2024-05-10T08:19:16.237Z

Spiel der Woche
Auf dem Sportplatz des TSV Windsbach gab es nach dem Abpfiff auf beiden Seiten das gleiche Bild: Trauer über den Abstieg in die Kreisliga (Fotos: Andreas Schmitt).
Auf dem Sportplatz des TSV Windsbach gab es nach dem Abpfiff auf beiden Seiten das gleiche Bild: Trauer über den Abstieg in die Kreisliga (Fotos: Andreas Schmitt).

Windsbach und Eyb trauern gemeinsam

Videospiel 34. Spieltag: 1:1 zwischen TSV und ESV lässt die Kontrahenten aus der Oberpfalz jubeln

Wohl dem, der seine Schäfchen im Trockenen hat. Denn auf Zitterpartien im Abstiegskampf können die betroffenen Vereine getrost verzichten. Frag nach beim TSV Windsbach und beim ESV Ansbach/Eyb. Die beiden Kontrahenten standen sich zum Abstiegsfinale der Bezirksliga 2 am Pfingstsamstag im direkten Duell gegenüber. Und mussten nach einem zum Ende hin dramatischen 1:1 (0:0)-Unentschieden beide den bitteren Gang in die Kreisliga antreten.

Hier könnt ihr euch das Video auf CD bestellen.

TSV Windsbach - ESV Ansbach/Eyb 1:1 (0:0)

Die Hoffnung war da. Auf beiden Seiten. Sowohl der TSV Windsbach als auch der ESV Ansbach/Eyb durften vor dem letzten und zeitgleich ausgetragenen Spieltag von einem glücklichen Ausgang einer nervenaufreibenden Saison in der Bezirksliga 2 träumen. Denn neben den beiden Frankenhöhe-Vertretern waren auch die beiden Neumarkter Vorstadtvereine SV Pölling und BSC Woffenbach mit in der Verlosung.

Mehrere Varianten waren vor diesem 34. Spieltag möglich. Der SV Pölling trat beim bereits abgestiegenen Schlusslicht FC/DJK Weißenburg an und hatte die einfachsten Voraussetzungen: Mit einem Sieg wären alle Unregelmäßigkeiten aus Pöllinger Sicht beseitigt. Dann wären auch aus Eyber Perspektive die Verhältnisse geklärt gewesen. Gewännen die Eisenbahner in Windsbach, könnte der punktgleiche BSC Woffenbach beim hoffnungslosen Tabellenvorletzten TSV Winkelhaid machen, was er will. Denn der in diesem Fall entscheidende direkte Vergleich sprach für die Ansbacher. Kompliziert wäre es geworden, hätte der SV Pölling nur unentschieden gespielt und hätten Ansbach sowie Woffenbach gewonnen.

Dann hätte dieses Trio jeweils 39 Punkte gehabt und die Spielordnung des Bayerischen Fußball-Verbandes sieht in solchen Fällen vor, dass eine Sondertabelle unter den drei beteiligten Mannschaften erstellt wird – gemäß dieser hätte der SV Pölling den „Schwarzen Peter“ gezogen. Der Abstiegskampf also als höhere Mathematik, für den TSV Windsbach war die Ausgangslage dagegen relativ klar. Er musste in jedem Fall das Derby gegen die Eyber gewinnen und zugleich auf einen Woffenbacher Patzer setzen. „Wir haben auch auf Winkelhaid gehofft, das hat man finde ich auch gesehen“, sagte Windsbachs Trainer Josef Kamm.

Stimmt, die Heimelf begann vor 450 Zuschauern – angesichts der zeitgleichen Spiele auf den anderen Amateurfußballplätzen und dem Bundesliga-Finale eine stattliche Zahl – engagiert. Bei herrlichen äußeren Bedingungen nahm der TSV das Heft in die Hand, versäumte es aber, in Führung zu gehen. In der 59. Minute traf zwar der Ansbacher Bastian Beck nach einer Hereingabe von Christopher Weigel ins eigene Netz, doch das unaufgeregt leitende Schiedsrichtergespann um Safak Cetin erkannte zuvor eine Abseitsstellung. Und dann ging plötzlich der ESV in Führung. David Scherb schickte Woldemar Kapp auf die Reise, der zum 1:0 traf (73.). Zu diesem Zeitpunkt führte Woffenbach in Winkelhaid und Pölling in Weißenburg, Eyb wäre also neben Pölling gerettet gewesen. Doch Windsbach zeigte sich davon nicht beeindruckt, die junge Ansbacher Truppe als nicht clever genug. So traf TSV-Torjäger Manuel Binz in der 89. Minute mitten ins ESV-Herz.

Doch es sollte noch dramatischer werden. In der vierten Minute der Nachspielzeit segelte ein weiter Ball in den Windsbacher Strafraum, TSV-Ersatzschlussmann Sascha Regler, der die erkrankte Nummer eins Patrick Meyer vertrat, konnte das Spielgerät nur ungenügend abwehren – Stefan Ruttmann köpfte am langen Eck freistehend jedoch nur an den Pfosten, der Ball kullerte durch den Fünfmeterraum, ehe ein Windsbacher klären konnte. Danach war Schluss und die Spieler sanken enttäuscht zu Boden, als der am Ende klare Woffenbacher 3:0-Sieg in Winkelhaid bekannt wurde. Vor allem die Ansbacher waren natürlich fassungslos ob der dramatischen Schlussphase, als sie den Klassenerhalt schon in Händen hatten.

„Wir sind aber nicht heute abgestiegen, dieses Spiel spiegelt die ganze Saison wider“, analysierte ESV-Coach Michael Endres, „die Mannschaft war zu jung, zu gehemmt, zu nervös und letztlich dem Druck nicht gewachsen.“ Endres will auch in der Kreisliga Trainer beim ESV bleiben, genauso wie sein gegenüber Josef Kamm in Windsbach. Auf dessen Wunsch hin wird ihn Torhüter Patrick Meyer (23, ehemals Jugend SpVgg Ansbach, TSG 08 Roth) als gleichberechtigter Spielertrainer in der neuen Spielzeit unterstützen. Auch wenn der Abstieg die Windsbacher (Kamm: „Wir versuchen es ohne Geld und mit einheimischen Spielern, da ist die Bezirksliga ein Erfolg“) vielleicht nicht so unerwartet trifft wie den Nachbarn aus Ansbach, daran knabbern werden auch der TSV und sein Trainer noch etwas: „Wir können damit leben, aber absteigen ist immer hart.“ In Pölling und Woffenbach dürften zeitgleich die Korken geknallt haben.

Zum LIVE-Ticker der Partie geht es hier.

Schiedsrichter: Safak Cetin (Südwest) - Zuschauer: 450
Tore: 0:1 Waldemar Kapp (73.), 1:1 Manuel Binz (90.)
Aufrufe: 024.5.2015, 04:09 Uhr
Mathias Hochreuther (NZ)Autor