2024-05-15T11:26:56.817Z

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Ein Selfie: Axel Siefert (links) mit Oliver Neuville, Co-Trainer der U 19. | Foto: Axel Siefert
Ein Selfie: Axel Siefert (links) mit Oliver Neuville, Co-Trainer der U 19. | Foto: Axel Siefert

Axel Siefert: "Rad nicht neu erfinden"

BZ-Interview mit Axel Siefert, der eine Woche bei Borussia Mönchengladbach hospitiert hat

So eine Gelegenheit bekommen nicht viele Amateurtrainer oder Amateurfußballer: Eine Woche hautnah dabei sein im Alltag eines Bundesligisten. Axel Siefert, der aktuelle Trainer des SV Rust, durfte im Dezember bei Borussia Mönchengladbach hospitieren. Von der Erfahrung zeigte er sich sehr beeindruckt im Gespräch mit Uwe Schwerer.
BZ: Sind Sie Fan von Borussia Mönchengladbach?
Siefert: Nein, eigentlich nicht. Ich bin einfach in erster Linie Fußballfan. Gladbach ist einer der Traditionsverein in der Bundesliga und gehört für mich dann einfach dazu. Aber man kann vielleicht sagen, nach diesem Aufenthalt und den Erfahrungen dort bin ich vielleicht ein bisschen zum Gladbach-Fan geworden. Wenn man dort ins Vereinsgebäude kommt und die Fotos der großen Spieler und Trainer und die Pokale sieht, dann läuft es dir kalt den Rücken runter.

BZ: Für wen schlägt Ihr Herz dann wirklich?
Siefert: In unserer Gegend ist es eine Selbstverständlichkeit, zum SC Freiburg zu halten. Und dann bin ich noch Bayern-München-Fan. Und international bin ich für alle deutschen Mannschaften.

BZ: Wie hat es Sie dann nach Gladbach verschlagen?
Siefert: Die Kontakte würden durch Lutz Hangartner aus Lahr geknüpft, dem Präsidenten im Bund der Deutschen Fußball-Lehrer, mit dem mein Vater Ernst-Jörg Siefert früher zusammen beim Lahrer FV gekickt hat. Seit dieser Zeit gibt es bis heute noch familiäre Verbindungen Hangartner/Siefert. Außerdem habe ich Kontakte auf der Verbandsebene, die bei der Ausbildung zum Fußballtrainer A-Lizenz und bei der Fortbildung entstanden. Zudem bin ich als Co-Trainer bei den Auswahlmannschaften aus Südbaden tätig, hauptsächlich bei der U18. Dann spricht man über seine Wünsche, und so kommt eines zum anderem. Es gab den Wunsch, mal bei einem Bundesligisten hospitieren zu können, was für einen Amateur sehr, sehr schwer ist. Es ist toll, da einen Einblick zu bekommen.

BZ: Schaut man dann nur zu, oder stellt man Hütchen auf? Wird man einbezogen? Wie läuft das?
Siefert: Das ist unterschiedlich. Manche hospitieren dort als Absolventen des Fußball-Lehrer-Lehrgangs, das sind die Meisten. Was ich machen durfte, hat mit dem Gesamten zu tun. Das reicht vom Training der Profis bis zu Einblicken ins Nachwuchsleistungszentrum, zum Beispiel mit U-23-Trainer Arie van Lent. Was mich fasziniert hat, ist das Scouting. Dann durfte ich in die Analytik hineinschauen. Gegen Schalke durfte ich auch mal alle Facetten der Videoanalyse mit erleben. Das war schon mega. Ich war bei den Trainingseinheiten dabei. Nicht direkt auf dem Platz, sondern daneben. Hinterher gab es ein Gespräch mit Dieter Hecking und den Co-Trainern. Ich war eigentlich überall dabei, nur nicht direkt involviert.

BZ: Wie lange hat die Hospitanz gedauert?
Siefert: Die Lehrgangs-Absolventen machen das in vier Wochen, aber ich kann ja nicht so lange von meinem Betrieb wegbleiben. Deshalb haben wir es auf eine Woche reduziert. Wichtig war, eine Woche zu erwischen, wo man das gesamte Paket hat, wo man in alle Bereiche Einblick bekommt. Das war bei mir vom 4. bis zum 9. Dezember.

BZ: Wie sind die Profis mit Ihnen als Amateurtrainer umgegangen?
Siefert: Eigentlich ganz locker. Ich kenne den Matthias Ginter persönlich, denn ich habe seinen Bruder Niklas schon beim SV Endingen trainiert. Matze war mit 16, 17 bei uns auf dem Sportplatz und hat zugeschaut. Ihn hatte ich als Ansprechpartner. Wenn die anderen Spieler sehen, dass dich da einer per Handschlag begrüßt, ist der Einstieg dann schon etwas leichter. Mit Uwe Kampf, dem Torwarttrainer, hatte ich zu tun, ein Riesentyp. Unglaublich, mit welchem Einsatz der bei der Sache ist. Wie er die Jungs motiviert, das ist schon faszinierend. Auch der Umgang mit Dieter Hecking war sehr angenehm. Er gilt als sehr streng, aber wie er mit den Jungs redet, das ist ganz normal und entspannt. Es ist eigentlich nicht anders als im Amateurbereich, es werden die gleichen Witzchen gemacht. Du siehst, wenn ein Nationalspieler mal einen Fehlpass spielt, dann ist er auch beleidigt, wenn man ihn darauf anspricht.

BZ: Können Sie die Erkenntnisse in der Bezirksliga nutzen?
Siefert: Nein, direkt umsetzen kann man nichts. Andererseits gab es viele interessante Einblicke. Es gab keine einzige Übung, die ich nicht gekannt habe. Hecking hat gesagt: Wir können das Rad nicht neu erfinden. Das Niveau ist ein anderes, aber der Fußball ist gleich. Beim Drumherum ist nichts vergleichbar, da gibt es ganz andere Möglichkeiten: zum Beispiel bei der Analyse. Der Apparat um die Mannschaft herum ist immens. Das sieht man nur, wenn man selbst einmal dort hineinschnuppert. Wie die Zahnräder ineinandergreifen, ist faszinierend.

Axel Siefert stammt aus Dinglingen. Beim FV Dinglingen hat der Mann vom Jahrgang 1969 in der Jugend gekickt. Seit Januar ist er Trainer beim Bezirksligisten SV Rust. Zuvor wirkte er acht Jahre lang als Trainer beim SV Endingen. Er war in dieser Funktion davor unter anderem beim FV Herbolzheim und TuS Königsschaffhausen tätig. Siefert wohnt in Orschweier und besitzt ein Unternehmen im Gebäudemanagement.
Aufrufe: 015.2.2018, 20:00 Uhr
Uwe Schwerer (BZ)Autor