2024-04-25T14:35:39.956Z

Allgemeines

Auftaktsieg für Hamborns neuen Coach

Den Hamborner Löwen gelingt mit einer sensationellen Leistungssteigerung der Befreiungsschlag +++ Admir Turudija trifft nach vierwöchiger Sperre +++ Die Zuschauer sind entzückt

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Man sagt im Volksmund: „Neue Besen kehren gut“. Ob es nun an dieser Weisheit liegt oder nicht, es bleibt festzuhalten: Es waren die gleichen Trikots, in denen die Mannschaft spielte, es waren die gleichen Namen auf der Spielerliste – und doch spielte auf dem Rasen ein anderes Team als man es in den letzten Begegnungen erlebt hatte.

Die 300 Zuschauer, die sich das Spiel eins nach Thomas Geist ansehen wollten, trauten ihren Augen nicht, was die Hamborner Löwen von der ersten bis zur letzten Minute auf dem Rasen boten. Beim sonst so kritischen Hamborner Publikum waren mehrfachanerkennende Ausrufe wie „Hör mal, hör mal“ oder „Die sind doch gedopt“ zu hören, wenn auf Hamborner Seite schnell und schön kombiniert und Druck auf das Mülheimer Tor ausgeübt wurde. Das gab es zuletzt – und das nur ansatzweise – beim 5:0 Pokalerfolg gegen die ASF Amern zu Beginn der Saison.

Die Löwen, vom Spielfeldrand durch Trainer Ali Güzel und seinem neuen Assistenten Jörg Vesper lautstark gecoacht, nahmen von Beginn an das Spiel in die Hand und ließen die Gäste aus Mülheim durch frühes Stören gar nicht erst ins Spiel kommen. Nach zehn Minuten setzte sich Daniel Brosowski auf der linken Seite gekonnt durch, flankte in den Strafraum, wo Admir Turudija am höchsten stieg und den Ball am verdutzten Gäste-Keeper Pierre Werminghaus vorbei ins Netz köpfte: 1:0.

Es war Daniel Brosowski, der diesmal nicht durch eigene Tore auf sich aufmerksam machte, sondern immer wieder durch kluge Zuspiele oder gefährliche Ecken und Freistöße die Mannschaftskollegen in Szene setze. So in der 13. Minute, als Daniel Surkau nach einer Ecke von Brosowski per Kopf nur knapp das Tor verfehlte oder Patrick Schneider, der nach einem Freistoß vom gleichen Vorlagengeber nur die Latte traf (22.). Daniel Brosowski selbst hatte das Abschlussglück nicht auf seiner Seite: Nach einem schönen Sololauf kam er an Gästetorwart Werminghaus nicht vorbei, der in letzter Sekunde zur Ecke klären konnte (23.)

Wenig später setzte Patrick Schneider, der überall zu finden war und ein sensationelles Spiel machte, Ahmet Talha Kilinc in Szene, der den Ball dann auf der rechten Strafraumseite schön über den herausstürmenden Pierre Werminghaus ins Netz lupfte (30.) – 2:0 und der Holtkamp bebte. Die Hamborner bestimmten nun das Spiel und hatten Ball und Gegner im Griff. Admir Turudija hatte dann kurz vor der Pause noch eine gute Möglichkeit, als er eine Ecke von Daniel Brosowski schön mit dem Kopf nehmen konnte, der Ball aber knapp das Tor verfehlte.

Nach der Pause machten die Löwen da weiter, wo sie aufgehört hatten: Frühes Stören, schöne Kombinationen, Erarbeitung von Chancen. Der MSV 07 mühte sich zwar, dagegen zu halten, kam aber nur einmal gefährlich vor das Tor von Björn Blättermann, der dann aber mit einem tollen Reflex gegen Tim Peters klären konnte. Auf der Gegenseite wusste sich der Ersatz-Keeper der Gäste, Dominic Haas, der in der Pause für den verletzten Pierre Werminghaus eingewechselt worden war, in mehrerer Szenen gegen Ahmet Talha Kilinc und Daniel Brosowski auszuzeichnen.

In der 62. Minute hatte Patrick Schneider seinen Gala-Auftritt: Nach einer schönen Hereingabe von der linken Seite nahm der Jubilar, der in diesem September seit 25 Jahren für die Löwen kickt, den Ball mit einem herrlichen Seitfallzieher an der Strafraumgrenze volley – leider stand die Latte diesem Hammerschuss entgegen, den Abpraller setzte dann Daniel Brosowski per Kopf auf die Latte, die sich anscheinend als 12. Mann der Mülheimer im Spielbericht verewigt sehen wollte.

Die Zuschauer waren verzückt: Es fiel sogar der Begriff „Schneidinho“ auf der Tribüne. Es war ein in der Tat außergewöhnliches Spiel des Hamborner Routiniers, der kämpfte, lief und anscheinend Luft für zwei Spiele hatte. „Ich kenne Pat schon lange, aber ein solches Spiel von ihm habe bisher noch nicht gesehen“, schwärmte Vorstandsmitglied Rüdiger Stiemert nach dem Spiel. Es muss aber der ganzen Mannschaft ein dickes Lob gezollt werden, in der sich jeder einsetzte und in jedem Moment des Spiels bei der Sache war. Das war in früheren Spielen nicht immer so.

Die Löwen waren weiterhin hungrig, was den Gästen nun mehr Raum zum Kontern gab; im Großen und Ganzen stand die Löwen-Abwehr jedoch sicher und ließ keine großen Chancen zu. In der 83. Minute startete dann Ahmet Talha Kilinc auf der rechten Seite ein schönes Solo und konnte unbehindert auf das Gäste-Tor schießen, doch Torwart Haas stand mit einem Reflex im Weg; den Abpraller konnte der überraschte Marco Ferreira kurz vor dem Fünfmeterraum leider nicht nutzen und drosch den Ball über das Tor.

Eine Minute vor Schluss fiel dann die Entscheidung: Der in der 76. Minute für Fabian Hastedt eingewechselte Murad Taheri tanzte sich nach einem Chaos im Mülheimer Strafraum durch die gegnerische Abwehr und zog unhaltbar ins linke Toreck ab: 3:0.

Trainer Ali Güzel, der mit diesem Erfolg einen idealen Einstand als Interimstrainer feierte, dämpfte direkt nach dem Spiel die aufkommende Euphorie: „Dieser Sieg war wichtig und die drei Punkte – aber die Mannschaft wird sicher irgendwann in ein Loch fallen. Wir haben sehr hart trainiert und das wird sich bemerkbar machen. Es kommt jetzt drauf an, kontinuierlich hier weiterzumachen.“ Recht hat er, denn am nächsten Wochenende geht es nach Bocholt. Dort wartet mit dem 1.FC Bocholt ein anderes Kaliber auf die Hamborner Löwen als der jüngste Gegner: Nämlich der noch ungeschlagene Tabellenführer.

Das Spiel war Balsam für die geschundene Hamborner Seele: Eine tolle Mannschaftsleistung, Einsatz, Kampf, schöne Spielzüge und letztendlich: Drei schöne Tore und wichtige Punkte für den Klassenerhalt. Die Fans, die zuletzt ihrem Unmut immer lauter Gehör verschafften und zunehmenden den Partien fern blieben, wurden heute für ihre Geduld belohnt – die Fahrt in den Holtkamp, von wo auch immer, hatte sich gelohnt. Wenn die Mannschaft an die heutige Leistung anknüpfen kann, wird das auch in Zukunft den ein oder anderen Skeptiker wieder ins Stadion locken und für die Unterstützung sorgen, die die Mannschaft in dieser Saison braucht und auch verdient hat.

SF Hamborn 07: Blättermann, Surkau, Hastedt (76. Taheri), Kilinc (89. Schäfer), Turudija (73. Ferreira), Brosowski, Schneider, Möllenbeck, Ünal, Zander, Kilic.

Mülheimer SV 07: Werminghaus (46. Haas), Peters (73. Baum), Dentgen, Steininger, Brüger, Bargatzky, Lemke, Lüke (88. Kißmann), Begic, Berg, Siminenko.

Tore: 1:0 Turudija (10.), 2:0 Kilinc (30.), 3:0 Taheri (89.)

Gelbe Karten: Ünal (7.), Berg (14.), Lemke (48.) - alle wegen Foulspiels –

Zuschauer: 300

Aufrufe: 020.10.2013, 21:27 Uhr
Hamborn 07Autor