2024-05-02T16:12:49.858Z

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Die Entscheidung: Alemannias Angreifer Vincent Boesen (3. v. l.) erzielt den Siegtreffer zum 2:1 in Pesch.
Die Entscheidung: Alemannias Angreifer Vincent Boesen (3. v. l.) erzielt den Siegtreffer zum 2:1 in Pesch. – Foto: Jérome Gras
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Boesen köpft die Alemannia ins Endspiel

Mittelrhein-Pokal: Weil die Aachener ihre Möglichkeiten beim FC Pesch nicht nutzen, fällt der 2:1-Sieg knapper als nötig aus

Die letzten Meter an diesem schwülen Sonntagnachmittag galten den 70 Fans. Alemannia Aachens Mannschaft legte noch einmal eine kleine Strecke zurück, die Müdigkeit war den Spielern deutlich anzumerken, aber nun ernteten sie aufmunternden Applaus. Die Alemannia siegte 2:1 beim Mittelrheinligisten FC Pesch und steht wieder im Pokalfinale. Der Erfolg der Titelverteidiger fiel knapper als nötig aus, weil der Regionalligist mit seinen Möglichkeiten schluderte.

„Bis auf zehn Sekunden hatten wir die Partie wirklich im Griff“, war Trainer Stefan Vollmerhausen zufrieden. Selbst der Gegner akzeptierte später nach einer längeren Phase der Abkühlung den verdienten Aachener Erfolg. „Der kleine Haufen hat es richtig gut gemacht“, sagte Vollmerhausen am Ende seiner ersten Dienstfahrt. Auf der Ersatzbank tummelten sich nur ein paar Nachwuchsspieler und die angeschlagenen Stammkräfte Robin Garnier und Matti Fiedler. Die Mini-Mannschaft stellte sich in dieser Phase nahezu von allein auf. Vollmerhausen verzichtete am Ende des Halbfinales auch auf zeitschindende Wechsel.

Hässlicher Mailverkehr im Vorfeld

Im Vorfeld der Partie hatte es einen eher hässlichen Mailverkehr zwischen den Klubs gegeben. Der FC Pesch unterstellte Alemannia, einen Corona-Fall unterschlagen zu haben. Die Aachener dementierten energisch und schalteten irgendwann genervt den Verband ein, um Ruhe zu bekommen. Dann bekamen die Gäste am Spieltag eine Kabine so weit vom Stadion entfernt zugewiesen, dass sie die letzten Meter noch mit dem Bus zurücklegen mussten.

Die Aachener metabolisierten ihren Ärger, das Team gab die Antwort auf dem Platz. Das Spiel nahm den erwartbaren Verlauf, der Mittelrheinligist zog sich recht schnell in die eigene Festung zurück, lauerte auf den einen oder anderen Ballverlust der Aachener. Nach der einseitigen Eröffnungsphase entdeckte Pesch erstmals die gegnerische Hälfte – und wurde mit einem sehenswerten Konter hart bestraft: Kai Bösing legte auf für den freistehenden Vincent Boesen, 14 Meter vor dem Tor: Das 1:0 war Formsache (14.).

Aachens Mittelstürmer hätte gleich nachlegen können: Oluwabori Falaye verlängerte eine Hereingabe von Takashi Uchino, der Linksschuss von Boesen zischte über das Tor (17.). Beim FC Pesch zogen ein paar Fragezeichen auf. Aufrücken, mit der Gefahr überrannt zu werden? Oder weiterhin die Spieleröffnung mit weiten Schlägen aus dem eigenen Strafraum probieren? Der Mittelrheinligist konnte sich nicht entscheiden, die Aachener kamen so nicht in Gefahr. Sie hätten sich allerdings einen deutlich entspannteren Nachmittag bei entsprechender Chancenverwertung nehmen können. Alexander Heinze kam nach der ersten Ecke frei zum Kopfball, aber auch der Kapitän verpasste das Ziel (43.). Und dann fiel Stipe Batarilo im Strafraum über das ausgestreckte Bein von Abwehrspieler David Tonou. Schiedsrichter Jonas Windeln hatte aus Aachener Sicht recht exklusiv eine Schwalbe entdeckt und verwarnte den Aachener Mittelfeldspieler (45.). Nach Gelben Karten führten die Hausherren dennoch zur Pause. Die Strafe für Fehd Mestiri hätte sogar härter ausfallen müssen. Der Verteidiger packte Uchino sekundenlang am Kragen, nachdem der Japaner weitergespielt hatte, als sich ein Pescher verletzt auf dem Kunstrasenplatz wälzte.

Aachen zog an. Falaye – einziger Neuzugang in der Startformation – hätte eine präzise Vorlage des putzmunteren Uchinos im Fünfmeterraum veredeln können, sein Abschluss war eher mickrig. Ein Dutzend ruhender Bälle bekamen die Aachener zugewiesen. Die Mannschaft spielt nicht nur in einer höheren Liga, sie ist durchweg auch höher gewachsen. Allzu sehr profitieren sie nicht von solchen körperlichen Vorteilen. Florian Rüter hatte einmal ein bisschen Pech mit einem flachen Freistoß, der an Freund und Feind vorbei knapp am Tor vorbeistrich (64.). Kurz danach versuchte sich Aachens Standardspezialist mit einem Schlenzer aus 25 Metern und fand in Torwart Christian Tokgözoglu seinen Meister (67.).

So blieb Pesch immer noch im Spiel, und irgendwann gelang es dem FC mit Hilfe der wenigen Zuschauer aus der einseitigen Partie noch ein unruhiges Pokalspiel zu machen. Die erste Gelegenheit führte prompt zum Ausgleich. Der Ball flatterte ein bisschen durch den Strafraum, hin und her, bis er bei Tonou landete, der mühelos aus kurzer Entfernung abstaubte (75.). „Eine Chance reicht dem Gegner für einen Treffer“, schüttelte Heinze den Kopf. Der Favorit ließ sich aber nicht beirren. Wieder segelte einer der vielen Freistöße in den Strafraum, Peschs Keeper war unterwegs, als hätte er schon die Nachtmaske angezogen, und Boesen köpfte Aachen aus spitzem Winkel ins Finale (83.). Aachens Mittelstürmer bestrafte damit auch seinen Gegenspieler, der ihn 90 Minuten lang zugetextet hatte.

Die Titelverteidiger ziehen ein ins Endspiel gegen den aufstrebenden Nachbarn 1. FC Düren. Im Bonner Sportpark sind dann wieder nur eine Handvoll Besucher zugelassen, dazu kommt allerdings noch ein Millionenpublikum an den TV-Bildschirmen, wenn die Partie um 16.45 Uhr angepfiffen wird. „Wenn wir es so angehen wie heute, sind wir besser“, vermutet Torjäger Boesen.

Aufrufe: 020.8.2020, 05:00 Uhr
Christoph Pauli | AZ/ANAutor