2024-05-17T14:19:24.476Z

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Dimosthenis Papazois hält es auch mit 23 noch für möglich, den Sprung nach ganz oben zu schaffen.
Dimosthenis Papazois hält es auch mit 23 noch für möglich, den Sprung nach ganz oben zu schaffen. – Foto: stock.adobe/Timo Schlitz

Bezirksliga - und trotzdem bald ein Nationalspieler?

Serie - Teil 27: Mit seinen 23-Jahren hat er die Hoffnung, Profi zu werden, noch lange nicht aufgegeben +++ "Kenne genug Spieler, die auch später noch den Sprung geschafft haben" +++ Bundeswehr-Nationalmannschaft als nächstes Ziel +++ Verletzungen in Darmstadt bremsen den Offensivspieler aus

Bad Kreuznach. Im Norden Griechenlands, knapp 100 Kilometer südwestlich von Thessaloniki, liegt die 70.000 Einwohnerstadt Kozani – die Geburtsstadt von Dimosthenis Papazois. Im Alter von zwei Jahren kam der heute 23-Jährige nach Deutschland. „Mit Fußball angefangen habe ich bei den Bambinos des FC Bavaria Ebernburg“, berichtet der Angreifer der heute für die zweite Mannschaft der SG Eintracht Bad Kreuznach in der Bezirksliga Nahe auf Torejagd geht. Bei Hassia Bingen (ab der E-Jugend) und der SG Meisenheim (bis zur D-Jugend) spielte sich der Angreifer in den Fokus großer Klubs.

„In Meisenheim hatten wir eine starke Mannschaft, haben auch gegen den FCK gewonnen“, erinnert sich der 23-Jährige auch heute noch gut an seine zwei Tore auf dem Betzenberg. „Dann ging es los mit den Probetraining, erst in Mainz und dann in Kaiserslautern“, sagt Papazois. Nur zu gerne hätten die Roten Teufel in damals schon im Winter in die Pfalz gelockt, „aber ich hatte Meisenheim mein Wort gegeben, dass ich die Saison bis im Sommer zu Ende spiele“. Dieses Versprechen hielt der Kreuznacher auch ein, wechselte dann zur neuen Saison zum FCK. „Damals habe ich den Verantwortlichen gesagt: ‚Wenn ihr mich jetzt wollt, wollt ihr mich auch noch im Sommer‘.

Halbjährige Zwangspause sorgt für Dämpfer

Fünf Jahre und bis in die A-Jugend hinein spielte Dimosthenis Papazois für die Roten Teufel, bevor es ihn ins Nachwuchsleistungszentrum des SV Darmstadt 98 zog. Bei den Hessen musste der Kreuznacher gleich zwei Rückschläge wegstecken: „Erst habe ich mir das linke Handgelenk und dann den Mittelfuß gebrochen. Insgesamt war ich ein halbes Jahr verletzt, was es mir sehr schwer gemacht hat, wieder zurückzukommen.“ Zwar war der Deutsch-Grieche drauf und dran, sich nach der Reha zurück in die Mannschaft zu kämpfen, aber irgendetwas war anders: „Ein bisschen habe ich in der langen Pause die Lust verloren“, denkt Papazois zurück an die Zeit, in der sich die Prioritäten etwas verschoben hatten. „Ich wollte mich mehr auf das Berufsleben konzentrieren und bin dann zur Bundeswehr gegangen“, sagt der 23-Jährige, der seitdem unter der Woche in Bad Salzungen stationiert ist. 250 Kilometer von der Heimat entfernt, war an eine regelmäßige Teilnahme am Trainingsbetrieb freilich nicht zu denken. „Ich bin bei der Kampftruppe, da kann es vorkommen, dass wir auch mal eine Woche im Wald schlafen.“ Lediglich am Wochenende geht es nach Hause.

Im Januar 2018 ging es von Darmstadt zum VfR Kirn, wo Papazois langjähriger Förderer Dieter Müller damals tätig war. „Ihm verdanke ich sehr viel. Er ist ein Top-Trainer und egal was er macht immer mit Leib und Seele dabei“, erklärt der Angreifer, der nur ein Jahr später über den VfB Ginsheim zurück nach Bad Kreuznach kam. Bei der Eintracht-Reserve ist der ehemalige NLZ-Kicker trotz nicht vorhandener Trainingsbeteiligung gesetzt. „Ich halte mich unter der Woche fit, gehe laufen und mache meine Fitnesseinheiten“, habe sich die Situation mittlerweile gut eingespielt.

Rückkehr in die Heimat spielt eine große Rolle

Dennoch sehnt sich Dimosthenis Papazois nach seiner Heimat. „Meine Familie ist hier, meine Freundin ist hier. Da fällt es mir schon schwer, unter der Woche weg zu sein“, strebt der 23-Jährige eine Versetzung an. Auch, um wieder richtig mit Fußball anfangen zu können. „Fußball ist immer noch ein wichtiger Teil meines Lebens. Ich bin damit aufgewachsen, habe die meiste Zeit meiner Jugend auf dem Sportplatz verbracht und alles dafür vernachlässigt“, weiß Papazois wie schnell es in dem Geschäft gehen kann: „Ich kenne genug Spieler, die später noch Profi geworden sind“, hat der 23-Jährige seinen Traum vom bezahlten Fußball längst nicht aufgegeben. „Es ist immer noch eine Chance da und ich werde sie nutzen.“

Auch die Bundeswehr-Nationalmannschaft spielt in diesen Überlegungen noch eine Rolle. „Versuchen werde ich es auf jeden Fall“, sagt der Bad Kreuznacher, der nach eigener Aussage „immer voll mit dem Herzen dabei ist“. Bis es soweit ist, wird der Bundeswehrsoldat weiterhin bei jeder sich bietenden Gelegenheit die SG Eintracht mit seinen Einsätzen unterstützen: „Egal was ist, ich werde da sein. Hauptsache ich bin auf dem Feld und habe meinen Spaß. Das ist ein wichtiger Ausgleich neben dem ganzen Stress.“ Und vielleicht bekommt der Deutsch-Grieche noch die ersehnte Chance, seinen Traum wahrwerden zu lassen.

Zur Serie: In dieser Reihe porträtieren wir ehemalige NLZ-Spieler, die den Sprung zum Profi nicht gepackt haben und nun bei Amateurteams aus der Region spielen. Sie erzählen uns, wie nah dran sie wirklich am großen Traum Profifußball waren und welche Ambitionen sie jetzt haben - sowohl auf als auch neben dem Platz.

- Teil 1: Linus Wimmer (SV Eintracht Trier)
- Teil 2: Lukas Fischer (TSG Bretzenheim)
- Teil 3: Lars Hermann (TSV Schott Mainz)
- Teil 4: Nik Rosenbaum (SV Alemannia Waldalgesheim)
- Teil 5: Joshua Iten (SG Hüffelsheim)
- Teil 6: Bilal Marzouki (FC Maroc Wiesbaden)
- Teil 7: Kevin Frey (VfB Bodenheim/TSG Mainz Futsal)
- Teil 8: Giorgio del Vecchio (TSV Schott Mainz)
- Teil 9: Marco Waldraff (SV Niedernhausen)
- Teil 10: Manuel Konaté-Lueken (RW Walldorf)
- Teil 11: Sandro Loechelt (Wormatia Worms)
- Teil 12: Marvin Esser (SG Walluf)
- Teil 13: Patrick Huth (TSG Pfeddersheim)
- Teil 14: Ilker Yüksel (Hassia Bingen)
- Teil 15: Tim Burghold (SV Niedernhausen)
- Teil 16: Noel Wembacher (RW Darmstadt)
- Teil 17: Tobias Schneider (RWO Alzey)
- Teil 18: Noah Michel (Türkgücü Friedberg)
- Teil 19: Marleen Schimmer (San Diego Waves)
- Teil 20: Deniz Darcan (SG Eintracht Bad Kreuznach)
- Teil 21: Max Pflücke (FC Basara Mainz)
- Teil 22: Jann Bangert (SV Rot-Weiß Hadamar)
- Teil 23: Aleksandar Biedermann (Wormatia Worms)
- Teil 24: Volkan Tekin (SV Dersim Rüsselsheim)
- Teil 25: Ilias Tzimanis (SV Unter-Flockenbach)
- Teil 26: Lukas Lazar (TSV Gau-Odernheim)

Aufrufe: 022.3.2022, 06:00 Uhr
Martin ImruckAutor