2024-04-25T14:35:39.956Z

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Wohin führt sein Weg? Stürmer Thomas Rathgeber ist nach seinem Ende in Saarbrücken derzeit vertragslos. 	F.: imago
Wohin führt sein Weg? Stürmer Thomas Rathgeber ist nach seinem Ende in Saarbrücken derzeit vertragslos. F.: imago

Vom Streben nach Glück

Der Kemptener Thomas Rathgeber ist seit dem Aus beim 1. FC Saarbrücken vertragslos +++ Die Probezeit in Osnabrück absolvierte der Stürmer erfolglos +++ Planungen für Zukunft laufen

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2014 – des Sommermärchens zweiter Teil: Die deutsche Fußball-Auswahl triumphiert zum vierten Mal bei einer WM und Deutschland ist aus dem Häuschen. In Saarbrücken verfolgte Thomas Rathgeber den DFB-Siegeszug von der Couch aus. „Auch ich war vollkommen euphorisch, als die Jungs den Titel geholt haben. Es war Phänomenal“, sagt der Kemptener. Zum Zuschauen verdammt ist Rathgeber dieser Tage ohnehin. Das Sommermärchen 2014 ist für den 29-Jährigen wahrlich keins.

Nach seinem Abgang vom Drittliga-Absteiger 1. FC Saarbrücken ist der Stürmer vertraglos. Das jüngste Engagement beim Drittligisten VfL Osnabrück endete nach einer Trainingswoche und zwei Tests jäh. „Ich hatte ein gutes Gefühl und habe mich auf der guten Seite gesehen“, sagt Rathgeber: „Leider hat es nicht sollen sei n. Wegen meiner Sprunggelenksverletzung haben sie Abstand genommen.“ Bereits im Winter hatten die VfL-Verantwortlichen in Saarbrücken angeklopft, um den Stürmer nach Osnabrück zu lotsen. „Wir waren relativ weit in den Verhandlungen“, erinnert sich Rathgeber: „Leider wollte mich Saarbrücken nicht gehen lassen.“

Was folgte, waren Monate der „sportlichen Enttäuschung“, an deren Ende der Abstieg mit dem FCS stand. Noch im September 2013 war Rathgeber nach seinen beiden Treffern im DFB-Pokal gegen Paderborn der gefeierte Held. Aus dem Zentrum der Jubeltraube folgte der rasante Abstieg: „Mich hat aber nichts davon gekränkt“, sagt Rathgeber heute: „Ich muss nie im Fokus stehen, und vermisse es nicht, wenn es wegbleibt.“ In Saarbrücken galt der Vertrag des Stürmers nur für die 3. Liga. Die Option, nach dem Abstieg freiwillig zu verlängern, kam für den 29-Jährigen „nicht infrage. Dazu ist zu viel schief gelaufen, auch menschlich. Nachtreten möchte ich aber keinesfalls, ich hatte eine gute Zeit beim Klub“, sagt Rathgeber. Und doch: Die Transferbilanz der Saarländer belegt seine Schilderung: Unglaubliche 23 Spieler verließen den FCS nach dem Abstieg.

Rathgeber selbst befindet sich nun auf der nächsten Etappe in seinem Streben nach Glück. Mit 21 Jahren verließ er 2006 die Heimat, den FCK. Nach einem glücklosen Jahr in Bochum, in dem er auf sieben Einsätze kam, gelang dem Stürmer bei der SpVgg Unterhaching ab 2007 der Durchbruch: In drei Spielzeiten lief er 94 Mal für die Münchner Vorstädter auf und erzielte dabei 26 Treffer. Das dreijährige Gastspiel in Offenbach (78/19) endete mit der Insolvenz der Kickers. 2013 ging es für Rathgeber nach Saarbrücken – der Rest ist Geschichte. „Abstiege sind nie schön“, sagt er: „Man beginnt, stark an sich zu zweifeln.“

Dass seine hartnäckige Verletzung einer Empfehlung für neue Arbeitgeber im Wege steht, sieht Rathgeber vergleichsweise gelassen. „Der Fuß hält mich auf Trab. Fit zu werden hat höchste Priorität“, sagt er: „Bis dahin macht es keinen Sinn, über Interessenten nachzudenken.“ Anfragen habe es allemal gegeben – und das stimmt ihn zuversichtlich.

Privat freilich hat Rathgeber sein Glück gefunden. Mit seiner Lebensgefährtin wohnt er noch in Saarbrücken: „Die Stadt ist wunderschön. Ich fühle mich noch immer wohl hier und bin glücklich, wie es ist.“ Überdies nutzt der 29-Jährige die Regenerationszeit, um sein Fernstudium der Wirtschaftswissenschaften in Hagen voranzutreiben. „Das alles ist ein Plan für die Zukunft“, sagt Rathgeber, der keinen Gedanken an das Karriereende verschwendet: „Ich will unbedingt noch ein, zwei Jahre professionell spielen. Und ich weiß, dass ich es kann.“

Aufrufe: 020.7.2014, 14:25 Uhr
Allgäuer Zeitung Kempten / Ronald MaiorAutor