2024-05-02T16:12:49.858Z

Interview

"Wir müssen unser Torverhältnis verbessern"

Interview mit Wachtendonks Trainer Frank Goldau

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Der Trainer des TSV Wachtendonk/Wankum hat mit seiner Elf sein Ziel erreicht: den Klassenverbleib in der Landesliga. Nun hat sich das Team verstärkt und will vor allem nicht mehr so viele Gegentore kassieren. Eine Bilanz der abgelaufenen Saison 2012/13 mit einem Blick in die Zukunft.

Herr Goldau, der TSV hat vor der abgelaufenen Saison ein Tippspiel gegründet. Auf welchen Platz haben Sie gesetzt?

Frank Goldau: Elfter Platz. Ich habe vor der Saison gefragt, welcher der erste sichere Nichtabstiegsplatz ist.

Und wie hoch war der optimistischste Tipp?

Goldau: Das weiß ich nicht genau. Ich glaube, der vierte oder fünfte Platz sogar.

Letztlich ist es der zehnte Platz geworden. Sind Sie nun enttäuscht, dass man so haarscharf am einstelligen Rang vorbeigeschrappt ist?

Goldau: Nein, überhaupt nicht. Auch wenn wir punktgleich mit dem Tabellenneunten sind und nur zwei Punkte weg vom Siebten. Aber das Ergebnis gibt ziemlich genau den Platz wieder, den wir diese Saison auch verdient haben – relativ in der Mitte. Wir haben zwölf Spiele gewonnen, 13 verloren. Auch wenn wir am Ende etwas Glück gehabt haben, dass wir da gegen Teams gespielt haben, die zu anderen Zeitpunkten vielleicht stärker waren, wie etwa der Duisburger SV (3:0). Aber wir sind kein einziges Mal auf den Abstiegsplatz gerutscht, auch wenn es manchmal sehr knapp war.

Sind Sie zufrieden mit der Saison?

Goldau: Ich bin froh, dass wir unser Saisonziel erreicht haben. Sehr wichtig ist gewesen, dass die Mannschaft es geschafft hat, sich in den letzten drei Spielen noch einmal voll reinzuhängen und alles zu geben. Diese neun Punkte waren ein gelungener Abschluss der Saison. Aber es gibt auch einiges, womit ich überhaupt nicht zufrieden bin.

Und zwar?

Goldau: Die Niederlagenserien. Sechs Spiele in Folge zu verlieren ist einfach zu viel. Die Negativphase nach der anfänglichen Euphorie war mindestens zwei bis drei Spiele zu lang. Andererseits hat mein Team aber wieder den Schalter umgelegt und eine positive Serie hingelegt.

Was noch?

Goldau: Was mir absolut nicht gefallen hat, sind die 73 Gegentore. Wir haben das zweitschlechteste Torverhältnis (-24). Daran müssen wir dringend arbeiten. Wir haben teilweise in einem Spiel fünf, sechs, sogar sieben Tore kassiert. Das müssen insgesamt mindestens 20 bis 30 Gegentore weniger werden, um nächste Saison wieder sicher im Mittelfeld landen zu können. Dagegen dürfen es aber ruhig ein paar mehr geschossene Tore sein (49).

Es ist wohl eher selten, dass man noch so weit in der Mitte landet bei einem so schlechten Torverhältnis.

Goldau: Es spiegelt den Charakter des Teams wider. Und das meine ich rein positiv. Selbst bei einem 0:2- oder 0:3-Rückstand gibt sie nicht auf, kämpft weiter und will das Spiel noch drehen. Doch dadurch, dass man versucht sich vorne Chancen zu erarbeiten, ist man hinten anfälliger und kassiert dadurch noch mehr Gegentreffer. Aber davon müssen wir unbedingt wegkommen.

Und zwar wie?

Goldau: Die Jungs mussten in der höheren Klasse erst einmal lernen, dass sie ihr Spiel anders gestalten müssen. Und zwar angefangen beim Torhüter über die Stürmer, die auch mit verteidigen müssen. Im Mittelfeld muss sofort gedoppelt werden. Und zudem müssen wir immer noch an der Rückwärtsbewegung bei Gegenkontern arbeiten, auch wenn das schon besser geworden ist.

Mit welchem Wort würden Sie die abgelaufene Saison beschreiben?

Goldau: Wechselhaft. Das letzte Spiel gegen den 1. FC Bocholt (5:4) hat die gesamte Saison in einer Partie widergespiegelt. Zunächst sind wir in Führung gegangen, lagen plötzlich hinten und sind am Ende noch mal ganz stark aus den Löchern gekommen und haben das Spiel noch sicher nach Hause gebracht. Die Saison war sehr lehrreich. Nur die wenigsten meiner Spieler hatten vorher Landesliga-Erfahrungen, aber sie haben bewiesen, dass sie die Qualität dazu haben.

Alle?

Goldau: Als Team haben wir es bewiesen. Jeder Spieler hatte seine besseren und schlechteren Spiele.

Wo wir gerade beim Kader sind, wer hat Sie denn besonders beeindruckt?

Goldau: Zur Rückrunde kam Lucien Maesmanns zu uns aus der Zweiten. Er hat eine hervorragende Rückrunde gespielt und sich direkt zum Stammspieler gemausert. Er hat alle 16 Spiele für uns absolviert und vier Tore erzielt. Zudem muss ich Rene Op de Hipt loben. Er hat zwar ein Drittel der Saison gebraucht, um in der Liga Fuß zu fassen, aber danach hat er sehr gut gearbeitet und ist immer für eine Überraschung gut. Er hat alle 30 Spiele absolviert – ihm fehlen lediglich 36 Minuten wegen einer Gelb-Rot-Sperre.

Sie sagten im Winter, dass Florian Köhnen Sie positiv überrascht hätte. . Gab es weitere Überraschungen?

Goldau: Ja, das stimmt. Gerade in der zweiten Hälfte wurde Florian noch besser. Er hat eine gute Präsenz und hat Verantwortung auf dem Platz übernommen. Florian hat sich zu einem echten Spielgestalter entwickelt. Er und mein Sohn Benjamin harmonieren sehr gut im Mittelfeld. Der arbeitsbedingte Ausfall von Krisha Penn (Arbeitsstelle in Spanien) musste verkraftet werden. Darüber hinaus hat mich auch Markus Momm sehr überrascht. Er hat sich mit dem TSV aus der Kreisliga C bis in die Landesliga gekämpft und immer mitgehalten. In den letzten Spielen war er sogar Stammspieler und hatte 15 Einsätze diese Saison.

Lag das nicht nur daran, dass wichtige Stammspieler wie Martin Thissen und Marc Linssen oft verletzt waren?

Goldau: Wir hatten diese Saison viele verletzte Stammspieler. Fünf bis sechs von ihnen haben im Schnitt ein Drittel der Spiele gefehlt. Marc Linssen kam sogar nur auf zwölf, Igarj Stepanov auf nur sechs Einsätze. Aber so konnten sich auch die Spieler beweisen, die zunächst nicht zu den ersten Elf gehörten und haben das zum Teil auch eindrucksvoll gemacht. Wie etwa beim Remis gegen den Meister Lackhausen.

Welche Spiele sind Ihnen sonst noch besonders im Kopf geblieben?

Goldau: Das Rückspiel in Straelen (0:3). Es war in einer ganz wichtigen Phase, und dort konnten wir leider nicht den Hebel umlegen. Es war eine riesige Enttäuschung. Und das 0:4 in Kleve. Da haben wir uns richtig schlecht verkauft. Ebenso wie beim 3:7 in Duisburg. Da hatten wir einige Aussetzer.

An welche erinnern Sie sich gerne?

Goldau: An Bocholt. An alle drei Bocholter Teams. Gegen sie haben wir 15 von möglichen 18 Punkten geholt. Die lagen uns einfach. Schade, dass die Borussia nun abgestiegen ist. Allerdings stößt dafür der SC zu uns. Zudem bleiben die letzten vier Spiele positiv in Erinnerung (GSV, DSV, Praest, 1. FC Bocholt). Da ging es um alles oder nichts, wir haben richtig Gas gegeben und konzentriert gespielt. Das 5:0 gegen Moers war das erste Spiel, bei dem man sich schon vor dem Abpfiff zurücklehnen konnte. Und als Höhepunkt dann der Sieg in Praest. Der sichere Klassenerhalt. Das fühlte sich an, wie eine kleine Aufstiegsfeier.

Ihr Team ist als Aufsteiger sehr gut in die Saison gestartet. Und dann eingebrochen. Was war der Knackpunkt?

Goldau: Ja, wir haben zunächst aus den ersten fünf Spielen elf Punkte geholt. Da dachten wir, in der Landesliga können wir also mitspielen. Doch zum einen kamen nach einem leichteren Beginn dann die schweren Gegner. Zum anderen verletzten sich nach und nach fünf Stammspieler und Kai Rietz wurde für acht Wochen gesperrt (wegen Nachtretens). Die neuformierte Ersatz-Elf musste sich erst an die Landesliga-Luft gewöhnen.

Aber Sie haben es geschafft, Ihre Jungs wieder aufzufangen.

Goldau: Hier auch noch einmal ein besonderes Dankeschön an meine Co-Trainer Martin Thissen und Uli Büssers, die immer wieder positiv Einfluss genommen haben in vielen Gesprächen mit den Spielern und bei der Arbeit auf dem Platz. Es hat etwas gedauert, da die Nachrücker erst verstehen mussten, nun Verantwortung zu übernehmen. Aber dann haben Sie sich nach und nach herangearbeitet, bis endlich wieder ein Erfolgserlebnis kam. Das war nach der Winterpause gegen den FSV Duisburg. Dort herrschte eine sehr explosive Stimmung, die war genau richtig für meine Jungs, um sich da durchzubeißen. Und der Erfolg hat sie wieder beflügelt. Es folgte eine kleine positive Serie. Das Spiel war ein Schlüsselspiel für uns.

Wann hatten Sie das sichere Gefühl, dass dem Klassenerhalt nichts mehr passieren konnte?

Goldau: Da man bis kurz vor Saisonende nicht wusste, wie die Abstiegsregelung sein wird, eigentlich erst nach dem Spiel in Praest.

Wie lautet das Ziel für 2013/14?

Goldau: Weiterhin der Nichtabstieg. Da durch die langfristige Verringerung der Gruppenanzahl in der nächsten Saison bis zu sechs Teams absteigen können, sollten wir einen ähnlichen Platz wie diese Saison anpeilen. Sprich: zumindest den zehnten Rang. Und wir sollten darauf achten, dass wir nie auf einen Abstiegsplatz rutschen. Das wird sehr schwierig, da drei Viertel der Teams genauso denken werden. Aber da wir jetzt gezeigt haben, dass wir es können, gehe ich auch davon aus, dass es uns erneut gelingen wird. Die Mannschaft ist stark genug. 41 Punkte sollten reichen. Vielleicht klappt es diesmal dann auch knapp einstellig. Zudem wollen wir am Torverhältnis arbeiten.

Vier Spieler hören auf. Inwiefern verstärken Sie sich?

Goldau: Wir haben sechs neue Spieler zu uns geholt: Das Team wird nun verstärkt durch Lars Bergner (Torhüter aus Nettetal), Tim Harmes (Borussia Mönchengladbach II, Innenverteidiger), Christian Salentijn (SV Straelen II, Defensivmann), David Schäfer (Mittelfeldspieler aus Aachen), Michael Funken (Stürmer, Grefrath) und Robin Baumgart (Mittelfeld, eigene Jugend). Bis auf Schäfer sind es relativ junge Spiele. Allerdings suchen wir noch einen echten Spielgestalter und einen guten Innenverteidiger, da mit Martin Thissen und Markus Momm zwei starke Akteure aufhören.

Was ist eigentlich mit Igarj Stepanov? Ist er beim Saisonstart wieder fit?

Goldau: Er wurde vor ein paar Wochen erneut am Meniskus operiert. Wir hoffen, dass er bereits während der Vorbereitung ins Training einsteigen kann. Er ist ein wichtiger Spieler für uns, der in der abgelaufenen Saison lediglich sechs Spiele für uns bestreiten konnte.

Der SV Straelen muss bis spätestens heute Abend um einen Startplatz in der Landesliga zittern. Haben Sie Ihrem Konkurrenten die Daumen gedrückt?

Goldau: Ich hätte mir sogar gewünscht, dass sie erst gar nicht in die Abstiegszone reinrutschen. Dann hätten wir auch nächste Saison ein sicheres Derby gehabt. Solche Spiele machen doch besonders Spaß, da freut man sich die ganze Saison drauf – auch wenn wir nur einen Punkt gegen sie geholt haben. Ich hoffe, dass Straelen weiter in der Landesliga spielt.

Aufrufe: 01.7.2013, 10:00 Uhr
Rheinische Post / Christina WagemannsAutor