2024-04-30T13:48:59.170Z

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Treibende Kraft war Jürgen Brüller schon einmal bei der TSG Thannhausen. Der Trainer, der das Amt erst im März aus beruflichen Gründen abgegeben hatte, ist nun zum zweiten Mal Coach des Kreisliga-Spitzenreiters.  Archivfoto: Walter Brugger
Treibende Kraft war Jürgen Brüller schon einmal bei der TSG Thannhausen. Der Trainer, der das Amt erst im März aus beruflichen Gründen abgegeben hatte, ist nun zum zweiten Mal Coach des Kreisliga-Spitzenreiters. Archivfoto: Walter Brugger

Aufbau nach dem Erdbeben

Rückkehrer Jürgen Brüller wird erneut Trainer bei der TSG Thannhausen +++ Der Verein äußert sich auch zu den Umständen des plötzlichen Rücktritts von Abteilungsleiter und Trainer

Das Tor zum 1:0 für die TSG Thannhausen im Duell gegen den SV Waldstetten am Wochenende war ein besonderes. Nicht nur für den Torschützen Arlind Berisha, der in der laufenden Saison nicht immer zum Zug gekommen war. Sondern auch für die ganze Mannschaft des Kreisliga-Spitzenreiters. Denn in den Tagen vor der Partie war die neue, scheinbar heile Welt beim Ex-Bayernligisten auf den Kopf gestellt worden.

Spätestens als die TSG an jenem Samstag ohne Spielertrainer Xhelal Miroci und Stammtorwart Liridon Rrecaj ins Mindelstadion einlief, war klar, dass etwas vorgefallen sein musste. Dass die Mannschaft so darauf reagieren würde, zur Halbzeit mit 6:0 in Führung liegen würde, das war freilich nicht zu erwarten gewesen. Denn eigentlich hatte die TSG das Spiel verschieben wollen. Nach Vereinsangaben hatte der SV Waldstetten das allerdings abgelehnt.

Die TSG stand bei dieser Partie ohne sportliche Führung da und musste sogar den 50-jährigen Peter Miller untrainiert ins Tor stellen. Das hat offenbar eine längere Vorgeschichte. Hinter der Fassade des endlich wieder sportlich erfolgreichen Vereins hatte es schon länger gebrodelt. Am vergangenen Freitag war die Lage bei einem Treffen der Abteilungsleitung und des Vorstands eskaliert.

Wie der TSG-Vorsitzende Stefan Herold der Günzburger Zeitung berichtet, habe es bereits seit längerer Zeit Unstimmigkeiten innerhalb der Abteilung gegeben. Hier hätten sich zwei Lager gegenüber gestanden: Abteilungsleiter Peter Wagner und die Trainerriege auf der einen, sowie dessen Stellvertreter Tobias Klein und Teamkoordinator Max Scheppach auf der anderen Seite.

Laut Herold sei es um Investitionen und sportliche Ziele gegangen, um die Einhaltung der Vereinssatzung und gesetzlicher Vorschriften, aber auch um Probleme innerhalb der Mannschaft. Denn trotz des sportlichen Erfolges hatte es wohl Misstöne gegeben zwischen Trainer und Team.

Die Mannschaft selbst hatte daraufhin Verbesserungsvorschläge gemacht, die schließlich in ein Leitbild für alle Trainer bei der TSG einflossen. „Wir hatten die Mannschaft ab da raushalten wollen. Aber es wurde dann persönlich.“ Anschuldigungen und Unterstellungen seien bei dem Treffen, das eigentlich zur Klärung der verfahrenen Situation gedacht war, ausgetauscht worden. Wagner habe im Vorfeld gar Teamkoordinator Scheppach abwählen lassen wollen.

Dass es schließlich doch der Abteilungsleiter war, der zurücktrat, war laut Herold eine Reaktion auf die Suspendierung von Gerhard Joas von allen Aufgaben bei der TSG, die die Abteilung mehrheitlich und gegen den Willen Wagners beschlossen hatte. Joas war jahrelang auf verschiedenen Posten im Verein aktiv gewesen. Er hatte zwar zuletzt kein gewähltes Amt mehr inne, war aber dennoch in die Geschicke der Fußballabteilung involviert, bis der zuständige Fußball-Ausschuss seine Freistellung beschloss. Warum Wagner auch Miroci und vor allem Co-Trainer Rrecaj folgten, darüber können die neuen Verantwortlichen bei der TSG nur spekulieren. Wagner selbst will sich nach wie vor nicht zu der Sache äußern.

Laut dem kommissarischen neuen Abteilungsleiter Tobias Klein hatte man vor dem entscheidenden Treffen noch daran gedacht, auch mit der bisherigen sportlichen Führung weiterzumachen. Schließlich sei der Erfolg durchaus vorhanden gewesen.

Die Weichen für die Zukunft hat das neue Führungsteam aber bereits gestellt. Wie der Verein mitteilte, wird Jürgen Brüller erneut Trainer der TSG. Er hatte das Amt erst im März dieses Jahres aus beruflichen Gründen an Miroci abgegeben. „Jürgen ist es gelungen, dem Verein nach dem Abstieg von der Bezirksliga in die Kreisliga wieder sportliche Stabilität zu geben. Er war auch die treibende Kraft für den Neuaufbau der jetzigen Seniorenmannschaft“, wird Tobias Klein in einer Pressemitteilung des Vereins zitiert.

Im Gespräch mit unserer Zeitung ergänzt Klein: „Die TSG wird wieder verwurzelter, wir wollen wieder mehr EIN Verein sein.“ Auch sportlich hält Klein den Ball flach. „Wir müssen nicht in die Bezirksliga, auch wenn es derzeit gut aussieht. Ziel ist weiter ein einstelliger Tabellenplatz.“

Zudem wolle man nach der Trennung schnell Ruhe in den Verein bringen und auch die Jugendtrainer wieder an Bord holen, die bis zuletzt ebenfalls Wagner unterstanden hatten. Auch Stefan Herold hofft: „Jetzt sind wir, glaube ich, wirklich auf einem guten Weg.“

Unklar ist noch, wie lange die neue Führung im Amt bleibt. Wenn es nach Herold geht, würden die Mitglieder der TSG nach der laufenden Saison neu wählen und das Gremium offiziell bestätigen. Andere fordern sofortige Neuwahlen. Und die Mannschaft? Die scheint ihren Weg bereits gefunden zu haben. Nach besagtem 1:0 gegen Waldstetten lief das Team zumindest demonstrativ zur neuen Führung auf der Bank. Auch das ist ein Statement.

Aufrufe: 07.11.2017, 07:29 Uhr
Günzburger Zeitung / Alexander SingAutor