2024-05-08T14:46:11.570Z

Interview
Für den Vorsitzenden des SSV Wildbergerhütte, Dietmar Weller, ist die  aktuelle Kreisliga B3 eine "Hammerliga". Foto: Oehl
Für den Vorsitzenden des SSV Wildbergerhütte, Dietmar Weller, ist die aktuelle Kreisliga B3 eine "Hammerliga". Foto: Oehl

Vorfreude auf eine spannende Saison

Interview der Woche: Wildbergerhüttes Fußball-Urgestein Dietmar Weller zur Kreisliga B

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Dietmar Weller (66) ist Vorsitzender des SSV Wildbergerhütte-Odenspiel, dessen Fußballer in der Kreisliga B, Staffel 3, antreten. Die ist in diesem Jahr eine Liga der namhaften Vereine. In vier Clubs hat Weller selbst Mannschaften trainiert. Mit welchen Gedanken er auf die Liga blickt, und was sie über den oberbergischen Fußball sagt, darüber sprach Andrea Knitter mit ihm.

Die Kreisliga B, Staffel 3, liest sich wie die Geschichte des oberbergischen Fußballs. Wie schauen Sie auf die Liga?

Es ist eine Hammerliga. Ich habe noch einmal meine Unterlagen nachgesehen. Von den 16 Mannschaften aus dem Altkreis Oberberg haben neun Bezirksliga und höher gespielt. In der Liste fehlt nur der TuS Homburg Bröltal, der den Aufstieg in die Kreisliga B verpasst hat.

Welche Teams meinen Sie?

An erster Stelle den SSV Marienheide, der in der Verbandsliga angetreten ist. Dazu der SSV Bergneustadt, der in der Mittelrheinliga gespielt hat. Marienhagen, Ründeroth, Waldbröl, Morsbach waren in der Bezirksliga. Ebenso wie Brüchermühle, das sich mit Denklingen zusammengeschlossen hat und jetzt als Spfr. Asbachtal in die Liga aufgestiegen ist. Und auch der SSV Wildbergerhütte hat ja vor Jahren in der Bezirksliga gespielt. Mir sind dann beim Durchblättern meiner Unterlagen auch noch der VfL Gummersbach und Vollmerhausen aufgefallen. Fußball in Vollmerhausen gibt es ja gar nicht mehr, und Gummersbach tritt in der Kreisliga C an.

Ist die Kreisliga B eine kleine Zeitreise für Sie?

Ja, und ich freue mich unheimlich auf die Saison mit ihren vielen Derbys.

Welche Teams haben Sie trainiert?

Ich habe mit sieben Jahren als Fußballer beim SSV Wildbergerhütte angefangen und den Verein immer wieder trainiert. Heute bin ich nicht nur Vorsitzender, sondern auch Trainer der Reserve. Als Trainer war ich zudem beim VfL Gummersbach, in Brüchermühle, beim SV Ottfingen in der Verbandsliga, beim SV Morsbach, in Sinspert und in Eckenhagen.

Werden Sie nicht ein bisschen wehmütig, wenn Sie heute auf die oberbergische Fußballlandschaft blicken?

Nein, ich fand es gut, dass sich 2001 die beiden Fußballkreise Oberberg und Rhein-Berg zusammengeschlossen haben. Ich finde nur, dass man sich damit damals zwei oder drei Jahre mehr Zeit hätte lassen sollen. Es waren einfach zu viele Mannschaften, die auf einmal abgestiegen sind. Das war schon ein bisschen zu brutal. Aber hinter der Idee, die Spielstärke der Ligen zu erhalten, stehe ich nach wie vor.

Wie stellte sich damals die Situation dar?
Wir hatten drei Kreisklassen. In der 1. Kreisklasse gab es Mannschaften an der Spitze, die um den Aufstieg kämpften und am Ende welche, die gegen den Abstieg antraten. Für die Teams dazwischen gab es schon früh kaum noch sportliche Anreize, was sich bei ihnen auch an der Trainingsbeteiligung ablesen ließ.

Hat sich das geändert?

Auf jeden Fall. Mir ist das jetzt noch einmal sehr deutlich geworden, als ich eine aktuelle Zeitung aus dem Hochsauerlandkreis in den Händen hielt. Da beschwerte sich der Staffelleiter der Bezirksliga über das schwache Niveau der Mannschaften, die sich Kreisliga-B-Teams aus anderen Kreisen geschlagen geben mussten. Das ist bei uns im Kreis Berg anders. Wir sind einer der spielstärksten Kreise, und das finde ich gut.

Was versprechen Sie sich als SSV Wildbergerhütte-Odenspiel von der neuen Saison?

Ich hoffe, dass wir wieder oben mitspielen und nicht erneut am Anfang gleich ins Hintertreffen kommen. Es ist eine Liga, in der jeder jeden schlagen kann.

Sehen Sie nicht den SSV Bergneustadt und den RS 19 Waldbröl als die Topfavoriten?

Doch. Ich finde aber, dass trotzdem nicht alle anderen chancenlos um den Aufstieg sind. Das hat doch gerade erst die SpVg. Rossenbach mit ihren Auftritten im Kreispokal gezeigt. Dort ist der Platz sehr klein, die Mannschaft steht tief, da muss man erstmal auch als höherklassiges Team gewinnen.

Sie freuen sich besonders auf die Derbys. Sind die noch zu vergleichen mit denen aus früheren Zeiten?

Nein, nicht wirklich. Früher kam einfach mehr Euphorie von den Zuschauern. Da waren die Derbys, wie die gegen Morsbach oder Waldbröl vor 300 Zuschauern, schon bissiger. Wir sind mit unseren heute durchschnittlich 100 Zuschauern, die regelmäßig zu den Spielen kommen, zufrieden, merken aber auch, dass die treuen Fans älter werden und wegbleiben. Für die Jüngeren ist es nicht mehr selbstverständlich, am Sonntag auf den Fußballplatz zu kommen. So war es über 90 Minuten auf und neben dem Platz bissiger, anschließend ging man aber noch zusammen mit dem Gegner ins Vereinsheim. Auch das gibt es nicht mehr.

Warum?

Weil das heute einfach nicht mehr dazugehört. Hier in Wildbergerhütte wurde zudem die Vereinsgaststätte geschlossen, und es findet sich kein neuer Pächter. Wir haben dadurch als Verein immer mehr die Aufgabe übernommen, einen Dorfmittelpunkt zu schaffen.

Wie muss man sich das vorstellen?

Wir haben jeden Tag ab 15 Uhr Training. Dann ist der Platz auch für die Kinder geöffnet, die den angeschlossenen Spielplatz ebenso nutzen wie das Kleinspielfeld. Und wer außerhalb der Zeiten kommt, der kann sich bei mir den Schlüssel für den Platz abholen. Ihn immer aufzuhalten, geht nicht, da viel kaputt gemacht wurde.

Der FV Wiehl und der SSV Nümbrecht spielen in der Landesliga, dann kommen fünf Teams aus dem Altkreis Oberberg in der Kreisliga A. Es gibt immer weniger Spieler. Wie kann sich ein kleiner Verein wie Wildbergerhütte da behaupten?

Eigentlich nur über den guten Zusammenhalt. Wir spielen ja schon einige Jahre im oberen Bereich der Kreisliga B und möchten gerne auch aufsteigen. Wir zahlen ein ordentliches Fahrgeld und auch Prämien bei Sieg oder Unentschieden. Doch schon in der Kreisliga B kommt kaum noch ein Spieler für eine Flasche Bier. Jemanden zu bezahlen, dass er bei uns spielt, das machen wir nicht mit. Es bringt nichts, denn im nächsten Jahr ist der Spieler wieder weg, weil er woanders mehr bekommt.

Macht Sie das nicht sauer?

Nein, ich bin rundum zufrieden. Wir können sportlich mithalten und haben viele Unterstützer, wie auch die Bandenwerbung an unserem Kunstrasenplatz zeigt. Wir sind als Verein mit Kinderturnen, zwei großen Damen-Gymnastikgruppen, Zumba und einer Mountainbike-Abteilung gut aufgestellt. Natürlich weiß ich, dass die Kinder immer weniger werden und dass das langfristig auch zu Problemen führen kann. Alleine an der Grundschule in Denklingen, die ich lange Jahre geleitet habe, sind es 100 Kinder weniger.
Doch jetzt steht erstmals die Kreisliga-B-Saison an . . .
Und damit ein spannendes Jahr, in dem man mit allem rechnen muss. Ich hoffe, wir spielen um den Aufstieg mit. Wir haben vor der Kreisliga A keine Angst und sind gut aufgestellt.

Aufrufe: 019.8.2016, 20:35 Uhr
Kölner Stadt-Anzeiger / Andrea KnitterAutor