2024-05-02T16:12:49.858Z

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Vor der Kreisoberliga ist Anatolia nicht bang

A-Liga-Meister kehrt nach 22 Jahren zurück / Özbek: "Eine Mannschaft muss sich an den Trainer anpassen und nicht umgekehrt"

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Die Meisterschaft der ,,Anatolischen Jugend SV Birkenau", wie der Verein sich nennt, in der A-Liga Bergstraße ist ein Zeugnis einer steten Aufwärtsentwicklung.

Murat Cin, der Sportliche Leiter, der 1992 als Trainer hinter Meister FC Fürth mit der Anatolia den Aufstieg in die damalige Bezirksliga Süd packte, kennt den Grund für den Aufschwung: ,,Unser Meistermacher heißt eindeutig Nedim Özbek". Der Spielertrainer, im Vorjahr Meister mit Turanspor Mannheim, wurde im Juni 2015 erst verhältnismäßig spät verpflichtet und stand gleich zu Beginn der Saison unter Beschuss.

Denn kaum rollte im Urlaubsmonat August der erste Ball, quittierten die Anatolen Niederlagen gegen Aufsteiger SV Winterkasten und den SV Unter-Flockenbach II. ,,Es war richtig, dass wir uns hinter den Trainer stellten, und wir wurden letztlich auch belohnt", zeigten Cin und seine Mitstreiter Rückgrat. Özbeks unpopuläre Maßnahmen, auch mal etablierte Spieler für mangelnden Trainingseinsatz zu bestrafen, griffen recht bald. Die Anatolia verließ den Tabellenkeller und belegt seit dem 17. Spieltag ununterbrochen Platz eins. Und nach und nach wurde klar, dass die Meisterschaft keine Utopie ist für den Verein, der schon seit Jahr und Tag seine Heimstätte auf dem Hartplatz in Löhrbach hat.

Winter-Neuzugänge als Glücksgriffe

Die Birkenauer legten in der Winterpause nach. Auf der Zehnerposition spielte nun Saban Atav (seither SV Fürth). Mert Saglam (TSG 62/09 Weinheim II) war als Innenverteidiger auch für die Spieleröffnung wichtig. Die Trainingsbeteiligung stieg sprunghaft. Cin: ,,Als ich eines Mittwochabends im November nach Löhrbach fuhr, um bei nasskaltem Wetter dem Training zuzuschauen, traute ich meinen Augen kaum, als ich 35 Spieler zählte. Da war mir klar, dass wir alles richtig gemacht haben."

Auch der Zuschauerzuspruch verbesserte sich deutlich. So entdeckten Sportkameraden, bei denen der Verein fast schon eine Vermisstenanzeige aufgeben wollte, ihre Liebe zum Verein aufs Neue. Gerade Eintracht Bürstadt staunte jüngst nicht schlecht, als bald 200 Anatolia-Anhänger zum Spitzenspiel nach Bürstadt reisten.

Das Thema Kreisoberliga geht Cin entspannt an: ,,Mit der Hälfte der Liga sollten wir mithalten können." Blauäugig will die Anatolia aber nicnt sein. ,,Wir werden Lehrgeld bezahlen und dürfen uns nicht wundern, wenn wir mal fünf Gegentore bekommen. Aber unterm Strich können wir die Klasse halten", ist Murat Cin optimistisch.

Am Samstag feierte Nedim Özbek, der Spielertrainer von Anatolia Birkenau, seinen 40. Geburtstag. Ein Tag später holte er den Titel in der Fußball-A-Liga Bergstraße. Özbek legt Wert darauf, dass sich eine Mannschaft an den Trainer anpassen muss und nicht umgekehrt, charakterisiert seine Mannschaft wie folgt:

Tor

Cihan Vedat (31 Jahre), Spitzname: ,,Panther". Der Elektriker ist zuverlässig und auf der Linie gut. Spielerisch muss er, der auf die Kritik des Trainers sensibel reagiert, noch besser werden.

Yusuf Karli (23 ), ,,Kämpfer I". Der Kfz-Mechaniker hat sich gut entwickelt und zeigte eine solide Leistung. Er ist sehr temperamentvoll, muss in den entscheidenden Spieler ruhiger sein.

Abwehr

Serdar Kilic (29), Spitzname ,,Amboss". Der Mitarbeiter im Einzelhandel ist zweikampfstark, muss jedoch spielerisch noch besser werden.

Cihat Subasi (27), ,,Krokodil". Der Anlagenführer ist in Defensive und Offensive gleich gut. Hat konstant gespielt. Muss pünktlicher werden.

Mert Sagalam (22 Jahre), ,,Eisberg"; Der Mitarbeiter im Einzelhandel ist ein kompakter Spieler und dominant im Spielaufbau. Sollte jedoch seine Konzentration auf das Spiel richten und nicht auf das, was außerhalb des Platzes passiert.

Umut Yücel (22), ,,Stimmungskanone". Der Lagerist ist variabel und kompakt. Seine Motivationswerte weisen immer Höchststände auf. Sollte während der Runde aber nicht so oft in Urlaub fahren.

Ömer Yücel (22).,,Artist". Arbeitete in der Gastronomie. Die rechte Hand des Trainers hat eine überragende Saison absolviert, darf sich allerdings nicht so sehr von Gegenspielern und Zuschauern provozieren lassen.

Erkan Abaza (33). ,,Notar". Der Anlagenführer ist die Ruhe in Person. Seine Erfahrung ist seine große Stärke- Hört auf seinen Trainer, müsste aber seinen Gegenspieler noch konsequenter decken.

Mittelfeld und Angriff

Özdemir Gürsoy (21 ), ,,Flügelflitzer". Der Gastronomiemitarbeiter ist schnell, hat eine gute Schusstechnik. Sein Defensivverhalten muss er noch verbessern.

Tayfun Er (28 Jahre), ,,Legende" .Der Steuerberater ist intelligent mit guter Technik. Verbesserungswürdig ist sein Zweikampfverhalten.

Kenan Yücel (22). ,,Babyface". Der Filialleitereines Supermarktes ist ein wahrer Dauerläufer, wird nicht müde. Die Spieleröffnung muss er noch verbessern.

Ertan Atav (22), ,,Kämpfer II". Der angehende Industriemeister ist zweikampfstark und hat eine gute Schusstechnik. Verbessern muss er Fitness und mentale Stärke.

Ildem Aydogdu (25 Jahre), ,,Prinzessin". Der Schichtarbeiter im Einzelhandel hat eine überragende Technik und ist sehr torgefährlich. Lauffreude und Trainingseifer könnte er verbessern.

Saban Atav (33), ,,Sänger". Der Schlosser ist ein Dauerläufer und sehr fleißig, muss noch torgefährlicher werden.

Onur Güngör (19), ,,Junior". Der Logistikmitarbeiter ist am Ball gut und torgefährlich. Müsste sich nur früher vom Ball trennen.

Hüseyin Sevimli (30), ,,Arbeitsbiene" Der Maler ist schnell und zweikampfstark, mental stark und fleißig. Defizite am Ball.

Serdar Acik (35), ,,Soldat". Der Steuerberater ist vielseitig verwendbar und zweikampfstark. Er muss manchmal seine Nerven in den Griff bekommen.

Nedim Özbek (40), ,,Das Geschoss vom Bosporus". Der Energieanlagenelektroniker hat als Torjäger einen guten Riecher.


Anatolia Birkenau trägt auf dem entlegenen Sportplatz im Birkenauer Ortsteil Löhrbach seine Heimspiele aus- Hier kickte einst auch die SG Buchklingen.

Längst hat sich die Anatolia hier häuslich eingerichtet. Aber langfristig wünscht sich der Verein eine andere Spielstätte.

,,Der Platz ist für unsere Spieler, von denen viele aus Weinheim und Viernheim kommen, ganz schön weit weg. Und wenn der erste Schnee im Kreis fällt, dann meist in Löhrbach", sagt der Sportliche Leiter Murat Cin. Und es ist halt ein Hartplatz. Cin: ,,Das Projekt Kunstrasen ist am Laufen. Und wenn ein neuer Kunstrasenplatz verlegt werden soll, dann aber bitte nicht in Löhrbach". Denn. so sagt der Sportliche Leiter, wer in der Kreisoberliga spielt, der sollte sich auch auf kreisoberligatauglichem Untergrund bewegen".

Aufrufe: 020.5.2016, 04:40 Uhr
Matthias BährAutor