2024-05-24T11:28:31.627Z

FuPa Portrait

Alis Fußstapfen wie gemacht für Pabster

Zurück in die Zukunft beim SC 1903 Weimar: Denn hier gibt es eine Neubesetzung im Trainerteam, die so in der Vereinshistorie schon mal analog stattgefunden hat.

Mehr als acht Jahre war Jens Ahlgrimm als Co-Trainer beim Sportclub auf dem Weimarer Lindenberg tätig. Nun gibt er dieses Amt auf und hat mit Stephan Pabst einen Nachfolger, der genau wie er den schleichenden Weg vom Spieler ins Trainerteam beschreiten wird.

„Ich war selber erschrocken, als ich vor kurzem festgestellt habe, dass ich schon achteinhalb Jahre Trainer bin. Das war eigentlich damals als Übergangslösung angedacht“, erinnert sich Jens Ahlgrimm. Frank Schön hatte den heute 44-Jährigen gefragt, ob er ihn unterstützen könne. Und natürlich konnte „Ali“ nicht ‚Nein‘ sagen - schließlich ging es um seinen Herzensverein. Als Fünfjähriger hatte er damals im Jahr 1980 das Fußball-ABC am Lindenberg erlernt. Einzig zwei Jahre beim FC Erfurt Nord gekrönt mit dem Oberliga-Aufstieg waren eine kleine Flucht aus der Weimarer Fußballwelt. Doch nach zwei Jahren führte ihn sein Weg zurück.

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„Es ist mein Verein. Meine Mannschaft. Mein Leben“, sagt Ahlgrimm fast schon poetisch. Damals hatte er durchaus lukrative Angebote, wie beispielsweise aus Meuselwitz. „Ich habe allerdings gemerkt, dass es für den Profifußball nicht gereicht hätte. Da war mir die Familie und die Freunde wichtiger“, sagt Jens Ahlgrimm zu seiner Rückkehr zum SC 03. Bis 2017/18 half er immer wieder noch als Spieler in der Verbandsliga aus, war aber sonst die unterstützende Hand von Michael Junker an der Seitenlinie. Und auch im Hintergrund formte „Ali“ aktiv die Mannschaft. Da kommt es nicht von ungefähr, dass er auch in Zukunft in einer Führungsposition dem Verein verbunden bleiben will. „Ich beschäftige mich mit dem Gedanken im Vorstand im sportlichen Bereich mitzuwirken. Ich habe ein großes Netzwerk in Thüringen. Ich kenne viele und mich kennen viele. Das will ich für den Verein nutzen“, beschreibt Jens den nächsten Schritt bei seinem Herzensverein.

Die Aufgabe des Co-Trainer-Amtes knüpfte der 44-Jährige dabei an mehreren Faktoren. Zum einen spielte Corona und die damit verbundene Aufstockung der Thüringenliga auf 18 Mannschaften eine große Rolle. „Ich habe in den letzten Jahren immer wieder den Gedanken geäußert, dass ich kürzertreten will. Der Vorstand wusste also Bescheid“, beschreibt er den nicht ganz unerwarteten Abschied von der Trainerbank. „Ich habe weniger Zeit, auch weil privat mit einer Operation meines Vaters ein einschneidendes Erlebnis da war. Mir ist es wichtig, dass ich für meine Eltern da bin“, führt Jens Ahlgrimm weitere Gründe an. Zurückblickend bleiben aber auch als Trainer und Spieler tolle Erinnerungen haften. „Den Thüringenmeister in der Halle letzten Winter schreibe ich mir an die Backe. Das war mega und ich hatte da freie Hand. Micha wollte davon nichts wissen“, erinnert er sich. Als Spieler sind ihn neben dem Aufstieg mit Erfurt Nord die Freundschaftsspiele gegen Bayern München (1995), Werder Bremen (1996) und Schalke 04 (2003) besonders im Kopf geblieben. Nun übergibt er seinen Stuhl auf der Trainerbank an Stephan Pabst.

Einen Titel, den sich Jens Ahlgrimm an die "Backe" schreiben kann: Thüringenmeister in der Halle.
Einen Titel, den sich Jens Ahlgrimm an die "Backe" schreiben kann: Thüringenmeister in der Halle.

Der 28-Jährige weißt dabei gewisse Parallelen zu seinen Vorgänger auf. Wie Jens Ahlgrimm damals, steigt er über die Doppelrolle in den Trainerjob ein. „Ich werde weiterhin mich mit den Jungs in der Kabine umziehen“, sagt Stephan Pabst scherzhaft. Der beim FC Carl Zeiss Jena ausgebildete Kicker war die Wunschlösung von Michael Junker als Co-Trainer. „Nach Jens Entscheidung das Trainerteam zu verlassen, war ich erster Anlaufpunkt von Micha. Er wollte sich keinen Co-Trainer von Außen dazu holen. Erst recht nicht bei der aktuellen Lage“, so Pabst. „Ich habe kurz darüber nachgedacht, ob ich das zeitlich mit Frau, Haus, Kind und Beruf hinbekomme. Am Ende hat meine Frau gesagt: Mach es doch einfach“, beschreibt „Pabster“ seinen Eintritt in das SC-Trainerteam.

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„Es ist für mich der perfekte Einstieg in den Trainerbereich. Auch mit dem Blick mal irgendwann eine eigene Mannschaft zu übernehmen“, so der 28-Jährige. Der Führungsspieler wird dabei als Vermittler zwischen Mannschaft und Trainerteam tätig. Eine Rolle, die er indirekt schon in den letzten Jahren in Weimar ausführte. „Ich spreche mit Micha über alles was Aufstellung, Absprachen etc. angeht. Wenn er mal nicht ein Training abdecken kann, bekomme ich da freie Hand“, sagt Stephan Pabst weiter. Der Mittelfeldkicker kann sogar schon auf die C-Lizenz zurückgreifen, die er in der „Abendschule“ in seiner Zeit beim FC Carl Zeiss Jena machte. „Wir haben eine junge Mannschaft und ich habe schon immer gerne was weitergegeben. Der Umgang mit den Jungs, auch den etablierten Spielern, ist durch das neue Amt nicht großartig anders“, blickt Pabster auf die Zusammenarbeit.

Und auch in Sachen Charaktereigenschaften tritt Stephan Pabst in die Fußstapfen von Jens Ahlgrimm. „Ali hat eine große soziale und menschliche Ader. Das Zwischenmenschliche bei ihm ist einfach überragend. Wenn er was gemacht hat, dann immer mit 100 Prozent Leidenschaft“, beschreibt Stephan Pabst seinen Vorgänger als Co-Trainer. Ähnliche Worte benutzt Jens Ahlgrimm bei der Beschreibung seines Nachfolgers: „Er ist einfach perfekt für dieses Amt - von seiner Erfahrung und vor allem seiner Menschlichkeit.“

Aufrufe: 04.11.2020, 18:00 Uhr
André HofmannAutor