2024-05-14T11:23:26.213Z

Allgemeines

Vom Kicker zum Planer

Vor einem Jahr beendete Sven Johne seine Laufbahn. Jetzt sitzt er bei Budissa am Schreibtisch und liebt lange Laufstrecken.

Vor einem Jahr beendete Sven Johne seine leistungssportliche Laufbahn bei Budissa Bautzen. Jetzt leitet er die Geschäftsstelle des Regionalligisten. Am Ball ist der 32-Jährige trotzdem noch – in der Kreisoberliga für seinen Heimatverein SG Traktor Reinhardtsdorf. Mit seiner Frau Madeleine und Töchterchen Ella (15 Monate) lebt er in Doberschau. Im SZ-Gespräch blickt der ehemalige Dynamo-Kicker auf die letzten Monate zurück und erzählt, warum er Marathonläufe so reizvoll findet.

Herr Johne, sehen Sie heute von Ihrem Schreibtisch aus manche Dinge anders?

Ja, auf jeden Fall. Aber bei mir war es etwas anders, da ich während meiner letzten Jahre als Fußballer bei Budissa schon im Verein gearbeitet habe. Daher habe ich viele Abläufe anders wahrgenommen. Die Erkenntnisse und Erfahrungen, die ich im wirtschaftlichen Bereich damals und jetzt gesammelt habe, sind vor allem jungen Spielern nicht so einfach zu vermitteln.

Haben Sie Ihre Entscheidung bereut?

Definitiv nicht. Sicher hätte ich noch zwei, drei Jahre Leistungssport betreiben können. Aber die Chance, den Sprung hin zur beruflichen Zukunft wollte ich beim Schopf packen. Auch die Geburt meiner Tochter hat einiges bewirkt. Fußball zu spielen, stand da nicht mehr an erster Stelle, sondern die Familie. Die Jahre zuvor hatte ich dem Sport fast alles untergeordnet.

Was ist Ihr Aufgabengebiet?

Ich arbeite sehr eng mit dem Vorstand zusammen. Es geht um Finanzbuchhaltung, Planung und Organisation, Öffentlichkeitsarbeit, Fanartikelverwaltung, Beitragskassierung, Lizenzierungsverfahren, Sponsorenbetreuung und so weiter.

Welche Partien als Budissa-Spieler blieben Ihnen in besonderer Erinnerung?

Die letzten Spiele und Wochen vor unserem Regionalliga-Aufstieg 2014. Ich war Spieler, aber auch in der Geschäftsstelle involviert. Ich habe hier gewohnt und bekam hautnah mit, was andere Leute denken und fühlen, wie sie mit dem Verein mitfiebern. Das war eine beeindruckende Zeit.

Auch die Jahre bei Dynamo Dresden?

Selbstverständlich. Ich habe ab der B-Jugend vier Jahre im Nachwuchsbereich gespielt, Trainer waren unter anderem Frank Lippmann und Gert Heidler. Knapp zwei Monate nach meinem 19. Geburtstag habe ich mein Debüt bei den Profis gegeben. Zu dieser Zeit war ich noch A-Junior, danach rückte ich unter Trainer Christoph Franke in den Profikader auf.

Können Sie sich noch an das Spiel gegen den FC Bayern erinnern?

Ja, das war am 15. Januar 2003. Wir spielten in Dresden bei Eiseskälte 2:2 und ich durfte eine halbe Stunde gegen die Elber, Schweinsteiger und Zickler ran. Ein Jahr später stiegen wir in die Zweite Liga auf. Ich hatte zwar nur fünf Einsätze, aber für mich als junger Spieler war diese Saison natürlich ein unglaubliches Erlebnis. Ich werde das letzte Regionalliga-Heimspiel gegen Neumünster (1:0/A.d.R.) nie vergessen. Das Stadion war rappelvoll, die Leute saßen selbst auf den Banden in den oberen Blöcken. Als wir zum warm machen auf den Rasen liefen, sah ich diese unglaubliche Kulisse. Obwohl es an diesem Tag über 30 Grad warm war, fröstelte es mich unentwegt. Es war gigantisch.

Wer holte Sie nach Bautzen?

Horst Rau, der 2007 das Traineramt übernommen hatte. Ich kam aus Grimma. Wir sind dann hier in die Nähe gezogen und ich habe eine Vollzeitstelle bei der Firma Hentschke Bau bekommen. Es hat gepasst.

Haben Sie gezweifelt, dass Budissa diesmal den Klassenerhalt schafft?

Nein, richtig gezweifelt habe ich nie. Ich wusste, dass das Potenzial ausreicht. Aber jeder, der schon mal etwas mit Abstiegskampf zu tun hatte, weiß, was dann los ist. Da wird vieles zu einer Kopf- und Kraftfrage. Schauen Sie sich Energie Cottbus an. Wer hätte vor ein paar Jahren geglaubt, dass Budissa und Energie 2016/17 in der vierten Liga aufeinandertreffen?

Sie spielen noch für Ihren Heimatverein Reinhardtsdorf. Wie lief die Saison?

Ordentlich, im Moment sind wir Sechster. Es ist ja mein Heimatverein und da war es eine Herzenssache, noch eine Saison dort zu spielen. Zumal mein Vater Abteilungsleiter bei Traktor ist und sich immer gewünscht hat, dass sein Sohn noch einmal für Reinhardtsdorf aufläuft. Ich habe etliche Kumpels dort. Eine schöne Sache.

Wie schwer fällt das Abtrainieren?

Überhaupt nicht. Ich treibe sehr gern und regelmäßig Sport. Kürzlich bin ich meinen ersten Marathon gelaufen. Die Überwindung, körperlich bis an die Grenze zu gehen, auch die vielen Starter und Zuschauer, machen diesen Sport sehr reizvoll. Und man ist für sich allein verantwortlich. Das beginnt schon bei den Trainingsplänen. Mannschaftssport ist etwas ganz anderes.

Wie lange haben Sie gebraucht?

Ich bin den Oberelbe-Marathon in 3:15 Stunden gelaufen. Und ich bin mir sicher, dass das nicht mein letzter Marathon war.

Wann ist in Bautzen Saisoneröffnung?

Am 13. Juli mit einem Spiel gegen den Drittliga-Aufsteiger FSV Zwickau. Ein sehr attraktiver Gegner für diesen Tag.


Budissa Bautzen stellt sein Team um

Aufrufe: 09.6.2016, 09:26 Uhr
Jürgen SchwarzAutor