2024-05-02T16:12:49.858Z

Ligabericht
Das Duell des Derbys: Eintrachtler Sebastian Baumann (blaues Trikot) hauteng am Idarer Alves da Silva.  (Fotos: Mario Luge)
Das Duell des Derbys: Eintrachtler Sebastian Baumann (blaues Trikot) hauteng am Idarer Alves da Silva. (Fotos: Mario Luge)

"War das etwa ein 3:0?"

DERBY Eintracht bietet tollen Kampf, unterliegt in der Schlussphase aber dem SC Idar

IDAR-OBERSTEIN. Wer sagt eigentlich, dass Fußball gerecht ist? Ist er nämlich gar nicht. Zumindest nicht immer. „Die Wahrheit liegt auf dem Platz“, hatte seinerzeit schon Otto Rehhagel orakelt. Und diese Fußball-Weisheit zitierte auch Adrian-Daniel Simioanca. „Und was steht da auf dem Platz“, fragte der Eintracht-Innenverteidiger zudem nach Abpfiff des Verbandsliga-Derbys in Idar-Oberstein, obwohl er die Antwort nur allzu gut kannte. „3:0 steht da“, sagte der gebürtige Rumäne und machte eine kurze Pause, aber nur, um erneut anzusetzen: „3:0 – war das etwa ein 3:0?“

Ja. Es war ein 3:0. Zumindest den nackten Zahlen nach. Die Idar-Obersteiner hatten dem Duell in den letzten zwölf Minuten nämlich noch eine Richtung gegeben, die sich zuvor nicht angedeutet hatte. SCI-Coach Murat Yasar würde hiernach von Geduld sprechen, die sein Team aufgebracht hatte und die dann auch durch die Treffer von André Petry (79.), Thiemo Stavridis (88.) und Alex (90.) belohnt worden war. „Wir mussten nicht zum ersten Mal in dieser Saison so geduldig bleiben, aber wir sind selbstbewusst genug, und ich war mir sicher, dass wir irgendwann unser Tor machen“, sah sich Yasar bestätigt.

Aber nein. Die Hausherren waren an diesem kalten November-Nachmittag nicht drei Tore besser als ihre Gäste aus Bad Kreuznach. Die hätten ihrerseits aufgrund ihrer vor allem kämpferisch starken Vorstellung ein Remis verdient gehabt. Mit einer defensiv sehr stabilen Leistung gestatteten sie ihrem Gegner kaum Möglichkeiten. Die Innenverteidigung um Jörg Cevirmeci und Simioanca stand bombensicher. Auf den Außenbahnen ließen Nils Flühr und der bärenstarke Sebastian Baumann im Duell des Tages mit Lucas Alves da Silva so gut wie nichts zu, und davor machten Jimmy Umbs und Deniz Darcan die Räume im Zentrum zu. Michael Gilles sorgte für ein Comeback der Manndeckung, er verfolgte Alex über den ganzen Platz. Währenddessen rannten sich René Mecking, Tim Hulsey und Pascal Missal die Lunge aus dem Leib, um für Entlastung zu sorgen.

Der Traum vom Punktgewinn

Auch wenn Thomas Wunderlich einen „am Ende verdienten Erfolg“ der Schmuckstädter gesehen hatte, so durfte der SGE-Trainer fast 80 Minuten von einem Punktgewinn „Im Haag“ träumen. Und bei zwei, drei richtig guten Möglichkeiten seiner Mannschaft war sogar die Führung möglich. Ganz nah dran war etwa Hulsey zwei Minuten vor der Pause: Im Idarer Fünfmeterraum kam er im Fallen oder am Boden liegend gleich drei Mal zum Abschluss, doch jedes mal war ein Gegenspieler im Weg. Eine Führung wäre zur Pause gar nicht einmal unverdient gewesen.

Nach der Pause blieben Chancen Mangelware. Vor allem die favorisierten Gastgeber spielten eine halbe Stunde lang abwartend-lethargisch (oder geduldig), bevor dann fast zwingenderweise eine Standardsituation herhalten musste, um die Entscheidung einzuläuten. Eine Grätsche von Cevirmeci gegen Alex ahndete Schiedsrichter Lenssen mit dem Freistoßpfiff. Der Ball fand den Kopf von Petry und den Weg ins Tor. Eintracht-Keeper Sinan Aydin machte in dieser Schlüsselszene überhaupt keine gute Figur. Die beiden weiteren Treffer waren schön herausgespielt, aber logische Folge des bröckelnden Eintracht-Bollwerks in der Schlussphase.

Manndeckung reloaded: Michael Gilles (in Blau) auf den Spuren von Alex Ricardo Xavier Do Nascimento.
Manndeckung reloaded: Michael Gilles (in Blau) auf den Spuren von Alex Ricardo Xavier Do Nascimento.

Das hatten die Blauen so nicht verdient. Und genau deshalb waren die Kreuznacher nach Abpfiff auch richtig bedient. Besonders Adrian-Daniel Simioanca kam kaum zur Ruhe und grantelte mit Spielverlauf und Ergebnis, schimpfte und fuchtelte wie ein Wilder. „War das ein 3:0?“, fragt er immer wieder. Die weitere Bewertung des Spiels gab`s dann hintendrauf auf rumänisch. Man muss nicht immer alles verstehen – gerade, wenn der Fußball mal wieder nicht gerecht ist.

TRAINERSTIMMEN

  • Murat Yasar zur späten Entscheidung: „Es war nicht das erste Mal, dass wir so von hinten heraus spielen mussten- Aber ich weiß um die Qualität meiner Mannschaft. Wir sind immer in der Lage, ein Tor zu erzielen – egal, ob in der 50., 60. oder 70. Minute.“ – Zum Freistoß vor dem 1:0: „Alex fällt normal nie, also war es ein Foul.“
  • Thomas Wunderlich zum Freistoß vor dem 1:0: „Eine heikle Situation. Es war ein Foul, weil der Schiedsrichter gepfiffen hat. Das Tor kann man cleverer verteidigen.“ – Zu Gegner und Spiel: „Idar hat immer nach spielerischen Lösungen gesucht, das ist für uns natürlich schwer 90 Minuten lang zu verteidigen. Unterm Strich ist der Sieg verdient.“

SC Idar - SG EIntracht 3:0
  • SC Idar: Forster –Gonscharik (71. Schweig), Kaucher, Petry, Silva de Souza, Davidenko, Reis, Thom, Alex, Lucas (59. Stavridis), Galle (77. Henn).
  • SG Eintracht: Aydin – Flühr, Cevirmeci, Simioanca, Baumann – Gilles – Hulsey, Umbs (82- Lind), Darcan, Missal (84. Spreitzer)– Mecking (70. Huth).
  • Tore: 0:1 (79.) Petry, 0:2 (88.) Stavridis, 0:3 (90.) Alex.
  • Schiedsrichter: Yannic Lenssen (Mainz).
  • Zuschauer: 334.
Aufrufe: 012.11.2016, 20:11 Uhr
Mario LugeAutor