2024-05-02T16:12:49.858Z

Ligavorschau
Nach schwerer Rückenverletzung wieder dabei: Patrick Frank (Allendorf/Lahn).	Foto: Ben
Nach schwerer Rückenverletzung wieder dabei: Patrick Frank (Allendorf/Lahn). Foto: Ben

Vorne spannend, hinten auch

KLA GIESSEN: +++ Noch ist nichts entschieden +++ Vorbereitung höchst unterschiedlich +++ Punktabzüge sorgen für Verschiebungen +++ Zwei neue Trainer +++

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Giessen (dbf). Wenn die Platzverhältnisse es denn zulassen, startet auch die Kreisliga A Gießen an diesem Wochenende ins Jahr 2015. Und sie ist spannend wie selten. Während sich das gesamte erste Tabellendrittel - auch dank Punktabzügen der Konkurrenten - noch Hoffnungen auf den Aufstieg machen darf, geht es ab Platz zehn so richtig eng um den Klassenverbleib. Die Teams haben höchst unterschiedlich intensive Vorbereitungen absolviert. Zwei Mannschaften begrüßten ihre neuen Cheftrainer - und einer davon hat innerhalb weniger Wochen mal eben das Defensivkonzept umgekrempelt.

TSG Leihgestern: Tabellenführer und ein Spiel weniger - perfekte Voraussetzungen für Trainer Dirk Palenga, bald eine Ebene höher zu kicken. Allerdings hat er zurzeit mehrere Ausfälle zu beklagen. Auch fielen gleich mehrere Vorbereitungsspiele kurzfristig aus. ,,Wir konnten eigentlich nie in Wunschformation antreten", so der Übungsleiter, ,,jetzt schauen wir mal, wie wir uns zunächst durch die Runde hangeln." Gleich vier Neuzugänge versüßen ihm den aktuellen Ärger immerhin: Marco Riegel (Annerod), Benjamin Hockel (TSV Rödgen), George Göktas und David Tasci (beide TuBa Pohlheim).

Türkiyemspor Gießen: Die Disziplinarstrafe von drei Punkten Abzug sowie mehreren Spielen unter Beobachtung hatte das Team von Spielertrainer Ilker Danisman zwischenzeitlich schwer verunsichert. ,,Jetzt sind wir aber wieder voll motiviert und wollen das Bestmögliche raus holen - am schönsten wäre natürlich den Aufstieg", so der Coach, der auf ein fittes Team zurückgreifen kann und den Fokus der winterlichen Trainingsarbeit auf gepflegtes Spiel über Außen gelegt hat. Neuzugang Ömer Polat soll die Defensive verstärken. Und was die Stimmung angeht, hofft Danisman auf faire Partien: ,,Leider können wir nicht jeden Zuschauer einzeln kontrollieren; generell ist uns eine sportliche und familiäre Atmosphäre aber sehr wichtig".

Dennis Frank zufrieden

TSV Allendorf/Lahn: Punktgleich mit Türkyemspor möchte auch der TSV Allendorf/Lahn ein Wörtchen um den Aufstieg mitreden. Und die Stimmung ist hervorragend. ,,Die Vorbereitung lief super, wir haben fast jeden Tag trainiert", frohlockt Trainer Dennis Frank. Explizit dankt er dabei dem VfB Gießen, der diese Trainingsintensität durch enge Kooperation erst möglich machte. Testspiele gegen höherklassige Teams verliefen aus TSV-Sicht höchst erfolgreich. ,,Durch viel Tempoarbeit sind wir schneller unterwegs als in der Hinrunde, das könnte ein Vorteil im Kampf um die vorderen Plätze werden", ist Frank positiv gespannt.

SV Annerod: In Lauerstellung zu den Aufstiegsplätzen befindet sich der SVA auf dem vierten Tabellenplatz. Mit gerade einmal 35 Toren hängt man in puncto Treffsicherheit allerdings den Konkurrenten hinterher. ,,Ja, wir hatten teilweise schon Probleme in der Vorwärtsbewegung", gibt Trainer Dirk Luley unumwunden zu. Deshalb freut er sich ungemein, Haris Demirovic von der FSG Lollar/Staufenberg begrüßen zu dürfen. Die vakante Torhüterposition wird nach dem Abgang Marco Riegels intern besetzt. ,,Best of the Rest - mindestens das wollen wir bleiben", so Luley. Heißt Platz fünf aufwärts für den SVA.

VfB 1900 Gießen II: Die Reserve des Tabellennachbarn hat gerade einige turbulente Tage inklusive Trainerwechsel hinter sich. Milad Koreya heißt der neue Mann an der Seitenlinie. Er muss den Abgang von Kapitän Santino Speier (FSV Fernwald) verkraften und war witterungsbedingt nicht hundertprozentig zufrieden mit der Vorbereitung. Mittelfeldmann Ruben Hartmann wohl schon eher. Der ist nämlich noch drei Monate auf Hawaii. Dementsprechend tief stapelt Koreya erst einmal: ,,Wir wollen uns zunächst fangen. Ich sage nicht, wir müssen aufsteigen." Was er aber von seiner Elf verlangt: Konzentriert und engagiert, bis zur letzten Minute der Saison.

ASV Gießen: Richtig viele Testspiele führten dazu, dass die Elf von Björn Watzke voll im Saft steht. Auch deshalb, weil zusätzlich viele Lauf- und Spinningeinheiten auf dem Plan standen. Den Blick haben die ASV-Verantwortlichen nach vorne gerichtet. Der Relegationsplatz wäre ein Traum. ,,Da tun die zwei abgezogenen Punkte wegen des nicht erfüllten Schiedsrichtersolls besonders weh", so Watzke. Demnächst werden mehrere Vereinsmitglieder Schiedsrichterprüfungen ablegen. Und sportlich verstärken Jonas Johannes und Admir Badreddine den ASV.

TSF Heuchelheim II: Trotz 13 Punkten Vorsprung auf den Relegationsplatz wirft man in Heuchelheim den Blick angstvoll über die Schulter. ,,Wir schauen zunächst nur nach hinten", so Trainer Patrick Schreiter, ,,ich muss ehrlich sagen, dass wir im ganzen Kalenderjahr 2014 das Glück auf unserer Seite hatten". Ganz geheuer ist ihm der geringe Abstand zu den Aufstiegsrängen deshalb nicht. Verstärkt von Rückkehrer Christian Mandler soll die Klasse gehalten werden. ,,Das ist unser einziges Ziel", sagt Schreiter auch angesichts einiger ernüchternder Niederlagen vorsichtig.

SG Utphe/Trais-Horloff/Inheiden: Bei der Hungener Spielgemeinschaft ist nach einem Todesfall in der Mannschaft Ende 2014 noch nicht an Fußball-Alltag zu denken. ,,Wir haben zwar eine Vorbereitung durchlaufen, aber hauptsächlich gilt es, den Verlust teamintern aufzuarbeiten", gibt Coach Andreas Seum Aufschluss über die ganz schwierige Situation, ,,mittelfristig wollen wir wieder Normalität erreichen - Ergebnisse stehen daher erst einmal hinten an."

FSG Biebertal: Die FSG ist das letzte Team - allerdings im vorderen Teil der aktuell klar abgegrenzten Tabellenhälften. In dieser komfortablen Situation hätte wohl kaum jemand die Elf von Trainer Holger Wagner im Oktober gesehen. Doch dann gewannen die Biebertaler sechs Spiele in Folge. ,,Diese gute Stimmung wollen wir mitnehmen, um uns endgültig nach hinten abzusichern", erklärt der Coach das Saisonziel. Die gut besuchte Vorbereitungszeit stimmt ihn zuversichtlich, das rasch zu erreichen.

VfR Lich II: ,,Wir wollen gleich punkten", geht VfR-Übungsleiter Markus Sajonz den Wiederauftakt offensiv an. Allerdings war er nicht vollends mit der Trainingsbeteiligung zufrieden. Außerdem hat die Grippewelle sein Team zuletzt arg gebeutelt. Ausreden lässt er aber nicht gelten. ,,Unser großes Ziel Klassenerhalt sollten wir normalerweise schaffen." Vielleicht mit Unterstützung einiger Spieler aus der ersten Mannschaft; der Austausch zwischen erster und zweiter Garde verlief bislang reibungslos.

Probleme bei Schwarz-Weiß

Teutonia Watzenborn-Steinberg II: Auch die Zweite der Teutonen ist nur zwei Zähler vom Relegationsplatz entfernt. ,,In der Hinrunde haben wir etwa zehn Punkte leichtfertig verschenkt", rechnet Coach Ümit Kormac und denkt leidvoll an zwei verspielte 4:0-Führungen zurück, ,,jetzt müssen wir so schnell wie möglich da unten raus." Wie der Tabellennachbar aus Lich ist auch Komac auf Entwicklungen der höheren Mannschaft angewiesen. Grundsätzliche Zweifel an der Qualität seiner Spieler hat er nicht. ,,Die Jungs haben im Winter gut mitgezogen und spielerisch wie konditionell einen Schritt nach vorne gemacht." Jan Napierala (TSG Leihgstern) und Mergim Bytyqi (FC Besa) verstärken sein Team.

SV Schwarz-Weiß Gießen: Goalgetter Jean-Claude Günther wechselte in die Gruppenliga nach Wieseck. Der Trainingsplatz? Wochenlang gesperrt. Dazu Schwierigkeiten beim Anmelden der gewünschten Neuzugänge - Trainer Patrick Loeper ist bedient. ,,Ich hoffe ja darauf, dass wir in der Rückrunde kompakter stehen. Das wird aber schwer, so ohne Training", bemerkt der Coach zynisch. Auch wenn sich die Automatismen so bisher kaum entwickeln konnten - zuletzt hat sich seine Mannschaft in der Liga stark hochgearbeitet. Des weiteren kehrt der langzeitverletzte Angreifer David Haßler zurück ins Training. Wenn es denn mal stattfindet.

FSG Wettenberg: Süleyman Kilinc (FSV Fernwald) ist neu zur FSG gestoßen und soll mithelfen, den Klassenverbleib zu bewerkstelligen. Michael Rejswich (SW Gießen) und Oliver Fey haben den Verein verlassen. Durchschnittlich 30 Spieler im Training haben zu Zufriedenheit bei Trainer Marco Ebert geführt. Er ließ viel im läuferischen Bereich trainieren, um die Kondition im anstrengenden Abstiegskampf hochzuhalten. ,,Die Stimmung ist gut, die junge Truppe ist motiviert und fit - ich hoffe schwer, dass das reicht, um dem Strudel zu entrinnen", sagt Ebert. Die guten Testspielauftritte geben zudem Hoffnung.

FC Grüningen: Der neue Übungsleiter Jürgen Luft hat Mut, soviel ist sicher. Er führte in der kurzen Vorbereitungszeit die Viererkette in Grüningen ein. ,,Das sah in den Testspielen teilweise schon ganz gut aus", freut sich der Chefcoach. Das sollte es dann auch, sobald es richtig um Punkte geht, denn sein Team befindet sich aktuell auf dem ersten direkten Abstiegsplatz. Problem war bisher übrigens eher der Angriff: Nur 29 Mal durften die Grüninger jubelnd abdrehen. Aus kompakter Defensive heraus lässt sich aber bekanntlich besser angreifen.

TSV Rödgen: Das Trainerduo Rico Michels/Martin Hosman freute sich nach problematischer Hinrunde, die zum aktuellen 15. Tabellenplatz führte, über sehr gute Testspielergebnisse. Fünf von sechs Partien wurden gewonnen. ,,Nun hoffen wir, dass die Defensive ihren stabilisierten Eindruck bestätigen kann", erläutert Hosman. Vier defensiv ausgerichtete Neulinge durfte er im erweiterten Kader begrüßen. ,,Jeder kann in dieser Saison jeden schlagen, das sieht man Woche für Woche", so Hosman, ,,wir wollen auch für einige positive Überraschungen sorgen".

FSG Lollar/Staufenberg: Die Tore von Haris Demirovic wird Trainer Thomas Freudenstein vermissen. ,,Der Abgang hat mich überrascht, letztlich ist aber jeder ersetzbar", so der Coach kämpferisch. Der vorletzte Tabellenplatz nervt ihn: ,,Es ist schade, der Kader ist definitiv besser, als er da steht." Im Umkehrschluss ist die vorhandene Qualität beruhigender Faktor mit Blick auf das Saisonfinale. ,,Ich bin fest davon überzeugt, dass wir es am Ende packen", so Freudenstein, der bis dahin die Kondition seiner Spieler weiter verbessern will.

Espanol Gießen: Wenn in dieser Liga eine Mannschaft ihren festen Platz gefunden zu haben scheint, dann ist es Espanol. Vier magere Pünktchen erspielte das Team von Trainer Fernando Alvedro. ,,Leider war nun die Vorbereitung aufgrund gesperrter Plätze alles andere als optimal", beklagt der Übungsleiter, der dennoch gleich zum Wiederauftakt Vollgas-Fußball erwartet: ,,Wir haben ja nichts mehr zu verlieren, und der Start wird entscheidend darüber sein, ob wir noch eine Chance haben." Dabei bleibt er Realist: ,,Klar wird das schwer. Unser junges Team hat die Klasse für die A-Liga. Wir müssen uns einfach abgeklärter präsentieren."



Aufrufe: 027.2.2015, 08:00 Uhr
Gießener AnzeigerAutor