2024-04-25T14:35:39.956Z

Aufreger der Woche
Erst mal Pause: Dominik Tryankowski lässt die Pfeife nach der Diskussion um seine Aktion ruhen. Foto: Mario Luge
Erst mal Pause: Dominik Tryankowski lässt die Pfeife nach der Diskussion um seine Aktion ruhen. Foto: Mario Luge

Vorerst bleibt die Pfeife stumm

Nach seiner Absetzung macht Schiedsrichter Tryankowski Pause / Kommunikation nicht optimal

REGION. Seine Geschichte schlug hohe Wellen. Dabei wollte er nur ein Zeichen setzen. Gegen Gewalt und Aggressionen auf dem Fußballplatz. Doch Dominik Tryankowski wurde ausgebremst. Dabei ist es seine Passion Schiedsrichter zu sein. Doch von seiner Leidenschaft hat er genug. Tryankowski hat seinen Rücktritt erklärt. Zumindest vorerst.

Es war ein Schock für ihn, als er erfuhr, bei einem E-Jugendspiel sei ein Schiedsrichter geschlagen worden. Ihm war sofort klar: „Ich muss ein Zeichen setzen.“ Dass sich auch der Unparteiische nicht korrekt verhielt, erfuhr Tryankowski erst im Nachhinein. Wobei dies für ihn eine keine Rolle spielt: „Gewalt hat auf unseren Plätzen nichts verloren. Und gerade die Aggression gegen uns Schiedsrichter hat in der jüngsten Vergangenheit immer mehr zugenommen.“

Er wollte ein Zeichen setzen. Für die Schiedsrichterzunft, die immer mehr zum Freiwild wird. Tryankowski wollte die A-Klassen-Partie zwischen der SG Guldental und des TuS Hackenheim am vergangenen Freitag für fünf Minuten unterbrechen. Doch zu seiner Aktion sollte es nie kommen. Tryankowski wurde die Leitung der Partie entzogen.

Dabei hatte er durchaus Fürsprecher für seine Aktion. Tino Häuser, Trainer des TuS Hackenheim, hätte die Aktion Tryankowskis in der Partie seiner Mannschaft mitgetragen. „Ich hätte es für gut gehalten“, so Häuser. Und auch die SG Guldental hätte eine Spielunterbrechung akzeptiert. Bernd von der Weiden, Vorsitzender der SG: „Gerade für die zunehmende Gewalt bei Jugendspielen wäre es eine Aktion wert gewesen.“ Auch wenn man es im Vorfeld vielleicht noch anders hätte kommunizieren können.


Will seinen Schiedsrichter schützen: Christian Wendel setzte Tryankowski vom A-Klassen-Spiel ab. Foto: Dirk Waidner

So sah das auch Christian Wendel, zuständiger Kreis-Schiedsrichterobmann, der keinen Hehl daraus machte, dass er von der Aktion nichts hält. In seinem Kreis war nach der Ankündigung Tryankowskis die Hölle los. Die Schiedsrichtergruppe war in Aufruhr. Telefonate, Ausschusssitzungen, unzählige Gespräche - und am Ende ein klarer Entschluss: „Wir wollten den Schiedsrichter aus der Schusslinie nehmen. Ein Alleingang Tryankowskis kann nur schief gehen“, so Wendel, der beteuert: „Die Entscheidung war nicht gegen den Schiedsrichter persönlich und ist keiner Degradierung gleichzusetzen, sondern diente zu seinem Schutz.“ Wendel setzte einen neuen Unparteiischen für die Partie an.

„Man hätte mich auch aus der Schusslinie nehmen können, indem man mir ein positives Feedback gegeben und den Rücken gestärkt hätte“, so Tryankowski, der aber auch zugibt, dass er sein Handeln besser vorher mit dem Schiedsrichterkreis abgesprochen hätte. „Vielleicht war es etwas voreilig von mir direkt an die Öffentlichkeit zu gehen.“ Die Kommunikation, so gibt er zu, sei unglücklich gelaufen.

Dennoch bereut er seinen Vorstoß nicht. „Ich habe eine Welle der Solidarität von Schiedsrichtern aus ganz Deutschland erfahren. Allein das über meine geplante Aktion gesprochen wird, zeigt das es richtig war“, so Tryankowski.

Dennoch ist seine Karriere als Schiedsrichter erst einmal vorbei. „Als ich festgestellt habe, dass mir meine Spiele für das Wochenende abgenommen wurden, habe ich bis auf Weiteres meinen Rücktritt erklärt“, so Tryankowski. Zumindest, bis die Situation für beide Seiten zufriedenstellend geklärt ist. Ob es die je geben wird, darf zumindest bezweifelt werden. „Wenn man von seinem Staffelleiter keinerlei Rückendeckung bekommt und eher noch bestraft wird, dann fragt man sich schon, warum man den ganzen Aufwand betreibt.“

Tryankowski widmet sich erst einmal anderen Sachen. In der hektischen Woche wurde er zudem erstmals Vater. Seinem Sohn widmet er nun erst mal seine volle Aufmerksamkeit. Ohne Fußball, ohne Pfeife, dafür mit jeder Menge positivem Stress.

Aufrufe: 024.9.2014, 20:43 Uhr
Benjamin MarthAutor