehtut“.
Der 28-Jährige findet ihn zwar „mutig“, wünscht ihr auch „alles Gute“, kann die Entscheidung jedoch sportlich nicht so recht nachvollziehen. Statt bisher fünfmal vor der Haustür trainiert die Schülerin der BBS nur noch zweimal in München; vom großen Zeitaufwand für Hinund Rückfahrten ganz abgesehen. Auf seine rhetorische Frage, „ob das ihrer Entwicklung wirklich gut tut“, gibt es eine branchenübliche Antwort: Wenn eben der große FC Bayern München lockt ...
Der Frauen-Club ist schon in der Vergangenheit einen anderen Weg gegangen, „denn Nationalspielerinnen selbst im Nachwuchsbereich kommen nicht zu uns“ — und daran wird sich auch in nächster Zukunft nichts ändern. Mit Torhüterin Linda Schulz (Jahrgang 2001), Mittelfeldspielerin Lea Körner (2001) aus dem Saarland, den Stürmerinnen Rabea Ronellenfitsch (Eintracht Frankfurt/2002) und Paula Winhauer (ETSV Würzburg/ 2002) hat sich immerhin ein talentiertes Quartett dafür entschieden, den nächsten sportlichen Schritt beim Club in Angriff zu nehmen.
„Wir müssen die jungen Talente halt bei uns so gut aus- und weiterbilden, dass sie sich für höhere Aufgaben empfehlen“, nennt Cankaya als Devise; verbunden möglichst mit der Möglichkeit, ihnen nach der Jugendzeit auch im eigenen Verein sportlich reizvolle Perspektiven zu bieten. Mit seinem Wechsel in den Frauenbereich zusammen mit einer Handvoll Spielerinnen hat er einen ersten Schritt in diese Richtung eingeleitet.
Der Sportliche Leiter Cankaya setzt damit den Trainer Cankaya unter eine ungewohnte Art von Erfolgsdruck. Denn für die Fortsetzung der „Entwicklungsarbeit“ bei der U17 in der Bundesliga, für die er zumindest mittelfristig die Weichen gestellt hat, ist primär sein Nachfolger zuständig. Er selbst und seine Arbeit wird ab der Saison 2017/18 vor allem daran gemessen, ob er bei den Regionalliga-Frauen „Ergebnisse“ liefert, möglichst positive natürlich.