2024-04-25T14:35:39.956Z

Ligabericht
Viktorias Tim Väyrynen (links) versucht, sich gegen Essens Patrick Huckle zu behaupten., Foto: Dahmen
Viktorias Tim Väyrynen (links) versucht, sich gegen Essens Patrick Huckle zu behaupten., Foto: Dahmen

Viele Bälle ins Nichts

Mit dem 0:0 gegen Rot-Weiß Essen verspielt Viktoria Köln seine letzte Chance auf den Titel. Mit jetzt neun Punkten Rückstand auf den Tabellenführer Borussia Mönchengladbach erscheint der Rückstand als nicht mehr aufholbar.

Manchmal reicht eine Szene, um alles über ein Fußball-Spiel zu erfahren. Beim 0:0 in der Regionalliga West zwischen dem FC Viktoria und Rot-Weiß Essen war es am Sonntagnachmittag ein Moment acht Minuten vor Schluss, an dem entlang sich alles über diese weitgehend trostlose Partie erzählen ließ: Kölns Mittelfeldspieler Mike Wunderlich beförderte einen Freistoß aus der eigenen Hälfte heraus unerreichbar für alle Mit- und Gegenspieler zehn Meter am Tor vorbei über die Grundlinie hinweg ins Aus — Chance vertan.

Unter den ohnehin schon nicht gerade euphorisierten Zuschauern im Sportpark Höhenberg waren keine Pfiffe zu vernehmen, keine aufmunternden Rufe. Nur Schweigen. Wenn schon Wunderlich als einem der technisch besten Männer ein solches Malheur passiert, so wird es den meisten durch den Kopf gegangen sein, was sollte vom Rest des Teams kommen?

Es waren also keine Tore und spektakulären Augenblicke, die in Erinnerung blieben, sondern nur eine für alle Beteiligten deprimierende Erkenntnis: Die beiden Klubs, die im Sommer mit dem Gewinn des Titels geliebäugelt hatten, werden den souveränen Tabellenführer aus Mönchengladbach nicht mehr in Verlegenheit bringen können. Die Rechtsrheinischen haben neun Punkte Rückstand, die Essener sogar zehn. Das ist zu wenig für uns”, klagte Kölns Offensivspieler Silvio Pagano, „aber solange Gladbach keine Punkte liegenlässt, können wir ohnehin nicht mehr viel machen.”

Sein Trainer Tomasz Kaczmarek sah sich in seiner schon vor der Begegnung geäußerten Einschätzung bestätigt, er sagte: „Das war ernüchternd. Ich glaube, wir haben gesehen, dass uns noch sehr viel fehlt, um eine Spitzenmannschaft zu sein. Wir hatten diesmal einfach zu viele Leute auf dem Platz, die nicht in guter Form waren.”

Tatsächlich erspielten sich die Gastgeber kaum Chancen, zwei kurz nacheinander abgeblockte Schüsse von René Klingenburg waren schon die gefährlichsten Möglichkeiten (64.). Essen traf immerhin den Pfosten (Marcel Platzek/15.), zudem prüfte Benjamin Baier, der Bruder des Augsburger Bundesliga-Profis Daniel Baier, Viktorias gut reagierenden Neeper Nico Pellatz mit einem Freistoß (43.). Das reichte aber auch schon, um RWE-Trainer Marc Fascher in Begeisterung zu versetzen, er meinte: „Ich habe eine richtig gute RWE-Mannschaft gesehen, weil sie taktisch stark gearbeitet hat — ein hochverdienter Punkt.” Schön, dass manche Leute leicht zufrieden zu stellen sind.

Aufrufe: 022.3.2015, 19:35 Uhr
Kölner Stadt-Anzeiger / Lars RichterAutor