Wolf, der Leitwolf

Die Sportfreunde haben in der jüngeren Vergangenheit gute, weniger gute und auch schlechte Spiele abgeliefert. Doch das, was sie am vergangenen Samstag geleistet haben, haben die Zuschauer schon lange nicht mehr gesehen. "Von der ersten Minute an überragend", meint Trainer Thorsten Schift - und er sollte keinen Widerspruch erhalten.

Einsatz, Wille, Kampf- und Laufbereitschaft prägen das Spiel der Sportfreunde. In der Anfangsphase sind es vor allem Dennis Ruiz-Maile und der alles überragende Philipp Wolf, die die Richtung vorgeben. Wolf, der in Vertretung des verletzten Matthias Haag die Kapitänsbinde trägt, ist alles in einer Person: Aufmunterer, Ballverteiler, Vorlagengeber, Torschütze.

Mit Essingen steht ein starker Gegner auf dem Feld, der auch gefällig kombiniert. Doch ziemlich bald sind die Gäste beeindruckt von der Haller Urgewalt. Daran ändert auch das 0:1 von Fabian Czaker (18.) nichts. Keine 60 Sekunden später drischt Wolf den Ball aus kurzer Entfernung an die Latte. Dennis Ruiz-Maile verlädt vor dem Ausgleich durch seine Laufwege den Gegenspieler und kann so den Flachpass von Dominik Schäfer ungehindert ins Tor schieben.

Der Treffer bringt noch mehr Emotionen: Freistoßflanke von Sven Blumenstock, ein verunglückter Essinger Kopfball wird zur Vorlage für Philipp Wolf, der zum 2:1 abschließt.

Der Regen trommelt aufs Tribünendach, dessen Schutz die Zuschauer suchen. Sie dürfen kurz nach der Pause erneut jubeln. Die Sportfreunde jagen im Mittelfeld den Gästen den Ball ab. Wolf schickt Ruiz-Maile steil, der zum 3:1 trifft. Der Jubel über sein zweites Tor ist schnell verebbt, da er kurz darauf im Luftduell unbeabsichtigt Simon Köpf mit dem Ellbogen im Gesicht trifft. Der Ex-Profi blutet stark, wird völlig benommen vom Feld geführt. Essingens Spielleiter Joachim Kiep vermutet nach dem Spiel einen Nasenbeinbruch und eine Gehirnerschütterung. Köpf fährt nach dem Spiel mit dem Mannschaftsarzt ins Krankenhaus.

Beide Teams brauchen etwas, um sich von diesen Bildern zu erholen, dann startet eine emotionale Schlussphase. Essingen kommt durch den eingewechselten Daniel Queiroz Serejo zum 2:3 (74.). Auf der Haller Bank wird man nervös, es wird viel geredet - zur Not mit sich selbst.

Obwohl Essingen Druck erzeugt, zieht sich Hall nicht zu stark zurück, kann kontern. So bedient Alessandro Reinecke Kevin Lehanka, der mit rechts zum 4:2 trifft. Auf der Tribüne ist der Jubel laut, auf der Bank wird jeder von jedem umarmt. Lehanka setzt den Schlusspunkt und zeigt dabei sein Selbstvertrauen, das er durch den ersten Treffer gewonnen hat: Einen Befreiungsschlag von Philipp Wolf nimmt er kurz nach der Mittellinie auf. Er läuft von rechts in Richtung Strafraum, zieht nach innen, um wieder nach rechts auszuweichen. Das verwirrt seinen Gegenspieler, Lehanka hat freie Schussbahn und trifft unter die Latte.

"Angesichts der Tabellensituation war das enorm wichtig", bilanziert Schift. "Wir sind noch nicht durch." Für das Derby am kommenden Samstag in Ilshofen, Anstoß um 11.30 Uhr, scheinen die Sportfreunde gerüstet.

Tore: 0:1 Fabian Czaker (18.), 1:1 Dennis Ruiz-Maile (28.), 2:1 Philipp Wolf (34.), 3:1 Dennis Ruiz-Maile (51.), 3:2 Daniel Queiroz Serejo (74.), 4:2 und 5:2 Kevin Lehanka (79., 88.)

Sportfreunde: Jonas Wieszt, Joshua Voigt, Dennis Ruiz-Maile (81. Alin Ladaru), Kevin Lehanke (90. Max Wanner), Philipp Wolf, Sven Blumenstock, Dominik Schäfer (74. Alexander Dreiling), Lamar Yarbrough, Alessandro Reinecke (85. Tilman Naundorf), Ali Gökdemir, Yannick Dannhäußer.

Schiedsrichter: Benjamin Kammerer (Bösingen)

"Das war eine tolle Leistung der Haller Mannschaft, vor allem, wenn man bedenkt, wer alles heute gefehlt hat. Die Sportfreunde haben vor dem Tor Effizienz bewiesen: Sieben Chancen, fünf Tore - das ist eine tolle Quote. Defensiv war Hall hinten links etwas wackelig, doch dafür hat die gesamte Mannschaft mit der richtigen Einstellung gespielt. Von Essingen bin ich defensiv etwas enttäuscht. Da hätte ich angesichts der langen Siegesserie etwas mehr erwartet. Alle Achtung vor Philipp Wolf. Er hat hinten nicht nur alles abgeräumt, sondern auch viele Konter eingeleitet."

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