2024-05-10T08:19:16.237Z

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Freude pur: Kiels Spieler feiern eines ihrer vier Tore gegen Erfurt. Foto: Nawe
Freude pur: Kiels Spieler feiern eines ihrer vier Tore gegen Erfurt. Foto: Nawe

"Wir wissen um unsere Stärken"

Tabellenzweiter schaut dennoch "nur von Spiel zu Spiel"

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Die Fans feierten, Spieler und Offizielle strahlten - besser hätte die Stimmung bei Holstein Kiel nach dem 4:1 im Drittliga-Torspiel gegen Rot-Weiß Erfurt nicht sein können.

„Gegen Holstein kann man mal verlieren!“ Euphorisiert feierten die meisten der 8006 Zuschauer am Freitag Aabend im Holstein-Stadion den Vorstoß ihrer Kieler „Störche“ – vom Außenseiter im Verfolgerfeld mitten hinein in den Kreis der Aufstiegsfavoriten. Die 2. Fußball-Bundesliga muss nach diesem Auftritt kein Traum bleiben.

Denn gegen diese Kieler kann man als Drittligist in der Tat verlieren – was die Elf von Trainer Karsten Neitzel beim 4:1-Sieg gegen Rot-Weiß Erfurt bot, war ohne Wenn und Aber aufstiegsreif. „Ein verdienter Sieg, eine ganz starke Leistung der Kieler“, erkannte RWE-Trainer Walter Kogler ohne Umschweife an. Die Kieler stehen nun schon auf Platz zwei, punktgleich mit drei weiteren Teams.

Von einem Warnschuss der Gäste abgesehen, als Carsten Kammlott nur die Latte traf (17.), spielte im Top-Spiel eigentlich nur Holstein. Nach Hauke Wahls 1:0 (21.) rollte die Offensivmaschinerie der eigentlich nicht als Torfabrik bekannten Kieler auf Hochtouren. „Da hätten wir das 2:0 und 3:0 machen können, ja müssen“, wusste KSV-Coach Neitzel später angesichts der Chancen von Patrick Breitkreuz, Maik Kegel und Manuel Schäffler, der gleich zwei Großchancen vergab.

„Ich hätte heute eigentlich drei Tore machen müssen“, wusste der Mittelstürmer später, strahlte aber dennoch über das ganze Gesicht. „Das sind die Spiele, die ich am liebsten habe“, sagte er angesichts der Flutlicht-Atmosphäre und der tollen Unterstützung durch die Anhänger. „Großen Respekt an die Fans. Eine Stimmung wie heute habe ich hier in Kiel noch nicht erlebt“, lobte Neitzel.

Die Mannschaft war dafür in Vorleistung getreten. Nicht einmal das aus heiterem Himmel und zu einem echten „Schockmoment“ 45 Sekunden nach der Pause gefallene 1:1 vermochte die Kieler aus dem Konzept zu bringen. „Wir wissen einfach um unsere Stärken“, erklärte der bärenstarke Kapitän Rafael Kazior, warum Holstein sich nicht aus der Bahn bringen ließ.

„Das war beim Rückstand in Münster so und auch heute nach dem 1:1. Wir waren einfach sicher, dass es nicht weiter so wie vor der Pause laufen würde, dass der Ball einfach nicht rein will.“ Selbst ließ der 32-Jährige Taten folgen, nagelte eine Volleyabnahme aus spitzem Winkel zum 2:1 genau unter die Latte (50.).

Dass Gäste-Trainer Kogler anschließend „die beste Phase“ seines Teams gesehen hatte, weil die Erfurter „das Spiel kontrollierten“, war bezeichnend. Gute 20 Minuten ohne Kieler Großchance, freilich auch ohne auch nur den Ansatz einer Ausgleichsmöglichkeit – das war gegen diese "Störche" das höchste der Gefühle. Aus vier Top-Torchancen in der Schlussviertelstunde machten dann Manuel Schäffler (78.) und Marc Heider (84.) den 4:1-Endstand.

Von Aufstieg hört man bei den Kielern dennoch weiterhin nichts. Die Devise, von Spiel zu Spiel zu schauen, beherzigen die „Störche“. Allerdings rechnete Tim Siedschlag schon einmal vor. „Es sind noch elf Spiele. Also sind unser Ziel 33 Punkte, um am Ende 79 zu haben.“

Was das bedeuten würde, sprechen dann sogar die Kieler aus. „Dann reicht es auf jeden Fall“, lachte Siedschlag. Behalten die Kieler das am Freitag gezeigte Selbstvertrauen und die Form, sollte man selbst gegen diese gewagte Rechnung besser nicht sein Vermögen setzen...

Aufrufe: 028.2.2015, 19:00 Uhr
sh:z / Christian JessenAutor