Calcio: Der Traum von der Oberliga

Gianmario Strambace hat sich kürzlich wieder an seine Zeiten bei der Hertha in Berlin erinnert. 15 Jahre ist das inzwischen her. „Da bin ich zum letzten Mal so perfekt ausgestattet worden“, sagt der 33-jährige Torwart, seit der Winterpause in Diensten des Fußball-Verbandsligisten Calcio Leinfelden-Echterdingen. Von den Badeschlappen über die Trainingsklamotten bis hin zu den Ausgehschuhen – „unserer Spielern fehlt es wirklich an nichts mehr“, sagt der neue Trainer Francesco Di Frisco.

Das neue Outfit ist indes nicht das Einzige, mit dem der Tabellenvierte in der am Wochenende beginnenden zweiten Saisonphase auftrumpfen will. Dem Trainergespann Di Frisco/Francesco Guerra ist viel an einer positiven Außendarstellung des Vereins gelegen. Vorbei sollen die Zeiten sein, in denen der italienische Klub weniger durch Leistungen auf dem Platz als mit Spielersuspendierungen oder Trainerwechseln auf sich aufmerksam machte. Und deshalb war eine der ersten Amtshandlungen des Duos die Erstellung eines Strafenkatalogs, den es bisher bei den Italienern nicht gegeben hat. „Jetzt weiß jeder, dass es Regeln gibt, an die er sich zu halten hat“, sagt Di Frisco. Und schon jetzt habe so mancher Spieler in Sachen Benehmen eine Kehrtwende um 180 Grad gemacht. Wie Niko Zalac, dem schon immer der Ruf eines etwas hitzköpfigen und zu leicht reizbaren Spielers vorausgeeilt ist. „Unter meiner Regie hat er in Sachen Disziplin einen Riesensprung gemacht“, sagt Di Frisco.

Ein Video-Analytiker wird installiert

Zum neuen Gesicht des Vereins gehöre aber nicht nur das Auftreten der Spieler auf und neben dem Platz, sondern auch eine professionelle Infrastruktur, sagt Di Frisco. Und weil die zuvorderst nur mit Man-Power zu erreichen sei, hat der 29-jährige Ex-Profi gleich einmal einen Torwart-Trainer, einen Teamarzt, einen Masseur, einen Teammanager, einen Stadionsprecher und einen Video-Analytiker installiert. Letztgenannter wird künftig alle Spiele der Mannschaft aufnehmen, gemeinsam mit den Trainern auswerten und entsprechende Spielsequenzen herausschneiden. „Die werden wir uns dann vor jedem Spiel anschauen“, sagt Di Frisco. Finanziert wird die Mannschaft hinter der Mannschaft durch neue Sponsoren. So ist nicht nur der Coach selbst mit seiner Firma DF-Sportmanagement als Geldgeber eingestiegen, sondern auch wieder die Di Frisco Unternehmensgruppe um seinen Vater und Geschäftsführer Gioacchino Di Frisco sowie das Unternehmen G2-Finanzen aus Feuerbach.

Neu freilich ist auch die Intensität und Gestaltung des Trainings, seitdem Di Frisco und Guerra vor sechs Wochen ihre Arbeit begonnen haben. „Wenn ich die Spieler frage, sagen sie, dass es zwei Stufen härter ist“, sagt Di Frisco, der im Training weitgehend seinem Kompagnon die Arbeit überlässt. Grundsätzlich aber seien sie „zwei Personen in einer“.

Die Spieler sind deutlich fitter und laufstärker

Durch das Training sind die Spieler deutlich fitter und vor allem laufstärker geworden als vor der Winterpause. Ein Punkt, weshalb Di Frisco auch überzeugt ist, dass die Seinen am Saisonende hinter dem aktuellen Spitzenreiter SGV Freiberg den zweiten Platz belegen und Aufstiegsspiele bestreiten werden. Der andere Punkt: der Teamgeist. Der sei schon unter dem Vorgänger Cataldo Diletto stark gewesen und ist es immer noch. „Wenn man bedenkt, dass Calcio zwei Level schlechter spielend den vierten Platz in der Hinrunde erreicht hat, ist in der Rückrunde viel möglich“, sagt Di Frisco. Auch der Aufstieg, der für den Ligadebütanten den Durchmarsch bedeuten würde. Bislang hat es nur ein Filderclub bis in die Oberliga geschafft: der SV Bonlanden. „Was die Spielerqualität betrifft, gehöre wir dahin“, sagt der Coach.

Positiv stimmt das Trainerduo, dass fast alle Spieler fit und einsatzbereit sind. Eine der Ausnahmen: Henning Bortel. Der Torwart wird nach seinem Kreuzbandanriss allerdings schon nächste Woche wieder im Training erwartet. „Ich denke, dass er in drei bis vier Wochen fit ist“, sagt Di Frisco. Derweil werden Strambace und der Winterpausenneuzugang Admir Fajic um die Position im Tor kämpfen. Was das Auftaktspiel am Samstag beim VfL Pfullingen betrifft, ist die Entscheidung schon gefallen. Fajic ist noch bis Sonntag wechselgesperrt.

Shaban Ismaili hat überragend trainiert

Vermutlich auch nicht ins Aufgebot schaffen wird es ein anderer Neuzugang: Sabri Gürol, der einst mit den A-Junioren der Stuttgarter Kickers in der Bundesliga kickte. „Er war verletzt und ist noch nicht ganz bei 100 Prozent“, sagt Di Frisco. Auch hinter dem Einsatz von Diamant Avdiu, der sich im Testspiel am vergangenen Wochenende in Reutlingen die Nase gebrochen hat, steht noch ein Fragezeichen. Dafür darf sich der regionalligaerfahrene Shaban Ismaili berechtige Hoffnungen auf seinen ersten Pflichtspieleinsatz für seinen neuen Klub machen. „Ich dachte, er braucht bestimmt noch bis April, um den Trainingsrückstand aufzuholen. Aber er hat überragend trainiert“, sagt Di Frisco und gibt zu, ob der möglichen Mannschaftaufstellung bereits jetzt Magenkrämpfe zu haben. So oder so. „Egal wer spielt, wir werden eine gute Rolle spielen“, sagt der Coach – am Samstag sowieso und auch auf die gesamte Saison gesehen.

Die ersten fünf Partien nach der Winterpause

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