2024-05-02T16:12:49.858Z

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Am 05. Juni 2016 gelang der Spvgg. Eltville durch einen spektakulären Relegationserfolg der Aufstieg in die Gruppenliga Wiesbaden.
Am 05. Juni 2016 gelang der Spvgg. Eltville durch einen spektakulären Relegationserfolg der Aufstieg in die Gruppenliga Wiesbaden. – Foto: Tom Klein

Als Eltville weder Gewitter noch Rückstand fürchtete

DENKWÜRDIGE SPIELE +++ Heute vor vier Jahren machte die Spvgg. Eltville den Aufstieg in die Gruppenliga Wiesbaden mit einem 5:1-Relegationserfolg über den TuS Nordenstadt perfekt +++ Selbst eine Gewitterunterbrechnung konnte das Orf-Team nicht stoppen

Nordenstadt. Auch wenn der Ball auf den Sportplätzen in Hessen aufgrund der Corona-Pandemie derzeit ruht, müsst ihr dennoch nicht völlig auf Spielberichte verzichten. Jeden Freitag wirft die FuPa-Redaktion einen Blick in die Geschichtsbücher und stellt besonders spektakuläre Partien aus den vergangenen Jahren vor. Heute im Blickpunkt: das Relegationsrückspiel um den Aufstieg in die Gruppenliga Wiesbaden zwischen dem TuS Nordenstadt und der Spvgg. Eltville am 05. Juni 2016.

Der TuS Nordenstadt hatte eine sensationelle Kreisoberliga-Spielzeit hingelegt. Die Mannschaft von Trainer Thorsten Becht verlor während der gesamten Runde 2015/2016 auf der ranghöchsten Wiesbadener Kreisebene nur ganze drei Partien, erzielte rekordverdächtige 143 Tore und schloss die Saison mit sagenhaften 79 Punkten ab. Dennoch gelang es den Nordenstädtern am Ende nicht, ihre Leistung mit der Meisterschaft zu krönen, denn die TuS-Spielzeit war während ihrer gesamten Dauer auch von einem großen Problem geprägt: Mit dem FSV Hellas Schierstein gab es eine weitere Mannschaft, die auf sehr hohem Niveau agierte und die den Nordenstädtern im Endklassement letztlich einen Punkt voraus war. Während Schierstein nach dem 32. Spieltag also den direkten Weg in die Gruppenliga Wiesbaden antrat, ging es für Nordenstadt ins Emil-März-Stadion, wo am 02. Juni 2016 das Relegationshinspiel gegen die Spvgg. Eltville, den Zweiten der Kreisoberliga Rheingau-Taunus, stieg. Und die Mannschaft um TuS-Sturmführer Pascal Bender machte gegen die Rosenstädter genau da weiter, wo sind am letzten Rundenspieltag aufgehört hatte. "Nordenstadt hat uns damals im Hinspiel ganz schön vorgeführt", erinnert sich Werner Orf. Der damalige Eltville-Coach musste an jenem Tag tatenlos zuschauen, wie sein Team gegen die Wiesbadener Gäste sank- und klanglos verlor. Nach zwei Treffern durch die Deider-Brüder, Dennis und Sven, stand nach 90 Minuten ein klarer 2:0-Hinspielerfolg für den TuS Nordenstadt.


Zahlreiche Zuschauer verfolgten das Relegationsrückspiel auf dem Nordenstädter Sportolatz.
Zahlreiche Zuschauer verfolgten das Relegationsrückspiel auf dem Nordenstädter Sportolatz. – Foto: Tom Klein

Damit lag der Vorteil vor dem Rückspiel in der Oppelner Straße deutlich bei den gastgebenden Wiesbadenern. "Mit uns hat eigentlich keiner mehr groß gerechnet", gibt Orf unumwunden zu. Auch der Beginn der Partie am 05. Juni ließ die 500 Zuschauer auf dem Nordenstädter Sportplatz nicht an ein Eltviller Wunder denken. Die Hausherren zogen ihr Muster aus dem Hinspiel konsequent durch. Vor allem die langen Bälle auf Angreifer Bender bereiteten den Gästen Probleme, doch plötzlich zappelte überaschend das Netz von TuS-Keeper Stephan Hellwig: Eltvilles Kapitän Christopher Bingel (7.) hatte die Kugel im Nordenstädter Kasten eingeschweißt. Der Führungstreffer gab der Orf-Elf Sicherheit. Keine zehn Minuten später tankte sich Bingel in den Strafraum der Hausherren und bediente Stürmer Felix Werner (14.), der von der Fünferlinie zum 2:0 für die Gäste abzog. Von diesem Zeitpunkt an dominierte Eltville das Spielgeschehen, während Nordenstadt ins Schlingern geriet und zudem ab Mitte der ersten Halbzeit auf Hinspieltorschütze Sven Deider verzichten musste, der verletzt ausschied. Die anschließende Gewitterunterbrechung kam den Hausherren daher nicht ungelegen.

"Während der Unterbrechung hatte ich ein wenig Angst, dass das einen Knacks bei uns gibt", denkt Orf an die zehnminütige Regenpause zurück. Die Sorge blieb unbegründet. Auch vom Unwetter ließen sich die Rheingauer nicht beirren und schnürten Nordenstadt weiter in dessen eigener Hälfte zu. Das Becht-Team, das mit besagtem 2:0-Vorsprung in die entscheidene Partie gegangen war, schien nach den Gegentreffern von der Rolle und vermochte es auch nach dem Seitenwechsel nicht mehr, den Schalter umzulegen. "Fußball ist Kopfsache. Da ist es manchmal ganz schwer, auf unerwartete Rückschläge zu reagieren und den Kopf wieder hochzufahren", weiß Orf um die Bedeutung von Dynamiken in einer Partie. Im zweiten Durchgang machten die spielbestimmenden Eltviller den Sack zu. Zunächst traf Werner (62.) per sehenswertem Schlenzer in den Winkel, ehe Mittelfeldantreiber Marlon Klärner (65.) und Alexander Reinsbach (80.) das Ergebnis weiter in die Höhe schraubten. Der zwischenzeitliche Treffer zum 1:4 durch Pascal Bender (70.), bei dessen spektakulärem Lupfer Spvgg.-Keeper David Jung ohne jede Abwehrchance war, blieb letztlich Ergebniskosmetik. „Wir sind fassungslos und haben keine Erklärung. Wo wir getrabt sind, sind die Eltviller gesprintet. Sie wollten es bedingungslos, während wir vielleicht Angst vor der eigenen Courage hatten“, betrieb TuS-Spielausschuss-Chef Jens Ditthardt gegenüber dem Wiesbadener Kurier nach dem Abpfiff Ursachenforschung. Während Nordenstadt am Boden lag, begann für Eltville nach Spielschluss das Bangen um den vorzeitigen Aufstieg. Denn das finale Entscheidungsmatch, das wenige Tage später gegen den FV Neuenhain steigen sollte, würde durch einen Aufstieg der DJK Flörsheim in die Verbandsliga Hessen Mitte entfallen und der Weg in die Gruppenliga wäre für beide Teams frei. Als zwei Stunden nach dem Abpfiff der Partie in Nordenstadt klar war, dass Flörsheim den VfB Wetter in der Relegation mit 5:0 besiegt hatte, gab es für die Rheingauer kein Halten mehr. Die Spvgg. Eltville feierte nach Jahren der Abstinzenz am 05. Juni 2016 die Rückkehr in die Gruppenliga Wiesbaden.


Eltvilles Erik Lederer (rot) schenkte den Nordenstädtern im Rückspiel keinen Zentimeter.
Eltvilles Erik Lederer (rot) schenkte den Nordenstädtern im Rückspiel keinen Zentimeter. – Foto: Tom Klein

"Das war ein sehr schöner Aufstieg und eine tolle Truppe, die wir damals hatten", blickt Werner Orf gerne auf die Zeit bei den Rheingauern zurück. Nach dem sofortigen Wiederabstieg errang Eltville unter Orf und Co-Trainer Dennis Kunz in der Spielzeit 2017/2018 die Meisterschaft in der Kreisoberliga Rheingau-Taunus. Der Rest ist Geschichte. Orfs Nachfolger auf dem Trainerposten bei den Rosenstädtern wurde Thorsten Becht, dem ein Jahr nach der Relegationspleite mit Nordenstadt die Meisterschaft in der Kreisoberliga Wiesbaden gelang und der Eltville in der laufenden Saison auf den dritten Tabellenplatz der Verbandsliga Hessen Mitte führte.



TuS Nordenstadt: Hellwig - Wintermeyer, Lang, Fredricksen, John - Lutsch, S. Deider (Conradt 24.), Ullmann - D. Deider, Bender, Schenk - Trainer: Becht

Spvgg. Eltville: Jung - Goslar, Lopez, Zentner - Reinsbach, Bingel, Kunz, Feldhaus, Klärner (Azar 75.) - Lederer (Bondzio 66.), Werner - Trainer: Orf

Tore: 0:1 Bingel (7.), 0:2 Werner (14.), 0:3 Werner (62.), 0:4 Klärner (65.), 1:4 Bender (70.), 1:5 Reinsbach (82.) – Zuschauer: 500.

Aufrufe: 05.6.2020, 12:00 Uhr
Niklas HechtAutor