2024-04-25T14:35:39.956Z

Allgemeines
Redebedarf: Alexander Zeltner (rechts) bei seinem Debüt als Trainer des 1. FC Nürnberg. F: Eduard Weigert
Redebedarf: Alexander Zeltner (rechts) bei seinem Debüt als Trainer des 1. FC Nürnberg. F: Eduard Weigert

Wenn Tempo zu häufig mit Hektik verwechselt wird

Der 1. FC Nürnberg macht sich den Weg in Richtung schönere Tabellenregionen selbst schwer

Verlinkte Inhalte

Der Weg nach oben ist für die Fußbal­lerinnen des 1. FC Nürnberg sehr be­schwerlich, das machte das 2:2 (1:1) gegen den FV Löchgau im Spitzen­spiel der Regionalliga zum Auftakt der Rückrunde deutlich. Statt den Druck auf das Spitzenduo SC Freiburg II und eben Löchgau zu erhöhen, schob sich der SV Frauenbiburg noch am 1. FCN vorbei auf Rang drei.
Natürlich, Alexander Zeltner hätte bei seinem Debüt „gerne einen Sieg gehabt“, aber ganz unzufrieden woll­te (und konnte) der neue Trainer der Nürnberger Fußballfrauen auch nicht sein. Ein Punkt immerhin stand am Ende zu Buche gegen den Tabellen­zweiten mit der für ihn positiven Erkenntnis, „dass der Kontakt nach oben noch keineswegs abgerissen ist“. Und mit oben sind beim Frauen-Club keineswegs nur die Vorderplätze der Regionalliga gemeint. Im Falle eines Sieges, so suggerierte das Stadion­blättchen Clubfrauen live, „steigt die Wahrscheinlichkeit, um Meisterschaft und somit Aufstieg in die 2. Bundesli­ga Süd noch einmal richtig mitmi­schen zu können“.

Der Blick auf die Tabelle oder gar Gedanken an mehr ist für Zeltner und sein Trainerteam derzeit kein Thema, vielmehr hat die Punkteteilung gegen Löchgau gezeigt, dass es noch keines­wegs rund läuft in der Mannschaft, dass noch eine Menge Arbeit bevor­steht. Das neue sportliche Konzept war zwar in Ansätzen zu erkennen, das 2:2 jedoch nur ein kleiner, zudem noch glücklicher Schritt. „Wir wuss­ten, dass es schwer wird“, räumte der Trainer hinterher ein, verwies auf die Probleme in der Vorbereitung, denn das Einspielen einer festen Formation ließ die personelle Situation nicht zu, es musste (zu) viel improvisiert wer­den. Das Fehlen von Alternativen wird beklagt; die Hoffnung, dass mit Anja Ströfer und Gina Steiner ein angeschlagenes Duo in dieser Woche noch Grünes Licht bei seinen Arztbe­suchen erhält, ist jedoch nur gering.

Herausgespielte Chancen waren daher gegen Löchgau Mangelware, weil dem Umschaltspiel das Verständ­nis untereinander und vor allem die Präzision fehlte, weil Tempo oftmals mit Hektik verwechselt wurde und dadurch Fehlpässe zuhauf herauska­men, die beiden Angriffsspitzen Anna Wachal und Caroline Eberth weitge­hend isoliert waren. Der Gast nutzte geschickt seine körperlichen Vorteile in den vielen energisch geführten Zweikämpfen und den Luftduellen. Er hielt den Ball besser in den eigenen Reihen und spielte effektiver - vor allem die Standards, also Freistöße und Ecken, sorgten zu oft für Verwir­rung in der Abwehr und höchste Alarmstufe vor Torfrau Lea Paulick, die erst zum Rückhalt und später unfreiwillig zur Pechmarie avancier­te.

Bei einem Freistoß (8.) reagierte sie gut, bei einem Kopfball an die Latte (17.) hatte sie Glück und beim 0:1 durch Lisa Gayer (24.) war sie macht­los, war die Spielerin doch bei einem Freistoß von der Abwehr „vergessen“ worden, stand mutterseelenallein vor dem Tor. Mit einer Glanztat (33.) hielt sie den Club im Spiel, der durch Anna Wachal eine Löchgauer Unaufmerk­samkeit wie aus dem Nichts zum 1:1 (43.) nutzte.

Weiter, immer weiter

„Diese Euphorie wollten wir mit­nehmen in die zweite Halbzeit“, sagte Zeltner hinterher. Aber ein diskussi­onswürdiger Elfmeterpfiff gegen Tor­frau Paulick, die Kopf und Kragen gegen eine frei vor ihr auftauchende Angreiferin riskieren musste, machte mit dem 1:2 durch Tammy Streicher (47.) einen dicken Strich durch alle Planungen.

Zwar steigerte sich der Club, bekam Oberwasser gegen die verstärkt auf Defensive bedachten Gäste, setzte mit Einwechslungen auf mehr Offensive. Aber beim 2:2 durch Leonie Vogel (77.) mit einem aus rund 40 Metern (!) hoch in Richtung Tor geschossenen Freistoß spielte nicht die danach umju­belte Schützin die Hauptrolle, son­dern Löchgaus sonst kaum ernsthaft beschäftigte Torfrau Pia Bendig mit einem kaum zu erklärenden Ausset­zer.

„Weiter, weiter, da ist noch mehr möglich“, feuerte eine Zuschauerin die Nürnberger Spielerinnen danach an und auch Zeltners Anweisungen und Arme machten die Offensivrich­tung im Endspurt deutlich - aber nicht nur der so oft zitierte letzte Pass kam nicht an, schon vorher hakte es in Punkto Genauigkeit und Überra­schungsmomenten. Mehr Glück ver­dienten sie sich diesmal trotz allen guten Willens nicht. Und die nächste Aufgabe beim noch abstiegsgefährde­ten FC Ingolstadt wird mit Sicherheit nicht leichter.

Aufrufe: 014.3.2017, 09:40 Uhr
Wieland PeterAutor