2024-05-02T16:12:49.858Z

Analyse
In der ersten Spielhälfte beobachtete Trainer Jürgen Schmid unter einem Schirm seine Mannschaft. In Hälfte zwei stellte er sich in den Regen und demonstrierte Nehmerqualitäten. Sein Abschiedsspiel beim FC Affing ging 1:4 verloren. 	F.: Peter Appel
In der ersten Spielhälfte beobachtete Trainer Jürgen Schmid unter einem Schirm seine Mannschaft. In Hälfte zwei stellte er sich in den Regen und demonstrierte Nehmerqualitäten. Sein Abschiedsspiel beim FC Affing ging 1:4 verloren. F.: Peter Appel

Zum Schluss steht Schmid im Regen

Nach seinem vorerst letzten Spiel bemüht sich der Übergangstrainer des FC Affing, die positiven Dinge hervorzuheben

Es wirkte wie eine verklärte Sicht der Dinge. Soeben waren die Fußballer des FC Affing zuhause gegen den TSV Nördlingen deutlich unterlegen. In der Landesliga-Tabelle trennen sie nur zwei Punkte vom letzten Platz. Dennoch kamen die Spieler gut weg, allzu hart wollte sie niemand nach dem 1:4 anpacken. Allgegenwärtig war das Bemühen der Verantwortlichen, die positiven Dinge der Begegnung hervorzuheben.

Die Fortschritte, die die Mannschaft unter Übergangstrainer Jürgen Schmid, 49, gemacht hat, nachdem er vor rund einem Monat die sportliche Verantwortung übernommen hatte. „Ich bin davon überzeugt: Der FC Affing wird nicht absteigen“, betonte Schmid selbst nach der Partie, vollkommen durchnässt.

Anfangs schützte er sich mit einem Schirm vor dem Dauerregen. Irgendwann legte er ihn beiseite, trappte in seiner Coaching-Zone auf- und ab, stellte sich bildlich den stürmischen Zeiten. In der ersten Spielhälfte war Schmids Präsenz an der Seitenlinie unnötig gewesen. Affing lieferte eine beeindruckende Vorstellung ab. Der schlaksige Angreifer Simon Knauer deutete mit einem Treffer und einem Pfostenschuss erstmals seine Qualitäten an; eine höhere Führung als das 1:0 wäre für Affing möglich, ja sogar verdient gewesen.

Schmid hatte bei seiner Mannschaft immensen Willen gesehen, der ihn für die Zukunft des Vereins optimistisch stimmte. Innerhalb kurzer Zeit habe er eine Bindung zur Mannschaft gefunden. „Das sind gute Jungs. Die packen das“, äußerte Schmid mit Nachdruck. Diesem Lob schloss sich Tobias Luderschmid an. Dem Trainer des TSV Nördlingen fiel dies in der Rolle des Gewinners leicht. Bei den Affingern habe er in jüngster Zeit eine Veränderung ausgemacht. „Man hat gesehen, dass sich etwas getan hat. Sie sind mit mehr Moral aufgetreten“, sagte Luderschmid. Er musste es wissen: Weil Nördlingen eine Woche verzögert auf Affings Gegner trifft, beobachtete er in dieser Spielzeit des öfteren Affinger Spiele.

Große Ambitionen begleiten die Nördlinger in der Landesliga, mit Ex-Profi Stefan Rieß haben sie einen umsichtigen Spielgestalter in ihren Reihen, der den tödlichen Pass beherrscht. Dennoch wankten die Gäste, als mit dem Rückstand Verunsicherung zurückkehrte. „Da ging das Zittern wieder los“, so Luderschmid. Die Affinger halfen unfreiwillig, diese Verunsicherung zu lösen. In der Defensive leisteten sie sich jene Fehler, die sie während dieser Spielzeit wiederkehrend zurückwerfen. Peter Lechner kritisierte dies ausdrücklich. Im Hintergrund fahndet der FCA-Nicht-Funktionär dieser Tage weiter nach einem neuen Sportlichen Leiter.

Womöglich wird die Torhüterposition erneut diskutiert werden. Beim Treffer zum 1:2 fragte sich mancher Zuschauer, warum Florian Riegel derart stürmisch seinen Strafraum verlassen hatte. Und beim 1:3 rutschte ihm der glitschige Ball unglücklich durch. Mit der T-Frage wird sich Schmids Nachfolger beschäftigen müssen. Am Sonntag saß Marco Küntzel bereits als Spieler auf der Bank, ab sofort trägt er die alleinige Verantwortung. Woran es bei seiner Mannschaft mangelte, diskutierte er ein paar Minuten lang mit seinem Kumpel Volker Weingartner. Erst im Sommer waren beide mit dem BC Aichach Meister in der Bayernliga Süd geworden. Unter einem Schirm verkrochen gestikulierte Küntzel, erörterte mit BCA-Ex-Präsident Weingartner seine Sicht der Dinge. Küntzel ist dafür bekannt, ohne Umschweife Probleme anzusprechen. Als Aichacher Trainer hat er stets klare Worte gewählt, in Affing dürfte die Spieler nichts anderes erwarten.

Schon unmittelbar nach dem Schlusspfiff bekamen die Kicker einen Vorgeschmack. „Wir haben jede Menge Arbeit vor uns“, sagte Küntzel, als er nach Schusspfiff aus dem Regen in die trockene Kabine eilte. Küntzels Sicht war alles andere als verklärt.

Aufrufe: 02.9.2014, 07:30 Uhr
Aichacher Nachrichten / Johannes GrafAutor