2024-05-17T14:19:24.476Z

Interview
Alexandros Evangelakakis
Alexandros Evangelakakis – Foto: Oxford United FC

Alexandros Evangelakakis erklärt den englischen Kinderfußball

Reportage über einen Luxemburger in Diensten des Oxford United FC

Mitte Juli erreichte uns eine Nachricht, dass der Luxemburger Alexandros Evangelakakis Co-Trainer im Profibereich von Oxford United und Koordinator im unteren Jugendbereich des Vereins sei. Ein Grund, mit ihm den Jugend- und Kinderfußball in England unter die Lupe zu nehmen.

„Die Zahl der Arbeitsstunden zählt man nicht, wenn man seine Passion zum Beruf gemacht hat“ wusste Alexandros Evangelakakis im Gespräch mit FuPa Luxemburg zu berichten. Alexandros wer? Der in Luxemburg geborene Sohn eines griechischen Vaters und einer isländischen Mutter dürfte nur hartgesottenen Insidern ein Begriff sein. In jungen Jahren für Munsbach und Hostert aktiv sowie in verschiedenen Nachwuchsteams der FLF, beendete er seine aktive Karriere nach mehreren schweren Knieverletzungen früh, um nicht dem Risiko schwerer Arthrose im Alter von nur rund dreißig Jahren ausgesetzt zu sein.

Der Sport blieb ihm aber wichtig, er entschied sich dann für eine Trainerkarriere und Spezialisationen, die ihm mittlerweile einen Job bei einem Profiverein in England eingebracht haben. Bis ins Alter von sechzehn Jahren trainierte er im Leistungszentrum der FLF unter Reinhold Breu, den er mittlerweile punktuell auch beim litauischen Verband unterstützt. Dafür, dass sein Arbeitgeber ihm dies erlaubt, ist Evangelakakis sehr dankbar.

An der Southampten Solent University machte er seinen Bachelor of Arts in „Football Studies“, welchem ein Angebot von Oxford United, einem englischen Drittligisten, folgte, für den er als U23-Analyst arbeiten sollte. Nach einem Jahr wurde sein Vertrag verlängert, seitdem ist er da. Selbst in der Covid-Pandemie hielt Oxford an ihm fest, welches ihm schließlich - im Gegensatz zu Problemen, die viele andere Menschen während dieser Zeit hatten - half, anstatt zu schaden.

„Gewissermaßen ist es ein Traumjob, die Trainerausbildungen bezahlte der Verein. Es war eine einmalige Gelegenheit“ so der 26-Jährige gegenüber FuPa. Bei United lebt er mit einer englischen Legende, Derek Fazackerley, zusammen. Daneben ist auch der Fitnesstrainer der Profimannschaft Teil dieser Wohngemeinschaft.

– Foto: privat

Interessant wird es, wenn er über den Jugend- und vor allem Kinderfußball in England spricht. Alle Trainer von der U7 bis zur U16 erhalten das gleiche Gehalt. Damit soll vermieden werden, dass die Übungsleiter aus finanziellen Gründen nur an ihr eigenes Wohl denken und die Entwicklung der Kinder darunter leidet. Ein U-Trainer ist außerdem ausschließlich für seinen Bereich zuständig, bei den U9 darf man maximal zwölf Spieler alleine trainieren. Diese Altersgruppe z.B. darf zudem aus höchstens 27 Spielern verfügen, in dem Fall müssten sich drei Trainer um sie kümmern.

Der aufgrund seines Backgrounds und seinen Verbindungen sprachbegabte ehemalige U-Nationalspieler Luxemburgs kategorisiert den Jugendfußball auf der Insel nach finanziellen Möglichkeiten. Oxford ist dort hinter den betuchteren Clubs in der dritten Kategorie, wo er selber als Koordinator für die U7 bis U10 verantwortlich ist und bei der U18 und U23 als Individualtrainer zum Staff gehört.

In England bekommt man erst ab der U9 eine Lizenz zum Fußballspielen. Die U7, die bei uns sog. „Bambinis“, sind Mitglied sog. Grassroots-Vereine. Eltern dürfen ihre Kinder nur in einem Radius von einer Stunde Fahrtzeit bis zu einem Verein einschreiben. Interessant ist ebenfalls die Spieltagsgestaltung: im Vorfeld tauscht sich Evangelakakis mit den Gegnern aus. Es wird zusammen erörtert, wie viele Spieler man insgesamt hat, darauf folgt eine Berechnung, wie viele Spiele man bestreiten muss, damit die Kinder auf hundert Prozent der vorgegebenen Einsatzzeiten kommen.

So ergeben sich eigene Spielformen flexibel, wie fünf gegen fünf oder drei gegen drei, dies nach „eigenen“ Regeln. Ergebnisse machen bei den Kinder keinen Sinn. Darüber spricht Evangelakakis auch des Öfteren mit Claude Campos von der FLF. Wie so oft kann ein Blick über den eigenen Tellerrand hinaus so manche neuen Ideen und Möglichkeiten offenlegen. Und wenn man in Luxemburg über Kontakte wie z.B. Alexandros Evangelakakis verfügt, sollte man diese auch hegen und pflegen – irgendwann werden sich diese dann auch bezahlt machen.

Aufrufe: 012.8.2023, 09:30 Uhr
Paul Krier Autor