2024-04-29T14:34:45.518Z

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Voller Einsatz im Abstiegskampf. | Foto: Matthias Konzok
Voller Einsatz im Abstiegskampf. | Foto: Matthias Konzok

Abstiegskrimi: Herten bleibt oben, Stühlingen steigt ab

Zwei sehenswerte Tore von Ronny Lizureck reichen nicht +++ Herten rettet zu neunt den Klassenerhalt

Es war ein packendes Nervenspiel, am Ende hatte der SV Herten das glücklichere Ende auf seiner Seite. Die Reserve bleibt nach einem Abstiegskrimi in der A-Klasse, der SV Stühlingen muss in die Kreisliga B absteigen.
Nach 95 Minuten war Schluss. Ende. Egal ob blauer oder gelber Dress, die Akteure sanken erstmal zu Boden. Noch einmal hatten sie in dieser Saison alles investiert, alles gegeben, bis zum bitteren Ende in einer Abwehr- und Nervenschlacht. Ein Drama mit einem Gewinner, der doch verloren hat, und einem Verlierer, der am Ende der Gewinner ist. Vor über 400 Zuschauern hatten sich die Kontrahenten einen packenden Kampf geliefert. 2:1 siegte Stühlingen, verlor das Duell um den Klassenerhalt aber wegen eines fehlenden Tores. So feierte Herten an der Wutach den Verbleib in der A-Klasse.


Mit dem 3:1-Erfolg aus dem Hinspiel waren die Grün-Gelben nach Stühlingen gereist. Wohlwissend, dass das Ergebnis noch keine Vorentscheidung bedeutete. Zumal Herten auf fünf Akteure verzichten musste - unter anderem waren Spielertrainer Frank Meyer und Kapitän Alexander Gette verhindert. "Glücklicherweise konnten wir das mit guten, qualitativ hochwertigen Spielern kompensieren", sagte Meyers Assistent Roger Schubbe nach der Partie. Gefordert waren im Rückspiel zunächst die Hausherren. Zwei Tore musste Stühlingen zumindest aufholen. Das Trainergespann um Frank Henninger und Mirko Würth stand vor der schweren Aufgabe, die richtige Balance zwischen Offensive und Defensive zu finden. Nach 39 Minuten glückte den Gastgebern der erste Schritt: Abbas Karaki lancierte einen schnellen Angriff über Matthias Blattert, dessen Flanke im Sechzehner von Ronny Lizureck per sehenswertem Flugkopfball in die Maschen befördert wurde.

Bitteres Gegentor für Stühlingen

Zwingend war die Stühlinger Führung derweil noch nicht gewesen. Zwar hatten die Gastgeber forsch begonnen, doch versteckte sich auch Herten zu Beginn keineswegs. Über weite Strecken eine Partie auf Augenhöhe, mit leichten Vorteilen für die Gäste, die wenig zuließen. "In der ersten Halbzeit sind wir gut gestanden", lobte auch Schubbe. Der Führungstreffer wandelte das Bild jedoch. "Nach dem 1:0 hatte ich das Gefühl, dass bei Herten die Köpfe nach unten gehen", sagte Würth. Und seine Truppe legte eine Schippe obendrauf, nahm in der zweiten Hälfte das Heft in die Hand. Stühlingen drängte allmählich mit Vehemenz auf das Hertener Gehäuse - und erlitt dann einen bitteren Rückschlag.

Etwas mehr als eine Stunde war gespielt, als Stühlingens Schlussmann Martin Dünkel einen satten Fernschuss nicht unter Kontrolle bekam - für einen Torhüter war es ein fieser, zudem hoher Aufsetzer gewesen, einen Vorwurf konnte man dem 19-Jährigen kaum machen. Matthias Tröndle staubte derweil zum Ausgleich ab. Aus dem Nichts sei das Gegentor gefallen, haderte Würth später. Doch war die Stühlinger Marschroute ohnehin auf mindestens drei eigene Treffer ausgerichtet. "Wir haben in der Rückrunde nur einmal zu Null gespielt", erklärte der Coach. Am 1:1 hatten die Hausherren dennoch erstmal zu knabbern, Herten schien wieder leichtfüßiger zu sein. Aber nicht lange.

Abwehrschlacht mit neun Mann

Die letzten 20 Minuten brachen an. Für die Hertener Reserve die Zeit des Bangens. Schon während der gesamten Saison machen sich dann konditionelle Probleme bemerkbar. Zugleich rappelte sich Stühlingen auf und blies zur Schlussoffensive. Der Druck auf die Gäste nahm zu - und das hatte Folgen. Herten langte zweimal zu viel hin, kassierte zweimal Gelb-Rot. "In den letzten zehn Minuten waren wir stehend k.o.", sagte Schubbe. "Wir haben zu neunt hinten verteidigt und nur noch lange Bälle gespielt. Das war brutal schwer." Die Hausherren schnürten ihren Gegner am eigenen Sechzehner ein, doch lief ihnen die Zeit davon. Dann kam die 88. Minute und der zweite Auftritt von Lizureck. Am rechten Strafraumeck setzte er zum Seitfallzieher an - und traf ins lange Eck. Ein Traumtor! Doch würde es auch den Klassenerhalt näher bringen?

Es spielte sich eine Nervenschlacht ab. "Wir haben mit Mann und Maus defensiv alles gegeben", schilderte Schubbe die letzten Minuten seiner Elf. Stühlingen rannte mit aller Vehemenz an, hatte sogar noch Großchancen. Packender konnte es kaum sein. Doch es fehlte die Fortune. Und dann war da noch Hertens Keeper Marcel Kappler. "Er hat uns das 2:1 gesichert", gab es von Schubbe ein Extralob für drei starke Paraden in der Schlussphase. "Wenn es mit 1:3 in die Verlängerung geht ... ich glaube nicht, dass wir das dann noch geschafft hätten", sagte Hertens Trainer. Am Ende retteten die Gäste die knappe Niederlage über die Zeit. In einem Abstiegskrimi, den beiden Teams sehr intensiv, aber auch mit der nötigen Fairness bestritten hatten.

Schon wieder kein Derby?

Für Mirko Würth blieb nur, dass seine Mannschaft nochmal ein gutes Spiel gemacht hatte. Zugleich war der Verlauf ein Sinnbild für die Rückrunde des Aufsteigers. "Wir haben die Chancen, belohnen uns aber nicht. Das zieht sich durch die ganze Rückrunde." Gegen Herten hätte Stühlingen die Entscheidung zu seinen Gunsten herbeiführen können. "Aber es fehlt immer a weng", so Würth. Vielleicht setzt sich dadurch eine lange Serie fort - denn der Lokalrivale FC Weizen kann am Sonntag wiederum in die A-Klasse aufsteigen. "Immer wenn Weizen hochgeht, gehen wir runter, oder umgekehrt", verwies Würth auf die lange Durststrecke - seit 19 Jahren gab es kein Derby mehr. "Das ist echt schade." Aber er gönne es Weizen, nun aufzusteigen. Das Derby kann warten.

Der SV Stühlingen wird sich in der - mit maximal dreieinhalb Wochen sehr kurzen - Sommerpause wieder aufrappeln und neu angreifen. Der SV Herten II darf sein Glück wieder in der Kreisliga A versuchen. Der Klassenerhalt wird noch ausgiebig gefeiert werden. Erst im Bus auf der Heimfahrt, dann auf einem Fest in Herten. "Da werden wir alles zusammenrocken", kündigte Roger Schubbe an. "Die Letzten werden erst am Sonntagmorgen nach Hause gehen."

SV Stühlingen - SV Herten II 2:1 (1:0)
Stühlingen: Dünkel, Laumann, Isele, Studinger (46. Harder), S. Yildirim (82. Friedrich), Krajewski, Maier (70. Kaiser), Lizureck, Botos, Blattert, Karaki.
Herten II: M. Kappler, Laisa, Romano, D. Kappler (43. Neu), Selimovic, Schubbe (87. Schmidt), Kolibaba, C. Spitz, Frech, Tröndle (64. Bruno), Haas.
Tore: 1:0 Lizureck (39.), 1:1 Tröndle (62.), 2:1 Lizureck (88.).
Gelb-Rot: Romano (81.), C. Spitz (86./beide Herten).
Schiedsrichter: Ramon Leisinger (Kandern).
Zuschauer: 400.
Aufrufe: 027.6.2015, 23:23 Uhr
Matthias Konzok (BZ)Autor