2024-04-29T14:34:45.518Z

Ligabericht
Foto: Holger Bär
Foto: Holger Bär

Unterhaltsames Spiel in Thalheim

Die Punkteteilung zwischen Rot-Weiß und Farnstädt unterhielt die Zuschauer

Blau-Weiß Farnstädt im Spitzenspiel der Landesliga Süd bei der gastgebenden SG Rot- Weiß Thalheim am Boden (siehe Foto)? Mitnichten! Die Partie hatte - und das vorweg - deutlich mehr als nur 89 interessierte Zuschauer verdient. Denn das Spiel des aktuell Dritten gegen den aktuell Vierten der Landesliga Süd wurde seinem Prädikat "Spitzenspiel" klar gerecht.

Es war nichts für schwache Nerven, was die zweiundzwanzig Akteure plus drei Referees den Gästen im Sportpark Thalheim anboten. Ein Sieg für die eine oder die andere Mannschaft, und man hätte den Kontakt zu Spitzenreiter TV Askania Bernburg II nicht auf sieben Punkte ausufern lassen. Doch diesen Sieg, oder vielmehr eine Niederlage, hatte sich in jenem rassigen Duell niemand der beiden sportlichen Kontrahenten an diesem Spieltag verdient.

"Du hälst jetzt bedingungslos die Sechserposition" rückte Thalheims Coach Thomas Sawetzki seinen Youngster Kevin Oertel beim zwischenzeitlichen Stand von 1:3 zurecht. Thalheim bot genau in jener Phase nach gut einer Stunde Spielzeit den Gästen unnötige Räume an, welche die Farnstädter kalt zu nutzen wussten. Blau-Weiß schien in einem Spiel, welches nur die vertikale Richtung kannte, das bessere Team der ersten Halbzeit. Und auch wenn Sebastian Wille aus halblinker Position mit dem Hinterteil Thalheims Keeper Christian Sickert anzeigte, wohin er den Ball platzieren möchte: Der junge Torwart schien machtlos gegen Willes straffen Schlenzer ins lange Eck (0:1/26.).

Zu diesem Zeitpunkt - wie überhaupt über die gesamten 90 Minuten - tat auch Rot-Weiß so einiges für das Spiel. Doch die Farnstädt Aktionen besaßen in der Endkonsequenz etwas mehr Pepp. In dieser Phase wünschte man sich bei den Hausherren einen wie Trainer Sawetzki auf dem Feld, welcher bei den vorhandenen Eckstößen seine Routine und Willenskraft im Abschluss so oft schon in die Waagschale warf. Sawetzki aber hatte an jenem Tag "Ruhetag", zumindest was sein aktives Mitwirken anging.

Passivität beim Trainer der Rot- Weißen jedoch völlige Fehlanzeige. Dieser sprang mit Co- Trainer Lutz Weidner und Torwarttrainer Steffen Fritzsche in der eigenen Coachingzone oftmals im Dreieck, zeigten sich die drei doch im Verbund oft nicht mit den Entscheidungen der Unparteiischen um Schiedsrichter Mario Jeske einverstanden. Auch wenn nicht alles stets astrein mit Pfiff oder ausbleibendem Pfiff belegt wurde: Am letztlichen Spielausgang hatten die drei Referees keinen zwingenden negativen Anteil. Das wäre der Partie auch nicht gerecht geworden. Denn mit Vollgas drängten beide Kontrahenten auf drei Punkte.

Thalheim brachte mit Johannes Becher für den jungen Daniel Röder zur Pause einen erfahrenen Mann. Dieser Wechsel sollte sich im Spielaufbau und letzlich in der Verwertung der sich bietenden Chancen auszahlen. Ebenso gekonnt wie beim 0:1 der Farnstädter sorgte Thalheims Kapitän für den umjubelten Ausgleich (1:1/47.). Rot-Weiß blies zum Angriff, musste zwei Minuten darauf nach Flanke per Kopf durch Stürmer Tim Jonietz sofort die Partie drehen. Der Angreifer setzte die Kugel um Zentimeter am Kasten von Keeper Manfred Daum vorbei (49.).

Euphorisch die Dinge nun in der Hand zu haben glaubend, öffneten die Hausherren die Räume speziell vor der eigenen Coachingzone sträflich. Aus verdächtiger Abseitsposition staubte wiederum Sebastian Wille zum 1:2 und damit der neuerlichen Führung der Gäste ab (55.). Als Christopher Blümel am kurzen Pfosten eine wuchtig flache Eingabe in den eigenen kurzen Winkel gabelte und damit das 1:3 herstellte (60.), musste man sich mit einer Thalheimer Niederlage vertraut machen.

Doch Rot-Weiß legte personell mit dem einst für den VfL Halle 96 und GW Piesteritz stürmenden Marciano Voufack einen filigranen Offensivmann nach. Der 30-jährige Kameruner spielte zwar relativ körperlos, doch was er am Fuß mit dem Ball machte, sollte passen. Eine Minute nach dem 1:3 stellte der A-Juniorenkapitän der Spielgemeinschaft Sandersdorf/Thalheim, Kevin Oertel, mit seinem eigentlich vom Trainer unterbundenen Vorwärtsdrang sofort den Anschluss her (2:3/61.). Und als Jonietz im Konter quer auf den eingewechselten Voufack passen wollte, schlenckerte sich Farnstädts Felix Bartolini den Ball ungewollt aus fünf Metern den Ball vorbei am Keeper in die eigenen Maschen.

Das war nicht nur der spielerische Ausgleich zum 3:3 (66.), sondern auch der Ausgleich in Sachen Eigentore. Vieles lief in diesem Spiel identisch. Beide Parteien vergaßen jegliches Sicherheitsdenken, boten den Zuschauern bedingungslosen Angriffsfußball. Beide schossen jeweils drei Tore, davon je ein Eigentor. Und beide kassierten sie trotz spannender zwanzigminütiger Schlussphase und jeweiligen Chancen für den Treffer zur Entscheidung am Ende "nur" einen Zähler für eine sehenswerte Landesligavorstellung.

Aufrufe: 026.10.2014, 09:25 Uhr
Holger BärAutor