VfR-Trainer Erkenbrecher holt aus

Sollte der VfR am Saisonende tatsächlich aus der Regionalliga absteigen, dann wird man wissen, in welcher Phase die meisten Zähler liegen gelassen wurden: im Frühjahr 2015. Denn auch das vierte Unentschieden nach der Winterpause hätte gut und gerne ein ,,Dreier" für Rasensport sein können. ,,Wir haben zwei Punkte nicht geholt", lautete das erste Fazit von Gästecoach Uwe Erkenbrecher. ,,Im Endeffekt hätten wir als Sieger vom Platz gehen müssen", hörte man den 60-Jährigen zum wiederholten Mal sagen.

Der VfR-Trainer war ein hohes Risiko gegangen, rückte von der bewährten 4-4-2-Taktik mit zwei Sechsern ab, ließ stattdessen im 4-4-2 mit Raute agieren. ,,Ich hatte das intern mit drei Spielern besprochen. Wir waren uns einig, mehr Risiko gehen zu wollen", verriet der 60-Jährige. ,,Doch wir haben zu lange gebraucht, unsere Aufgaben auf dem Platz aufzunehmen. Es kann allerdings nicht sein, dass wir so ins Schwimmen geraten, nur weil einer fehlt", schüttelte ,,Erke" den Kopf. Der eine Fehlende durfte sich bereits nach wenigen Minuten hinter dem Tor warmlaufen: Kevin Pino Tellez. ,,Das war eine Art Drohung, die gewirkt hat", schmunzelte der Coach, dessen Team sich nach einer Viertelstunde gefangen hatte und eine derart gute Leistung bot, dass Pauli-Trainer Elert anerkennend festhielt: ,,Neumünster steht in der Tabelle unter Wert da."

Erkenbrecher ließ es sich nicht nehmen, zu einer Einzelkritik auszuholen. Zwei Akteure traf dabei der Bannstrahl: Reio Laabus und Abdel Abou-Khalil, die beide echte ,,Riesen" nicht nutzen konnten. ,,Bei Laabus ist das Maß jetzt voll", polterte der VfR-Übungsleiter und auch die zweite Spitze neben dem starken Michél Harrer bekam ihr Fett weg: ,,Abou-Khalil ist nicht zu 100 Prozent da, um uns zum Sieg zu schießen. Hast du professionelle Strukturen, passiert dir so etwas nicht."

Indirekt war das natürlich ein Seitenhieb auf die Funktionärsschaft bei Rasensport. Direkt folgte noch einer hinterher: ,,Mit den vielen U 23-Spielern im Kader hat der VfR glänzende Perspektiven. Doch im Verein bewegt sich zu wenig." Erkenbrecher sparte sich selbst nicht aus. ,,Den (verschossenen, Anm. d. Red.) Elfmeter nehme ich auf meine Kappe. Denn wir hatten einen solchen Fall nicht besprochen, und unser etatmäßiger Schütze Christopher Kramer fehlte bekanntlich gelbgesperrt. Ich hätte Nils Winter nicht schießen lassen, doch als er sich den Ball schnappte, wollte ich nicht mehr intervenieren", erklärte der Trainerfuchs.

Clubvorsitzender Gerd Grümmer äußerte sich nach dem Abpfiff auch - zur Nachfolge Erkenbrechers (wechselt im Sommer bekanntlich zum MTV Gifhorn): ,,Ich gehe davon aus, dass wir bis zum 10. April eine Lösung präsentiert haben." Mit Felix Schlagelambers (zum TSV Schilksee) steht indes der erste Abgang des VfR praktisch fest. ,,Unterschrieben ist noch nichts, doch meine Intention geht klar in diese Richtung", sagte der VfR-Mittelfeldmann, der vor knapp zwei Jahren von Holstein II gekommen war und der sich am kommenden Mittwoch an seine alte Wirkungsstätte begeben darf. Denn im SHFV-Pokal-Halbfinale muss Rasensport am 25. März um 19 Uhr beim Drittliga-Zweiten Kiel ran.