2024-05-08T14:46:11.570Z

Ligabericht
1889-Brasilianer Marquinhos (rotes Trikot) war gegen die Nürnberger mit Sebastian Glauber (l.) einer der Futsal-Hauptdarsteller. Fotos: Brüssel
1889-Brasilianer Marquinhos (rotes Trikot) war gegen die Nürnberger mit Sebastian Glauber (l.) einer der Futsal-Hauptdarsteller. Fotos: Brüssel

1889-Gegner kommen näher

Sebastian Glauber glaubt an Futsal. Als er in Regensburg studierte, war der Futsal-Club der Stadt der erste reine Futsalverein in Bayern.

Dann kehrte der inzwischen 32-Jährige nach Hause zurück und rief in Nürnberg 2013 sein eigenes Futsalprojekt ins Leben. Immerhin so erfolgreich, dass die Nürnberger im dritten Jahr in der höchsten Spielklasse, der Regionalliga, dabei sind.

Die sportliche Entwicklung belegen die nackten Zahlen aus den Vergleichen mit den Regensburgern. Ein übles 3:25-Desaster, das Sebastian Glauber „extrem bitter“ fand, und ein 4:10 aus der vergangenen Saison stehen einem 1:4 in Nürnberg im Auftaktspiel der Saison und ein 2:6 vom Samstag gegenüber. „Die Liga hat sich deutlich verbessert. Wir freuen uns, wenn wir zumindest den Großteil des Spiels offen gestalten können, und näherkommen“, sagt Glauber. „Es ist nicht mehr so leicht“, sieht 1889-Abteilungsleiter Oliver Vogel die Nürnberger Fortschritte. In den ersten rund 25 Minuten war Marcus Vinicius da Silva Lima, den alle Marquinhos nennen, der Hauptdarsteller. Der wuchtige Angreifer und 1889-Torjäger erhöhte sein Torekonto von 22 – beiderseits. Denn auf das frühe Führungstor (3.) folgte ein Eigentor zum 1:1. Nur 32 Sekunden später traf der Brasilianer wieder in die richtige Richtung und erhöhte nach der Pause auch noch auf 3:1 (26.).

Zwei Tore ganz zum Schluss
Erst danach kamen andere zum Zug: Kapitän Lucas Kruel erzielte den vierten Treffer (29.), Julian Aeissen antwortete viereinhalb Minuten später für Nürnberg und machte die Partie bis in die Schlussphase spannend. Erst als es die Nürnberger mit fliegendem Torwart versuchten, entschieden Gui Fonseca und Andre Peres mit ihren späten Treffern die Partie. Das Nürnberger Futsalprojekt wächst. Nicht so schnell vielleicht wie jenes in Regensburg, wo Oliver Vogel und Lucas Kruel bei null begannen und im D-Zug-Tempo in zwei Jahren zum deutschen Meister wurden, aber doch stetig. Es sind die kleinen Schritte, die zählen. Glauber erzählt mit Schmunzeln von einer Episode: „In der ersten Saison fiel einmal die Anzeigetafel aus und ich musste aus dem Feld rauslaufen und mich kümmern.“ Inzwischen ist das anders und Glauber macht auch der Zuschauerzuspruch Mut. „Es kommen mehr, so um die 50 sind Stamm. Im Hinspiel gegen Regensburg waren es 100, das wurde super angenommen“, sagt er. „Die Leute sehen, was für ein schöner Sport das ist und dass es runter und hochgeht.“

Wie hoch es noch geht, ob die Bundesliga, die irgendwann mal eingeführt werden soll (Glauber: „Ich habe etwas von 2020/21 gehört“) ein Thema ist, ist noch offen für den Ex-Regensburger aus Nürnberg. Sebastian Glauber berichtet von einem „kleinen Netzwerk an Partnern“, das er zur Verfügung hat. „Eine Pizzeria, ein Wäscheladen, eine kleine Brauerei. Es ist alles gewachsen, auch wenn die keine Riesensummen überweisen. Ich weiß, wo jeder einzelne Euro herkommt und es gibt nicht eine Spritze und zack, ich kann machen. Das finde ich auch gut so“, sagt er und nimmt noch einmal eine Anleihe in der Vergangenheit. „In der ersten Saison haben wir die Trikots noch selber gezahlt. Mittlerweile ist alles gewachsen. Sportlich ging es Schritt für Schritt nach oben, finanziell vom Budget her auch.“

Anleihen aus dem Ausland
Dass Gegner wie der SSV Jahn 1889 nicht nur mit deutschen Spielern antreten, stört Sebastian Glauber wenig. „Auch bei uns waren und sind Spieler, die Futsal in ihren Herkunftsländern gespielt haben“, sagt er. „In der Bayernligasaison zum Beispiel hatten wir einen Nationalspieler aus dem Libanon, der bei Adidas ein Praktikum gemacht hat. Der hat alle besser gemacht, alleine dadurch, dass er auf dem Platz war.“ Auch die Verpflichtung des Niederländers Marcel Loosveld gefällt ihm. „Ein Nationaltrainer aus dem Ausland ist eine Supersache. Das bringt viel Input und liefert neue Anstöße.“ Dass sich die Nürnberger so verbessert haben, hängt auch daran, dass „wir jetzt einen konstanten Kern von zehn, elf Feldspielern haben“. Untypisch dabei für ein deutsches Futsalteam: Spieler, die parallel Fußball spielen, sind kaum mehr dabei. „Das sind nur noch zwei“, sagt Glauber. Am Wochenende sind die Futsalteams der Regionalliga spielfrei. Die deutsche Nationalmannschaft vergleicht sich, diesmal mit dem Weltranglisten 19. Tschechien. Am Sonntag wird in Pilsen gespielt, am Dienstag in Dresden. Mit Luca Piga ist auch wieder ein Regensburger dabei.
Aufrufe: 029.11.2017, 11:00 Uhr
Claus-Dieter WotrubaAutor