2024-05-14T11:23:26.213Z

Ligabericht
Die Jahn-Spieler erleben gegen Rostock ein Wechselbad der Gefühle. Foto: Brüssel
Die Jahn-Spieler erleben gegen Rostock ein Wechselbad der Gefühle. Foto: Brüssel

Viel Freud und viel Leid für den Jahn

Vorne hui, hinten pfui +++ Das fast schon groteske 4:4-Unentschieden gegen den FC Hansa Rostock ist am Ende eine gefühlte Niederlage

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Nach 45 Minuten herrschten berechtigte Zweifel, nach 81 Minuten regierte die reine Freude - nach 90 Minuten bestimmte Fassungslosigkeit die rot-weiße Fußballwelt. Am 5. Spieltag der 3. Liga verspielte der SSV Jahn Regensburg gegen den FC Hansa Rostock innerhalb von fünf Minuten (84./89.) noch das Kapital einer 4:2-Führung. Am Ende stand ein beinahe schon groteskes 4:4 (0:1)-Unentschieden und vom Spielverlauf her eindeutig eine gefühlte Niederlage für die Mannschaft von Jahn-Trainer Alexander Schmidt.
Der 45-jährige Fußballlehrer war danach wie geschockt. ,,So etwas ist natürlich grausam." Genauso sah das auch Jahn-Innenverteidiger Gino Windmüller: ,,Das tut richtig weh." Für die 3807 Zuschauer hatte die Partie indes hohen Unterhaltungswert - vor allem im zweiten Durchgang. Durften sie doch durch das stete Auf und Ab auf dem Rasen die Hoffnung saugen, dass jede Minute etwas passieren könnte - hüben wie drüben.Noch kein einziges Mal ist der Jahn bislang mit einer gegenüber dem Vor-Spieltag unveränderten Startelf angetreten. Auch am Samstag hatte Trainer Schmidt einige Überraschungen parat: Stephan Loboué kehrte zurück ins Tor, Matthias Dürmeyer reihte sich in die Viererkette (links) ein und Gino Windmüller in die Innenverteidigung. Patrick Lienhard stürmte in vorderster Front zusammen mit Daniel Steininger, während Aias Aosman (rechts) und Jonas Erwig-Drüppel (links) als Flügelspieler eingeteilt waren.

Ziemer hat ganz viel Zielwasser
Die Rot-Weißen, das merkte man, gingen mit großen Vorsätzen ins Spiel. Erst einmal aber wurde Loboué bei einem strammen Schuss von Hansa-Mittelfeldspieler Dennis Srbeny geprüft. Und kurz danach hatte der Keeper Glück, dass Denis Weidlich, der Ex-Jahnler in Diensten Rostocks, den Ball an den Innenpfosten knallte. Im Anschluss traf Fabian Trettenbach auf der anderen Seite dann den Außenpfosten. Nach Alu-Treffern stand es somit 1:1. Bald darauf stand es jedoch 1:0 für die Gäste. Innenverteidiger Thomas Kurz vertändelte im Strafraum den Ball gegen Srbeny, der Marcel Ziemer bediente und dessen wuchtiger Schuss die Führung für Rostock bedeutete. ,,Der Rückstand geht voll auf meine Kappe. Das darf nicht passieren", gab Kurz sich auch schuldbewusst.Danach war der Jahn zwar am Drücker und wurde frenetisch angefeuert, vorerst war es aber viel Lärm um nichts. Die Regensburger standen nach dem Wechsel weiter hoch, und dann machte Kurz seinen Fehler wieder wett - köpfte im Anschluss an eine Ecke zum 1:1 ein. Die Freude darüber währte aber nicht lange. Rostock fand Lücken da, wo der Defensivverbund des Jahn eigentlich am stabilsten sein sollte. Der eingewechselte Halil Savran köpfte auf Ziemer, und der nickte völlig frei zum 2:1 ein. ,,Das war zu einfach. Der Gegner stand fast immer frei", monierte später Jahn-Schlussmann Loboué, dem sein 33. Geburtstag gehörig verhagelt wurde.

Scheinbar sichere 4:2-Führung
Doch die Hausherren kamen nicht aus dem Gleichgewicht und fanden wieder ins Spiel zurück. Oliver Hein steckte auf Aias Aosman durch, der zum 2:2 vollendete. Es kam noch besser: Nach einem Solo brachte Fabian Trettenbach den Jahn mit 3:2 in Front. Der Jahn, der inzwischen vom 4-4-2-- auf ein 4-3-3--System umgestellt hatte, war nun das zielstrebigere Team, was die Überraschung des Tages war. Trainer Schmidt gestikulierte adrenalindurchflutet an der Seitenlinie geheime Zeichen, die die Mannschaft verstehen sollte. Sein Team nahm Rostock langsam in den Klammergriff. Zur Pause hatte Schmidt mit dem lange verletzten Romas Dressler einen Angreifer gebracht, den keiner auf dem Zettel hatte. Der 26-Jährige rechtfertigte bei seinem Saisoneinstand das Vertrauen des Trainers und erzielte nach Vorbereitung von Aosman und mit der unfreiwilligen Mithilfe von Hansa-Keeper Jörg Hahnel das 4:2.Gespielt waren da 81 Minuten. Der Jahn steuerte scheinbar sicher auf einen Dreier zu. Für Schmidt war der Erfolg aber noch lange nicht eingetütet. Die Partie sei noch nicht entschieden, habe er zu dem Zeitpunkt gesagt, berichtete der Jahn-Coach und sollte recht behalten. Die Gäste gaben nicht auf und beim Jahn kam es zur Qualitätsfrage. Denn dazu gehört, den Ball länger halten zu können, wenn es eng wird, bei eigener Führung. Das gelang in der Schlussphase gar nicht mehr, was für die Rostocker ,,viel freies Land" ergab, das vor allem Marcel Ziemer zu nutzen verstand. Schon mit seinem Anschlusstreffer zum 4:3 avancierte der Hansa-Stürmer zum ,,Man oft ehe Match". Der 29-jährige Hansa-Stürmer konnte eine Minute vor Schluss mit seinem vierten Treffer zum 4:4 dann aber sogar noch einen draufsetzen.
Aufrufe: 024.8.2014, 16:41 Uhr
Von Heinz Reichenwallner, MZAutor