Von der Kreis- in die Bundesliga

Kleinere Versuche der Eltern, sie zu „weiblicheren“ Sportarten wie etwa Tennis zu überreden, waren deutlich fehlgeschlagen. Zuletzt spielte Marlene Fries zwei Jahre bei den C-Junioren der JFG Wertachtal, hatte aber bereits Zweitspielrecht bei den Bayern.

Nach den F-Junioren folgten in Geltendorf die E- und die D-Junioren, wobei sie immer zu den Leistungsträgern gehörte. Schließlich meldeten sie die Trainer zum Sichtungstraining des älteren D-Junioren-Jahrgangs an. „Unter rund 100 Jungs war ich das einzige Mädchen“, erinnert sich Marlene Fries. Doch zur Überraschung aller, auch der Eltern, erhielt sie kurz darauf die Einladung zum Stützpunkttraining in Issing und begegnete dort Jürgen Weise, der als Trainer auch bei der JFG Wertachtal tätig ist. Auf dessen Empfehlung wechselte sie nun zur JFG in die Bezirksoberliga, denn es wurde ihr empfohlen, so lange wie möglich bei den Jungs zu spielen. Selbst ein Knöchelbruch vor der letzten Saison konnte Marlene Fries nicht aufhalten. „Der JFG sind wir dankbar, dass wir in dieser Zeit dennoch unterstützt wurden und dort danach wieder einsteigen konnten“, blickt Mutter Kerstin zurück.

Gleichzeitig jedoch nahm die Karriere Fahrt auf. Marlene Fries wurde in die Regionalliga-Auswahl Bayern Süd bei den U 14-Mädchen berufen und danach sogar in die Bayern-Auswahl. Sabine Loderer war dort ihre Trainerin. Die Bayern-Auswahl siegte sogar beim Länderpokal in Duisburg, was Marlene Fries als ersten Höhepunkt in ihrer bisherigen Laufbahn bezeichnet. Natürlich wurde jetzt auch der große FC Bayern auf das Talent aufmerksam und lud sie zum Probetraining, bei dem sie ohne weitere Sichtung sofort verpflichtet wurde. Dies war zu Beginn der laufenden Saison. Allerdings rieten die Bayern ihr, gleichzeitig noch ein Jahr bei den C-Junioren weiterzuspielen. In der Kreisliga-Mannschaft der JFG Wertachtal war sie dabei eine wichtige Stütze.

Für Marlenes Eltern war die Fußballbegeisterung der Tochter natürlich auch ein Einschnitt im Leben. Angesagt waren nun viele Fahrten zu Training und Spielen am Wochenende. „Als Nicht-Fußballer waren wir gerade bei den Spielen der Bayern-Auswahl oft eher die Außenseiter. Die anderen Mädchen hatten nämlich alle echte Fußballväter dabei. Aber auch daran haben wir uns schnell gewöhnt“, so Kerstin Fries. Heuer nun standen Fahrten zum Training und Spielen der JFG Wertachtal, daneben aber auch an die Säbener Straße, wo man schon mal eine Stunde unterwegs war, auf dem Programm. Dreimal Training und am Wochenende das Spiel gehörten dazu. „Aber Marlene ist in ihrem Leben immer schon gut strukturiert gewesen, besitzt gesunden Ehrgeiz und hat somit auch in der Realschule keine Probleme“, beschreibt die Mutter ihre Tochter. „Außerdem ist Marlene am ehesten ausgeglichen, wenn sie Fußballspielen darf.“

Mit den Bayern war Marlene Fries kürzlich bereits bei einem Turnier in Paris, sodass die große Fußballwelt schon ein wenig grüßt. In der neuen Saison folgt also jetzt der feste Wechsel zu den Bayern, wo die Schülerin nach diesem Jahr in der zweiten U 17-Mannschaft mit ihren 15 Jahren schon in die U 17-Bundesliga-Mannschaft aufrücken darf. Dort wird Carmen Roth ihre Trainerin sein und die Gegner heißen dann nicht mehr JFG Iller/Ach oder TSV Ottobeuren, sondern TSG Hoffenheim, 1. FFC Frankfurt und SC Freiburg. Klar, dass das Talent entsprechende Zukunftspläne hat. „Einmal bei der Frauenmannschaft der Bayern oder in einem US-College-Team zu spielen, das wäre schon toll. Vielleicht sogar in der Nationalmannschaft?“ sind die Träume eines jungen Talentes.

Natürlich verfolgt sie derzeit auch die Spiele der Frauen-WM in Kanada und erhofft sich den Titel für die deutsche Mannschaft. Dennoch blickt Marlene Fries gerne auf die zwei Jahre JFG Wertachtal zurück: „Ich hatte hier ein ausgezeichnetes Training und bekam viel Spielmöglichkeiten in hohen Spielklassen. Das hat mir schon weitergeholfen.“