2024-04-25T14:35:39.956Z

Vereinsnachrichten
Fußball verbindet: Zaher Haj Khalaf (23), Trainer Piet Seyen und Zozo Lazar (18, von links) auf dem Fußballplatz der TSG Hatten-Sandkrug. Die beiden Syrer Werner Fademrecht
Fußball verbindet: Zaher Haj Khalaf (23), Trainer Piet Seyen und Zozo Lazar (18, von links) auf dem Fußballplatz der TSG Hatten-Sandkrug. Die beiden Syrer Werner Fademrecht

Vom Zaungast zum Mitspieler

Zugegeben, was Bananenflanke auf arabisch heißt, weiß Piet Seyen nicht. Muss er aber auch nicht. Der Fußballtrainer der 1. Herrenmannschaft ...
der TSG Hatten-Sandkrug hat die Erfahrung gemacht: "Fußball ist international, auf dem Platz versteht man sich auch ohne viele Worte."

Noch relativ schweigsam ist Zaher Haj Khalaf (23). Er ist mit seiner Familie aus Syrien wegen des Kriegs geflohen. Über die Türkei, Mazedonien, Serbien, Ungarn und Österreich führte der Weg nach Deutschland vor einem Monat, als die EU-Grenzen für Flüchtlinge noch offen waren. Außer Sprachunterricht gibt es für den schüchtern lächelnden jungen Mann nicht viel zu tun. In der von der Gemeinde gemieteten Unterkunft hält es ihn nicht, schnell tauchte er als Zaungast auf dem nahen Sportplatz auf.

"Wir haben ihn gesehen und einfach gefragt, ob er mitspielen möchte", erzählt Seyen. Mit der Spieltechnik und Sprache hapert es noch ein wenig, aber so leicht kommt keiner an Zaher in der Abwehr vorbei.

Ein richtiges Fußballtalent ist Zozo Lazar (18). Seine Familie wohnte in Al-Hasaka, Bomben haben ihre Häuser zerstört. Das war 2013, ein Jahr und drei Monate lebte er mit Eltern, Onkel, Tante, vier Geschwistern und Neffen in einem Flüchtlingslager im Libanon. Im März erhielt die Familie ein Visum für Deutschland, seit dem 1. April 2014 leben die Lazars in Sandkrug. Fußball ist eine große Leidenschaft, aber Zozo plant auch bereits für seine berufliche Zukunft in Deutschland. "Ich möchte Fliesenleger werden", verrät er. Mit dem Deutschsprechen klappt es dank Sprachkurs schon sehr gut. Zurzeit wartet er auf die Noten seiner Prüfung.

"Wir wollen künftig unsere Türen noch weiter für Flüchtlinge aufmachen", kündigt TSG-Vorstandsmitglied Jürgen Steffens an. Am Donnerstagabend habe der Vorstand beschlossen, den Neuankömmlingen in der Gemeinde die Möglichkeit zu geben, auch ohne Mitgliedschaft Angebote der TSG zu nutzen. "Dank des Entgegenkommens des Landessportbundes besteht während des Sports dennoch ein Versicherungsschutz", verspricht Steffens.

Lange warten wird der Verein wohl nicht müssen: Am Freitag dieser Woche hat der ehrenamtlich organisierte Flüchtlingstreff in Sandkrug die TSG besucht. Ziel war es, Berührungsängste abzubauen und die Flüchtlinge über das umfangreiche Programm zu informieren. Über das Bildungs- und Teilhabepaket steht auch Flüchtlingen in Deutschland die Möglichkeit offen, Unterstützung für Vereinsmitgliedschaften zu bekommen, bestätigt Ordnungsamtsleiterin Heike Kersting.

Die 1. Fußball-Herren der TSG wird im Herbst zum ersten Mal an einer Hallenmeisterschaft teilnehmen, im Frühjahr 2016 dann in der 1. Kreisklasse (3. oder 4. Staffel) starten. Nicht nur für Zaher und Zozo ist es ein Neuanfang.

Aufrufe: 019.9.2015, 10:00 Uhr
Werner FademrechtAutor