2024-05-10T08:19:16.237Z

Allgemeines
Wo waren gleich diese beiden Punkte liegen geblieben? Sebastian Gärtner sucht noch. Foto: Sportfoto Zink
Wo waren gleich diese beiden Punkte liegen geblieben? Sebastian Gärtner sucht noch. Foto: Sportfoto Zink

Wieder ein dreckiges Unentschieden für die Gäste

Beim 1:1 der U23 des 1. FC Nürnberg sorgen allein eine respektlose Wespe und ein gestochener Held für Aufregung

Verlinkte Inhalte

Die Remis-Könige haben wieder zugeschlagen. Auch gegen Heimstetten verpasste die U23 des Clubs einen fälligen Sieg und wartet auch nach dem sechsten Heimspiel weiter auf die ersten drei Punkte auf eigenem Platz.

Sie wussten es. Sie wussten es alle, die ganze Tribüne. Vermutlich sogar der einsame japanische Journalist, dessen Interesse für Makoto Hasebes neuen Verein groß genug war, um auch dessen U23 unter die Lupe zu nehmen. Sportvorstand Martin Bader hatte von der Tribüne aus das, was passierte, eigentlich für Minute 87 prognostiziert. Aber als der Ball dem Heimstettener Florian Rudy fünf Minuten früher vor die Füße fiel, konnte der die Gunst des Schicksals nicht missachten und verwandelte sie in Zählbares: in einen Punkt. Der stramme Abschluss ins linke Eck von Torhüter Benjamin Uphoff war der Ausgleich, das Spiel kurz danach vorbei.

Unentschieden. Gegen Schweinfurt war es so, gegen Illertissen und nun auch gegen die SV aus dem Münchner Raum. Immer dominierte man, verpasste eine höhere Führung und bekam kurz vor Schluss die Quittung in Form eines Gegentores. Die Folge: Während die Saison in der Regionalliga längst Fahrt aufgenommen hat und der FC Bayern der Konkurrenz zum elften Spieltag bereits mit großen Schritten enteilt, dümpelt der Club im Niemandsland der Tabelle umher und wartet nach fünf Remis aus sechs Spielen weiter auf den ersten Heimsieg.

Dabei startete man so motiviert. Eine schnelle Kombination und eine misslungene Abseitsfalle sorgten dafür, dass Klemens alleine vor dem Gästekeeper auf Colak ablegen konnte. Dessen Abschluss wäre wohl am Tor vorbei, hätte nicht die Rettungsaktion des Keepers für Colak wohlwollend eingegriffen. Mit der Führung im Rücken dominierte der Club dann weiter, zeigte sich technisch versierter, aggressiver gegen den ballführenden Gegner und stellte die Gäste zudem mit ziemlich offensiv agierenden Verteidigern auf der Bahn vor Probleme. Da das alles aber in nichts Zählbares umgemünzt wurde, war es einmal mehr Marek Mintal, der für die größte Aufregung auf der Tribüne sorgte. Besser gesagt: die Wespe, die ihn in den Handballen stach. „Eiswürfel!“, „Zwiebel!“ und „Aussaugen!“, waren die lautesten Rufe in Halbzeit eins. Letztlich wurde ein Kühlspray auserkoren, den Vereinshelden gebührend zu behandeln. Dann war Pause.

In der zweiten Halbzeit bekam Heimstetten einen besseren Zugriff aufs Spiel, ohne jedoch dem Club wirklich gefährlich zu werden. Zu fahrig, zu eigensinnig im Spiel nach vorne, agierte die Heimelf von Roger Prinzen. Die Quittung folgte dann in Minute 82. „Es ist wie verhext momentan“, vermutete Prinzen im Anschluss magische Kräfte am Werk, Kräfte, die speziell auf Nürnberger Füße beim Torabschluss zu wirken schienen: Etwa ein halbes Dutzend Hochkaräter ließ man über 90 Minuten liegen.

Fahrlässig, aber stets bemüht

Auch Antonio Colak, kroatischer Juniorennationalspieler, eigentlich ein Stürmertyp mit vielen guten Eigenschaften und Instinkt für die richtigen Wege, agierte nach seinem Treffer vor dem Gästetor zu fahrlässig. Wenn er stattdessen mit guten Aktionen selbst für die Vorbereitung sorgte, machten es die Mitspieler auch nicht besser.

Seiner Mannschaft wollte Prinzen aber keinen Vorwurf machen, „stets bemüht“ habe sich diese präsentiert. Nun ist nicht bekannt, wie Prinzens Zeugnisse einst ausfielen, dass aber das stetige Bemühen zwar als Ausdruck von gutem Willen, nicht aber unbedingt von gutem Können verstanden werden muss, ist sicherlich auch ihm bekannt. Nichts Neues sind für ihn auch die Abschlussschwächen: „Wir müssen zur Halbzeit schon zwei oder drei zu null führen, dann stellt sich die Frage nach einer sogar möglichen Niederlage gar nicht.“ Tatsächlich: Durch Standards kam der Gegner kurz vor Schluss noch zweimal gefährlich vors Club-Tor. Aber Gästetrainer Schmitt war mit dem „dreckigen Unentschieden“ zufrieden. Einem möglichen Sieg wäre mit konventionellen Fleckenlösern wohl auch gar nicht mehr beizukommen gewesen.

Was unter dem Strich stehen bleibt? Ob der einsame japanische Journalist registriert hatte, wie rührend man sich auch im Frankenland um seine Helden kümmert, ist ungewiss. Hätte er noch ein bisschen unter den 250 Zuschauern gelauscht, hätte er aber zumindest eine unumstößliche Weisheit in das Land der Weisheiten mitnehmen können. Der Club ist momentan mal wieder ein Depp. Die Großen ein großer, die Kleinen ein kleiner. Jan Mauer

Aufrufe: 06.9.2013, 09:50 Uhr
Nürnberger NachrichtenAutor