2024-05-02T16:12:49.858Z

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Tim Hoffmanns Führung (li.) löste Sandersdorfs Bremsen (FOTO: Michael Kölbel)
Tim Hoffmanns Führung (li.) löste Sandersdorfs Bremsen (FOTO: Michael Kölbel)

VIER BÄLLE IM "BRANDENBURGER TOR"

Kein Spiel der Torhüter- Sandersdorf bezwingt Brandenburg nach argen Anlaufproblemen mit 4:1 (0:0)

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Union Sandersdorf holte sich am 18. Spieltag der NOFV Oberliga Süd im dritten Anlauf den ersten Sieg der Rückrunde. Das Ganze noch vor heimischem Publikum, was die Sache beinahe noch wertvoller machte. Nach der 1:2- Hinrundenniederlage an der Havel setzte es im Rückspiel einen klaren 4:1- Erfolg gegen den Brandenburger SC Süd 05. Doch der sah letztlich nur auf dem Papier völlig klar aus. Denn der Gastgeber spielte eine beinahe unterirdische erste Halbzeit. Da knüpfte man nahtlos an die desolate Leistung der Vorwoche in Gera an. Das forderte zur Pause arg die Stimmbänder eines Mike Sadlo. Einem Uniontrainer, der eigentlich so gut wie nie laut wird und die Dinge immer sachlich analysiert. Der Wachrüttler schien zu sitzen.

Einer aber wollte das Spiel trotz allem nochmals spannend machen. Tom Niclas Hermann ist eigentlich ein Meister mit dem Fuß am Ball, bleibt dazu in fast allen Situationen kalt wie Hundeschnauze. Beim Stand von 2:1 für Union schossen ihm plötzlich zwei Gedanken durch den Kopf, als die eigene Abwehr ihn in scheinbar sicherer Art anspielte. Eben dieser eine Gedanke zu viel. Anstelle des langen Hafers hatte er parallel noch ein sicheres flaches Anspiel im Hinterkopf. Daraus wurde ein völlig verunglückter Ball durch die Innenverteidigung hindurch, genau in die Füße von Brandenburgs Lukas Kohlmann. Der beförderte das Spielgerät sofort wieder retour, setzte den Flugball aus 25 Metern in Richtung verwaistes Gehäuse frontal an den Querbalken (82.). Riesiges Glück für die Sandersdorfer. Da hätte es auf eine Punkteteilung oder schlimmeres hinauslaufen können. Dass Vilius Jankunas aus der Drehung ein flaches Zuspiel von der Grundlinie genau im direkten Gegenzug zum 3:1- Siegtreffer anbrachte, nahm dann die Spannung aus dem Geschehen und brachte die Sandersdorfer auf die uneingeschränkte Siegerstraße.

„Die Brandenburger einfach mal spielen lassen, nicht immer selbst anrennen und sie zum Kontern einladen“, lautete noch zum Abschlusstraining der ernstgemeinte Vorschlag von Dan Lochmann an seinen Trainer. Der Unionstürmer wollte mehr freien Raum zum gegnerischen Tor, welchen er und seine offensiven Kollegen dann belaufen konnten. Und genau von diesem freien Raum gab es in der ersten Halbzeit mehr als im Überfluss. Das aber eher unfreiwillig. Union kam kaum aus der eigenen Spielhälfte heraus. Nicht, dass der Gast aus Brandenburg den absoluten Druck inklusive Torgefahr ausübte. Aber zumindest präsentierte sich die Elf von Trainer Özgan Gümüs, als wäre sie hier die Heimmannschaft und müsste dem eigenen Publikum etwas anbieten. Sandersdorf besaß sichtliche Findungsprobleme, schien stellenweise einen Rucksack mit sich herumzuschleppen. Die Unioner standen als Novum erstmals mit drei Kickern aus der ehemaligen eigenen Jugend auf dem Feld. Mit Tom Hermann im Gehäuse sowie Erik Schlegel und Felix Kaltofen hatte man aufgrund so einiger Verletzte drei Eigengewächse in der Grundaufstellung. Mit Stephan Eberhard saß Nummer vier noch auf der Bank. Die Mannschaft stellte sich eigentlich von alleine auf.

In der 31. Minute retteten die Unioner nach einem Eckstoß der Gäste mit allem Verfügbarem, warfen sie sich zweimal in den Torabschluss der Brandenburger. Diese zwangen die Sandersdorfer lange Zeit nur zum Reagieren. Die Platzherren hatten da großes Glück, dass den Havelstädtern an diesem Tag ohne ihren Knipser René Görisch im Angriff auch nichts Zählbares einfiel.

Brandenburgs Nr. 1 Sven Roggentin stellte letztlich übermotiviert die Weichen (FOTO: Michael Kölbel)

Nach der Pause bekam das Spiel einen völlig anderen Anstrich. Der erste sehenswerte Angriff der Hausherren sah die Kugel folglich auch im Netz liegen. Tim Hoffmann bekam ein Zuspiel, und zog auf halblinker Position flach ab. Über die Fingerspitzen von SC Süd- Keeper Sven Roggentin lag der Ball umjubelt in den Maschen (1:0/51.). Doch die Sandersdorfer Freude währte nur kurz. Marko Görisch ließ einen Brandenburger Eckstoß am kurzen Pfosten über den Scheitel rutschen und versenkte diesen sehenswert ins lange Eck (1:1/57.). Doch die Sandersdorfer zeigten nun Moral und suchten den neuerlichen Erfolg. Man präsentierte sich bei absolutem Fußballwetter hingegen dem ersten Umlauf wie verwandelt. Es blieb ein Fehlerspiel beider Torhüter an diesem Tag. Brandenburgs Schlussmann Roggentin kam folglich an seiner linken Strafraumkante beim Herauslaufen zu spät. Ob er da überhaupt hin musste, blieb sein Geheimnis. Jedenfalls brachte er Sandersdorfs Moritz Alicke zu Fall. Schiedsrichter Stephan Reuter zeigte auf den Punkt, und Timo Breitkopf versenkte zum 2:1 (59.). Damit hatte der Ausgleich der Gäste nur ein kurzes Dasein. Vilius Jankunas konnte oder musste sofort eine Minute später nachlegen, brachte aber eine Eingabe nicht im Tor „Brandenburger Tor“ unter. Das Spiel hatte nun seine bis dato überschaubaren Torraumszenen. Die nächste gehörte den Gästen, und das nahezu im Gegenzug. Unionkeeper Hermann schaute beim Fangversuch in die Sonne, ließ die Kugel fallen, und Union hätte fast den erneuten Ausgleich gefressen (61.).

Das 3:1 durch Vilius Jankunas (grün/Bildmitte) machte den Sandersdorfer Heimsieg perfekt (FOTO: Michael Kölbel)

Doch die Gastgeber sollten die Partie nun merklich in den Griff bekommen. Irgendwie hatten sich die Geschehnisse gedreht. Hatten in Halbzeit eins die Sandersdorfer keinen Plan, so kam dieser nun der Brandenburger Offensive völlig abhanden. Die Hausherren nutzten es spät. Der Litauer Jankunas traf aus nächster Nähe (3:1/83.), bevor Dan Lochmann sich mit dem 4:1 in der Nachspielzeit auch noch seinen neunten Saisontreffer abholte (90.+1).

Ein wichtiger Sieg, welcher die Sandersdorfer zur Abstiegszone wieder ein Stückchen Distanz einbrachte. Will man am kommenden Spieltag bei Angstgegner FC Carl Zeiss Jena II bestehen, muss im Ernst- Abbe- Sportfeld eine weitaus konzentriertere Leistung über komplette neunzig Minuten her.

Aufrufe: 05.3.2017, 21:56 Uhr
Holger BärAutor