Viel zu brav für Relegation

Die Kuchener blieben fast alles schuldig, was sie in der regulären Saison stark gemacht hatte. Von der Torgefahr (126 Treffer in 30 Punktspielen) war wenig zu erkennen. Über weite Strecken wirkte das Geschehen im Boller Erlengarten wie Männerfußballer gegen talentierte und brave Nachwuchskicker.

Kuchen war "körperlich und im Zweikampf unterlegen", räumt Trainer Martin Braunmiller ein. Seine Zöglinge versuchten den Ball laufen zu lassen und die Plochinger taten das, was man in Relegationsspielen zu tun hat: Sie investierten Leidenschaft und Physis. Trainer Christian Mirbauer macht den "Willen, den Platz unbedingt als Sieger verlassen zu wollen", für den Erfolg des A1-Vizemeisters verantwortlich.

Gegen die FVP-Grätschmaschinen kamen die Kuchener lange Zeit in fast jeder Situation zu spät, erst nach einem 0:3-Rückstand hielten sie dagegen, profitierten von glücklichen Toren und nachlassenden Kräften beim Gegner. Nach dem 2:3 wackelte der FVP, gewann am Ende aber völlig verdient. Vom FTSV kam "viel zu wenig", kritisiert Braunmiller und vermisste jenen Willen, der beim Kontrahenten besonders ausgeprägt war. "Wenn man aufsteigen will, dann muss einfach mehr kommen", beklagt er die über weite Strecken zögerliche Zweikampfführung der Seinen.

Plochingen hatte nicht nur mehr Leidenschaft zu bieten, auch zwei überragende Einzelspieler. Max Klobeck war auf dem linken Flügel kaum zu halten und im Sturmzentrum versenkte Markus Penzkofer nahezu alles. Sein Doppelschlag (25., 29.) traf den FTSV ins Mark. In der Phase zuvor schien sich die etwas gepflegtere Kuchener Spielkultur allmählich durchzusetzen. Mit der komfortablen Führung im Rücken kontrollierte der FVP das Geschehen gegen harmlose Kuchener.

In der Halbzeit hatte Braunmiller die Seinen nochmals aufgepäppelt, zehn Minuten nach Wiederbeginn war alles dahin. Penzkofer zirkelte einen Freistoß aus 22 Metern zum 3:0 über die Mauer. Mirbauer, im achten Jahr Trainer in Plochingen, hat die wundersame Wandlung seines Torjägers mitverfolgt: Als Mirbauer beim FVP "anfing, spielte Markus noch rechter Verteidiger". Auf der Position hätten ihn die Kuchener gestern lieber gesehen.

Die waren nach dem 0:3 klinisch tot, Kevin Schedlbauer leitete die Wiederbelebung ein. Der FVP-Keeper ließ einen Schuss von Timo Leicht durchrutschen und brachte den Kuchenern die Hoffnung zurück (65.). Weil Munz den Ball aus sechs Metern statt ins leere Tor an die Latte donnerte (74.), klammerte sich der FTSV weiter an seine kleine Chance. Die wurde größer, als Daniel Scheifele fast von der Torauslinie irgendwie ins Tor traf (87.).

Vielmehr hatte der FTSV an Torgelegenheiten nicht zu bieten, in der Nachspielzeit machte Kevin Schälling alles klar. Braunmiller verzichtet auf die Chance, die vielen verletzten Offensivspieler als Ausrede für fehlende Angriffspower anzuführen. Seine Stammkräfte auf dem Feld "haben keine hundert Prozent gebracht", erklärt er. Es gebe schließlich keine Garantie, dass die Anderen ihr volles Potenzial abgerufen hätten.

SO SPIELTEN SIE

FTSV Kuchen: Raschke - Schmieder (61. Tom Lallemand), Blum, Brosig, Wühle - Schmid, Leicht - Ruther (74. Tim Lallemand), Krist, Fiedler - Ignatiev (46. Scheifele).

FV Plochingen: Schedlbauer - Weber, Scharpf, Bösler, Hornung (67. Kleinhans) - Klein, Munz (79. Werner) - Egger (42. Markic), Augustin, Klobeck - Penzkofer (70. Schälling).

SR: Dennis Fuchs (Reutlingen).

Tore: 0:1, 0:2, 0:3 Penzkofer (25., 29., 55.), 1:3 Leicht (65.), 2:3 Scheifele (87.), 2:4 Schälling (90.+3).

Rote Karte: Tim Lallemand (90.+1/grobes Foul). Gelb-Rot: Blum (75.) - Augustin (89.). Zuschauer: 500.

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