2024-05-10T08:19:16.237Z

Interview der Woche
Ist seiner Mannschaft ein echter Rückhalt: Schott Mainz Torhüter Patrick Manthe. (Bild: Dinger)
Ist seiner Mannschaft ein echter Rückhalt: Schott Mainz Torhüter Patrick Manthe. (Bild: Dinger)

"Wir sind wirklich wie eine Familie"

TSV Schott Mainz Keeper Patrick Manthe über die erste Oberliga-Saison des Glaswerk-Klub +++ "Wollen Saison in der Spitzengruppe abschließen"

Vizemeister und Meister in der Verbandsliga, nun Tabellensechster in der Oberliga: Seit Patrick Manthe beim TSV Schott Mainz im Tor steht, eilt der Glaswerk-Klub von Erfolg zu Erfolg. Das hat auch mit dem 21-jährigen Torwart zu tun, der sich zu einem immer stabileren Rückhalt entwickelt hat und schon so manchen Punkt für den TSV festhielt. Über seine zehnjährige Zeit beim FSV Mainz 05 und den Traum vom Profifußball erzählt der Rotschopf im Interview der Woche.

Patrick, ihr steht als Aufsteiger im oberen Tabellendrittel der Oberliga. Hand auf's Herz, hast Du eurer Mannschaft so eine starke Runde zugetraut?

Ich wusste, dass wir eine starke Truppe haben, aber dass wir nach so einer guten Rückrunde sogar noch oben reinrutschen, habe ich ehrlich gesagt nicht erwartet. Dass wir eine gute Rolle spielen hingegen schon.

Was sind die Erfolgsfaktoren?

Es gibt mehrere. Wir sind wirklich wie eine Familie, es läuft immer mit Spaß ab, das ganze Trainerteam steht hinter uns und dadurch stehen wir auch hinter dem Trainerteam. Unser Trainer Ali Cakici kommt aus dem Ringen und bringt dadurch noch andere Einflüsse, vor allem den Siegeswillen aus dem Kampfsport, mit ein.

Es gibt ja die These, dass ein zu starkes Wohlfühlklima leistungshemmend ist. Wäre mit weniger Spaß noch mehr drin?

Wenn man sieht, was wir erreicht haben, können wir so viel nicht falsch gemacht haben. Druck hemmt ja eher die Leistung, und das Trainerteam nimmt uns den Druck.

Ali Cakici fällt mit seiner extrem positiven Art auf. Hast Du einen ähnlichen Trainertyp schon erlebt?

Nein, seine Art ist eher etwas völlig Neues für mich. Hier bei Schott ist ein komplett anderes Klima.

Auch in Sachen Trainingsmethodik hebt sich der TSV von vielem Gewohntem ab, ohne langes Warmmachen und Dehnen und ohne Konditionsläufe durch den Wald. Fühlst Du Dich fitter oder weniger fit als zuvor?

Ich spüre definitiv kein Defizit in puncto Kondition. Wir haben so gut wie keine Verletzten mit muskulären Problemen. Ich finde es richtig gut, so wie es ist, wir gehen auf den Platz und fangen direkt mit Spielen an. Und dass wir kaum Verletzte haben, belegt, dass es funktioniert.

Du machst zuletzt mit immer stärkeren Leistungen auf Dich aufmerksam. Kannst Du Dir vorstellen, die kommende Saison und die nächsten Jahre bei der Schott zu bleiben?

Warum nicht? Wir haben ein gutes Klima, eine gute Truppe und können vielleicht kommende Saison oben mitspielen.

Vor Deiner Zeit beim TSV warst Du zehn Jahre bei Mainz 05. Hast Du davon geträumt, Profi zu werden?

Auf jeden Fall, wie viele Jungs, die mit dem Fußball aufwachsen. Ich konnte ein bisschen reinschnuppern, die A-Junioren-Bundesliga ist ja schon sehr professionell. Den Traum hat man immer.

Wie hast Du den Moment erlebt, als dieser Traum platzte?

An dem Punkt bin ich noch nicht. Ich bin erst 21 Jahre alt, gerade auf der Torhüterposition habe ich noch Zeit. Dass ich bei Mainz 05 gehen musste, war schon ein Rückschlag, aber ich würde das Kapitel noch nicht als abgeschlossen betrachten.

Hast Du höherklassige Angebote vorliegen?

Nein, habe ich nicht.

Was machst Du außerhalb des Fußballplatzes?

Ich studiere Sportwissenschaft in Mainz und bin im sechsten Semester. Mal schauen, ob ich nach dem Bachelor noch den Master mache, das hängt auch davon ab, wie es sich mit dem Fußball entwickelt.

Wer hat Dich 2012 zur Schott geholt?

Das war Bert Balte. Er hat mich angerufen, wir kamen ins Gespräch. Ich sollte auch zu einem Probetraining bei den Offenbacher Kickers, hatte aber das Pech, mich einen Tag vorher zu verletzen. Also habe ich bei Schott zugesagt, sie wollten mich unbedingt und haben mir auch gute Perspektiven aufgezeigt.

Hast Du den Wechsel zu einem aufstiegsambitionierten Verbandsligisten eher als Rückschritt oder als Chance aufgefasst?

Beides ein bisschen. Eine Verletzung an der Schulter hatte mich in der A-Jugend-Bundesliga ziemlich zurückgeworfen. Bei Schott hatte ich die Chance Spielpraxis zu sammeln, was für einen Torwart extrem wichtig ist. Ich hatte hier immer gute Trainer, erst Bert Balte, dann Christian Hock, jetzt Ali Cakici, die einen auf sehr hohem Niveau fördern. Eine Tür ist zu-, eine andere aufgegangen. Und man darf nicht vergessen, dass man in der Oberliga auch nichts geschenkt bekommt.

und im TSV-Tor gibt es ja auch häufiger was zu tun wegen der sehr offensiven Spielweise.

Ja, manchmal wünsche ich mir auch einen ruhigeren Nachmittag, aber andererseits: Wenn ich nichts zu tun bekomme, kann ich auch zu Hause bleiben.

Was machst Du außerhalb des Mannschaftstrainings noch für Deine Karriere?

Ich habe zwei Mal in der Woche ein eigenes Programm im Kraftraum.

Was ist diese Saison noch drin?

Wir wollen unsere restlichen Spiele alle gewinnen. Die Niederlage in Neunkirchen war sehr ärgerlich, weil die meisten anderen Konkurrenten oben Punkte gelassen haben. Der Aufstieg ist unrealistisch, aber wir wollen die Saison in der Spitzengruppe abschließen. Und man darf nicht vergessen, dass wir als Neuling in der Liga schon früh nichts mehr mit dem Abstieg zu tun hatten. Darüber sind wir froh.

Schaust Du in der Tabelle auch nach den Gonsenheimern?

Na klar, da gibt es schon eine Mainzer Rivalität. Aber ich habe auch viele Freunde im Gonsenheimer Team, das Verhältnis der Mannschaften untereinander ist gut. Wenn die eine gute Saison spielen und wir auch, ist es nicht so schlimm, wenn sie vor uns stehen.

Aufrufe: 030.4.2015, 08:30 Uhr
Torben SchröderAutor