2024-04-25T14:35:39.956Z

Interview der Woche
Im Interview der Woche haben wir diesmal mit dem 1. Vorsitzenden Stefan Simon und Trainer Tobias Rieger gesprochen.
Im Interview der Woche haben wir diesmal mit dem 1. Vorsitzenden Stefan Simon und Trainer Tobias Rieger gesprochen.

"Wir sind sehr guter Dinge"

Im Gespräch mit TSG-Boss Stefan Simon und Trainer Tobias Rieger +++ "Das Gros unseres aktuellen Kaders soll bleiben"

Aufsteiger TSG Hechtsheim spielt eine starke Runde in der Fußball-Landesliga, und auch wenn es in dieser Saison noch nicht zum Aufstieg reicht, scheinen die Perspektiven Richtung Verbandsliga zu gehen. Das legt zumindest der Blick auf das Personal nahe. Zum Interview gebeten hatte der Vereinsvorsitzende Stefan Simon eigentlich, um die Rückkehr von Ivan Idzan von Verbandsligist Fortuna Mombach bekannt zu geben. Heraus kam ein erstaunlich offenes Gespräch mit dem TSG-Boss sowie Trainer Tobias Rieger über die mittelfristige Planung, finanzielle Belange und Sünden vergangener Tage, bei dem es auch an ironischen Attacken Richtung Mombach nicht fehlte.

Herr Simon, Sie haben Ivan Idzan als „Königstransfer“ angekündigt. Was sprach für ihn?

Simon: Wir kennen ihn und wissen, dass er ein charakterlich einwandfreier Spieler ist, der nur zur falschen Zeit bei der TSG war. Er passt eins a in die Mannschaft und kennt hier jeden. Und wir haben Trainer, die wie jeder normale Mensch auch schlafen und daher den Kopf frei haben, um nicht nur mit Menschen wie an der Playstation zu spielen.

Nach Ljubo Dragun, Marcel Kostadinov und Serkan Akinci ist Idzan der vierte Spieler, der in kurzer Zeit von Fortuna Mombach zur TSG kommt. Werden weitere folgen?

Simon: Nein, aus dieser Richtung sind unsere Planungen abgeschlossen.

Vor zwei Jahren ging Idzan aus Hechtsheim zur Fortuna. Was war der Grund?

Rieger: Er wollte damals höher spielen. Wir hatten uns vorgenommen, aus der Bezirksliga aufzusteigen, was aber leider nicht funktioniert hat. Deshalb ist er zu einer höherklassigen Mannschaft gewechselt. Ich bin gut mit ihm befreundet, und er wäre im Winter schon gern zurück gekommen, hat aber keine Freigabe erhalten.

Wie ist ansonsten der Stand der Hechtsheimer Personalplanungen?

Rieger: Das Gros unseres aktuellen Kaders soll bleiben.

Simon: Die, die wir halten möchten, werden wir auch halten. Wir werden aber erst sagen, wer bleibt, wenn alle Gespräche abgeschlossen sind. Wir müssen keine Wasserstandsmeldungen abgeben, um andere zum Bleiben zu bewegen.

Ein wichtiges Entscheidungskriterium für viele Spieler dürfte die Platzsituation sein. Wie ist der Sachstand, was einen neuen Kunstrasen angeht? Das scheint mir für die Perspektiven der TSG lebenswichtig zu sein.

Simon: Überlebensnotwendig sogar. Ich darf den Sportdezernenten Herrn Beck zitieren: Er hat dankenswerterweise in einem AZ-Gespräch über den Mainzer Sport bestätigt, dass im Haushalt 2015/16 die Bezirkssportanlage in Hechtsheim mit einem Betrag für einen neuen Kunstrasen berücksichtigt wird. Wir gehen daher davon aus, dass das zur neuen Saison oder spätestens im ersten Halbjahr 2016 gemacht wird. Wir haben ja den ältesten Kunstrasen in Mainz, wenn Sie da grätschen, können Sie tagelang mit bandagierten Beinen rumlaufen. Es gibt sogar positive Signale, dass ein dritter Platz kommen könnte. In der Jugendarbeit ist das enorm wichtig, denn die Eltern wollen ihren Kindern nicht ständig Pflaster auf die Beine kleben. Vereine mit neuen Kunstrasenplätzen wie 1817 können sich vor Nachwuchs nicht retten.

Es scheint bei der TSG auch dringend nötig, den Unterbau auf Vordermann zu bringen. Unterhalb der ersten Mannschaft, die sich sehr gut entwickelt, spielt die zweite in der C-Klasse nur noch als Neuner-Team und die A-Jugend wurde abgemeldet...

Simon: Wir haben kommende Saison voraussichtlich sogar die Möglichkeit, eine dritte Herren-Mannschaft zu melden. Die zweite wird auf jeden Fall wieder als 11er-Team antreten. Und wir sind zuversichtlich, auch wieder eine A-Jugend auf die Beine zu stellen, die dann natürlich ganz unten anfangen muss. Aber sehen Sie, als ich vor elf Jahren zur TSG kam, hatte der Verein eine halbe Million Euro Schulden, die Herrenmannschaft ist freiwillig aus der Landesliga abgestiegen und es gab nur noch vier Jugendmannschaften. Jetzt haben wir zehn Nachwuchsteams, ein Plus von 350000 Euro in der Kasse, weil wir eine marode, alte Immobilie verkauft haben, und sind dabei, ein neues Vereinsheim auf der Bezirkssportanlage zu planen. Wir haben den Verein durch vernünftiges Wirtschaften gesundet. Der Weg ist immer noch lang, aber wir sehen am Ende des Tunnels den Sonnenschein.

850000 Euro Plus in elf Jahren – wie ist das gelungen?

Simon: Wir haben die Schulden selbst auf 250.000 Euro gedrückt, unter anderem durch Pachteinnahmen, und dann das alte Vereinsheim für 600.000 Euro verkauft.

Wann soll das neue Klubheim stehen?

Simon: Wir sind auf einem guten Weg, wollen aber keinen Zeitpunkt nennen, um uns nicht unter Druck zu setzen. Einen Bauplan gibt es bereits, und wir haben mit Frank Röhr und Giancarlo Falanga zwei Experten vom Fach im Vorstand, die etwas Vernünftiges auf die Beine stellen werden.

Der Verbandsliga-Aufstieg ist dann ab kommender Saison das klare Ziel?

Simon: Der Weg soll dahin gehen, dass wir einen guten Unterbau und eine funktionierende Jugendarbeit haben und eine Aktiven-Mannschaft, die vernünftigen Fußball spielt und Spaß dabei hat. Der Weg soll nicht dahin führen, dass Leute größenwahnsinnig werden, das hatten wir in der Vergangenheit.

Die TSG wird oft als von Großsponsoren getragenes Projekt angesehen, dass verpufft, sobald der Hauptzahler den Stecker zieht. Allein über den Verkauf von Eintrittskarten wird sich ein Verbandsligaaufstieg kaum realisieren lassen...

Simon: Die TSG finanziert ihren Aktivenbereich komplett außerhalb des Vereinsvermögens. Wenn alle Sponsoren den Stecker ziehen, betrifft das ausschließlich die Aktiven. Das halte ich auch für gut, denn aus den Mitgliedsbeiträgen werden Sie nirgends Landes- oder Verbandsligafußball finanzieren können.

Rieger: Wir haben es dieses Jahr hinbekommen, durch unsere Zuschauereinnahmen die Schiri-Kosten komplett zu finanzieren. Das ist doch traumhaft! (lacht)

Wie breit ist denn der Sponsorenpool der Aktiven, und welche Rolle spielt Stefan Simons Brandschutz GmbH dabei?

Simon: Vernünftig breit. Stefan Simon ist damals durch sein parteipolitisches Engagement angesprochen worden, etwas im Vorstand zu machen, aber das hat mit finanziellem Engagement rein gar nichts zu tun. Ich achte allerdings stark auf das Budget und gebe keinen Euro zu viel aus, was sicher der Unterschied zur Vergangenheit ist. Wir haben 20 bis 25 Werbetafeln, Sponsoren auf den Spielplakaten und auch Geldgeber, die nicht genannt werden möchten. Brandschutz Simon steht diese Saison erstmals auf den Trikots, weil die Seniorchefin den Trikotsatz vor lauter Freude über den Aufstieg spendiert hat. Aber die TSG ist in keiner Weise abhängig davon, dass Stefan Simon für sie tätig ist.

Bleibt Tobias Rieger TSG-Trainer?

Simon: Darüber müssen wir gar nicht reden, die TSG und Tobias Rieger hatten noch nie einen Vertrag. Er hat mir gesagt, er bleibt, bis ich sage, dass er gehen soll. Da habe ich ihm gesagt, dann gehen wir zusammen. Wir sind sehr guter Dinge, dass er mit Steffen Göbel als weiterem Cotrainer in eine erfolgreiche neue Saison geht.

Was ist mit dem aktuellen Cotrainer Aleksandar Petreski?

Rieger: Azzo hat einen neuen Job mit schwierigeren Arbeitszeiten, deshalb kann er nicht immer kommen. Deswegen hat Steffen Göbel nach seinem Achillessehnenriss gesagt, dass er mir unter die Arme greift. Das klappt schon prima. Ich hoffe, dass Azzo bleibt, aber wir wissen es noch nicht genau.

Simon: Wir werden sehr viel daran setzen, die gesamte Mannschaft zu halten. Wir haben im Winter ein Fazit gezogen, einige Spieler, denen wir keine Steine in den Weg gelegt haben, sind gegangen. Bei einigen, gerade bei Andrea Carista (ging zu Fiam Italia, d.Red.), der sein Talent verschleudert, haben wir es bedauert. Aber jetzt haben wir ein Mannschaftsgefüge, wo wir keinen missen wollen.

Rieger: Viele haben ja den Weg zu uns gefunden, weil ihnen die Freundschaft wichtiger ist als das Geld. Unsere halbe Mannschaft hat schon in der Jugend bei 1817 zusammengespielt.

Simon: Und bei uns bleibt die Kritik in der Kabine, es wird niemand über die Presse kritisiert oder von fehlendem Preis-Leistungs-Verhältnis gesprochen. Das ist ein sehr großer Vorteil.

Aufrufe: 02.4.2015, 11:15 Uhr
Torben SchröderAutor