2024-05-02T16:12:49.858Z

Analyse
Beim Titelverteidiger TSV Meitingen freute man sich auch über den dritten Platz, der im Sechsmeterschießen errungen wurde. Von links Torhüter Julian Grohall, Neuzugang Nemanja Ranitovic und Kapitän Arthur Fichtner.  Foto: Marcus Merk
Beim Titelverteidiger TSV Meitingen freute man sich auch über den dritten Platz, der im Sechsmeterschießen errungen wurde. Von links Torhüter Julian Grohall, Neuzugang Nemanja Ranitovic und Kapitän Arthur Fichtner. Foto: Marcus Merk

Begeisterung sieht anders aus

Auch bei der Endrunde um die Augsburger Landkreismeisterschaft lässt der Zuschauerzuspruch zu wünschen übrig +++ In diesem Fall könnte es auch an den teilnehmenden Teams gelegen haben

Irgendwie muss der Bobinger Trainer Marco Di Santo eine Ahnung gehabt haben: Vor der Endrunde um die Augsburger Landkreismeisterschaft sagte er, dass es wieder einmal an der Zeit wäre, den Titel zu gewinnen. Dass es so deutlich gelingen würde, dürfte ihn dann überrascht haben. Jedenfalls lobte er: „Jeder einzelne Spieler hat es verdient. Ich bin nur als Staffage am Rand gestanden.“ Seine Spieler ließen nie einen Zweifel darüber aufkommen, dass sie in allen drei Begegnungen nicht der Situation im Griff gehabt hätten. Nach dem 3:0 gegen den VfR Foret folgte ein deutliches 7:0 gegen Fischach – eine Klatsche für die Mannschaft aus den Stauden, die überraschend den Bezirksliga-Spitzenreiter Gersthofen nach Hause geschickt hatte.

„Lasst den Ball laufen“, schrie Ralf Goldschmidt, der Trainer des A-Klassisten, immer wieder ins Spielfeld. Doch es half nichts: Die Fischacher hatten gegen die abgeklärten und technisch überlegenen Bobinger nicht den Hauch einer Chance. „Schade nach der super Vorrunde“, kommentierte Herbert Wiest, der seinen Sohn Florian im roten Fischacher Trikot anfeuerte. Für den Trainer des Landesligisten Türkspor Augsburg waren die Bobinger der Topfavorit. „Sie sind defensiv gut gestanden, sind super kompakt, spielen diszipliniert und konsequent“, lobte Wiest.

Die Bobinger zeigten, wie Futsal funktionieren kann: Über die Außen quer nach innen und dann vors Tor. Und alles im hohen Tempo. Da half auch die Unterstützung der Fischacher Fans nichts, die bereits vor der Halle ihre Schlachtrufe mit Andre Hutterer am Megaphon eingeübt hatten. Auch optisch waren die Fans aus den Stauden klar überlegen: Ganz in Rot besetzten sie einen kompletten Block in der Halle. Hätte es eine Auszeichnung für die stimmgewaltigsten Anhänger gegeben, die Fischacher hätten sie erhalten.

Der Titel schönstes Tor wäre übrigens an Manuel Britsch vom späteren Finalisten Schwabmünchen gegangen. Er zirkelte mit dem Kopf einen wohl verunglückten Pass nach vorne über Cosmos-Keeper Dzemal Trubljanin. Der Oldie musste im Turnier nur zweimal hinter sich greifen, was trotzdem schon zu viel war: Die Mannschaft des Landesligisten schied bereits im Viertelfinale aus. Trainer Marco Löring nahm’s gelassen: „Die beiden Gegentore tun natürlich weh, wenn wir selbst dann zu verspielt sind, um selbst einmal einzunetzen.“ Wie Alexander Canovic, der die Mannschaft in der Halle coachte, verwies er auf die Vorbereitung für die Rückrunde, die seit einer Woche läuft. Allein am Samstag mussten die Aystetter zu zwei Einheiten auflaufen. „Das nagt natürlich auch an der Frische im Kopf und an der Physis“, sagte Löring.

Beide Komponenten sind enorm wichtig im Futsal: Die Athletik genauso wie die Technik. Ohne Bande wird jeder Fehler schnell bestraft: Wer sich den Ball einmal um Zentimeter zu weit vorlegt, der hat das Nachsehen.

Trotzdem scheint Futsal nicht die Massen zu locken. Mit 400 Zuschauern hatte die Endrunde ebenso wenig Resonanz, wie jeweils die Hauptrunden in Bobingen, Königsbrunn, Diedorf, Langweid, Fischach, Schwabmünchen und Stadtbergen. Da hat man schon doppelt so viele Zuschauer bei den Finalspielen gesehen. Einmal musste sogar die Halle in Diedorf kurzfristig wegen Überfüllung geschlossen werden. Das hängt natürlich auch mit den teilnehmenden Mannschaften zusammen: Bis auf den TSV Fischach hatten die anderen Mannschaften kaum Zuschauer mitgebracht.

Langweile kam trotzdem nicht auf: In der Eichenwaldhalle kam es zu keinen Verzögerungen, für zusätzliche Unterhaltung sorgte die Lechana vor dem Sechsmeter-Schießen – beim Spiel um Platz drei versagten Fischachs Kapitän Alexander Lehner die Nerven. Er zog links am Kasten von Meitingens Julian Grohall vorbei. Es wäre der größte Erfolg des Außenseiters seit langem gewesen – vor 36 Jahren wurde der Verein erster Landkreismeister überhaupt.

Aufrufe: 030.1.2018, 17:28 Uhr
Augsburger Landbote / Czysz, KuhnAutor