2024-05-02T16:12:49.858Z

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Kaum zu halten: Mitunter sind Nürnbergs Jugendfußballerinnen selbst für den eigenen Verein ein bisschen zu gut. Foto: Günter Distler
Kaum zu halten: Mitunter sind Nürnbergs Jugendfußballerinnen selbst für den eigenen Verein ein bisschen zu gut. Foto: Günter Distler

Tore, Tränen und ein zuversichtlicher Blick nach vorne

Im Frauenfußball will der 1. FC Nürnberg auch nach dem neuerlichen Umbruch bayerische Spitze bleiben

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Das gute Gefühl am Saisonende: Seit einiger Zeit kennen das beim 1. FC Nürnberg nur die weiblichen Nach­wuchsteams. Dass das so bleibt, dafür sollen Positionswechsel sorgen.

Geordnete Verhältnisse hinterlässt Trainer Osman Cankaya, der das Frau­enteam des Clubs in der Regionalliga übernimmt, bei den U17-Juniorinnen in der Bundesliga Süd seinem Nachfol­ger, dessen Name aber noch nicht genannt wird. Der Kader für die Sai­son 2017/18 steht, die Terminplanun­gen sind weitgehend abgeschlossen.

Das letzte Spiel, ein 4:0 über den zum Abstieg verurteilten mittelfränkischen Nach­barn SV Weinberg, hatte keinen Einfluss mehr auf Platz fünf und das Abschiedsfazit vom Jugendbereich für Trai­ner Cankaya: Höhen und Tiefen habe es widerge­spiegelt, „aber insge­samt ist unser Ziel, die jungen Spielerinnen aus­zubilden, sie nicht nur sportlich weiter zu entwi­ckeln, gut gelungen“.

Das Gesamtkonzept im Nachwuchsbereich, basierend auf der engen Kooperation mit der Ber­tolt- Brecht-Schule, ist stimmig und garantiert auch in Zukunft eine umfassende Ausbildung des weiblichen Nach­wuchses, die in Bayern einmalig ist.

Das belegen zwei Fak­ten: Die U17 II des Clubs gewann souverän den Titel in der Bayernliga, selbst die einzigen Punkt­verluste mit jeweils 1:1 in den beiden letzten Spielen, „als die Luft schon raus war“, gegen „Vize“ Greuther Fürth und den FC Bayern Mün­chen II, konnten die Erfolgsbilanz nicht mehr trüben. Sie machten aber in Bayern Mängel im Jugendbereich ebenso deut­lich wie die Berufung von gleich einem Dutzend Nürnberger Spielerin­nen im Mai zu einem BFV-Lehrgang für die U18-Landesauswahl.

Aber zurück zum Abschied von 2016/17 mit Toren und Tränen, der im U17-Bereich Jahr für Jahr von großer personeller Fluktuation bestimmt ist. Nadine Nischler, vom Trainer- und Funktionsteam am Vortag als „Spiele­rin der Saison“ gekürt, gab ihre Ant­wort als Offensivspielerin: Die beiden ersten Tore gegen Weinberg gingen auf ihr Konto. Und die Deutschitalie­nerin, beim Club zur U17-National­spielerin Italiens gereift, bleibt beim Club. Ebenso wie Torfrau Sara Auwei­ler, Anna Madl, Hanna Popp, Hanna Sauer und Nastassja Lein, die noch ein Jahr U 17 spielen könnte, wechselt sie mit dem Trainer in den Kader der „Ersten“.

Anders entschieden hat sich Vanes­sa Fudalla — und so gab es Tränen beim Nürnberger Eigengewächs, als die mit einem Dutzend Treffern erfolg­reichste Torschützin Mitte der zwei­ten Halbzeit gegen Weinberg ausge­wechselt wurde. Die U 16-National­spielerin hat dem Namen FC Bayern nicht widerstehen können und wech­selt vor ihrer letzten U 17-Saison nach München — ein Schritt, der Cankaya „richtig wehtut“.

Der 28-Jährige findet ihn zwar „mutig“, wünscht ihr auch „alles Gute“, kann die Entscheidung jedoch sportlich nicht so recht nachvollzie­hen. Statt bisher fünfmal vor der Haustür trainiert die Schülerin der BBS nur noch zweimal in München; vom großen Zeitaufwand für Hin­und Rückfahrten ganz abgesehen. Auf seine rhetorische Frage, „ob das ihrer Entwicklung wirklich gut tut“, gibt es eine branchenübliche Antwort: Wenn eben der große FC Bayern München lockt ...

Der Frauen-Club ist schon in der Vergangenheit einen anderen Weg gegangen, „denn Nationalspielerin­nen selbst im Nachwuchsbereich kom­men nicht zu uns“ — und daran wird sich auch in nächster Zukunft nichts ändern. Mit Torhüterin Linda Schulz (Jahrgang 2001), Mittelfeldspielerin Lea Körner (2001) aus dem Saarland, den Stürmerinnen Rabea Ronellen­fitsch (Eintracht Frankfurt/2002) und Paula Winhauer (ETSV Würzbur­g/ 2002) hat sich immerhin ein talen­tiertes Quartett dafür entschieden, den nächsten sportlichen Schritt beim Club in Angriff zu nehmen.

Gestellte Weichen

„Wir müssen die jungen Talente halt bei uns so gut aus- und weiterbil­den, dass sie sich für höhere Aufgaben empfehlen“, nennt Cankaya als Devi­se; verbunden möglichst mit der Mög­lichkeit, ihnen nach der Jugendzeit auch im eigenen Verein sportlich reiz­volle Perspektiven zu bieten. Mit sei­nem Wechsel in den Frauenbereich zusammen mit einer Handvoll Spiele­rinnen hat er einen ersten Schritt in diese Richtung eingeleitet.

Der Sportliche Leiter Cankaya setzt damit den Trainer Cankaya unter eine ungewohnte Art von Erfolgsdruck. Denn für die Fortsetzung der „Ent­wicklungsarbeit“ bei der U17 in der Bundesliga, für die er zumindest mit­telfristig die Weichen gestellt hat, ist primär sein Nachfolger zuständig. Er selbst und seine Arbeit wird ab der Saison 2017/18 vor allem daran gemes­sen, ob er bei den Regionalliga-Frau­en „Ergebnisse“ liefert, möglichst positive natürlich.

Aufrufe: 030.5.2017, 09:52 Uhr
Wieland Peter (NN)Autor